Arzneipflanzenlexikon

Bärentraube

Bärentraube
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Echte Bärentraube – Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng.

Familie

Heidekrautgewächse (Ericaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Bärentraube wächst in höheren Lagen auf der gesamten nördlichen Hemisphäre. So kommt sie in Europa von der Iberischen Halbinsel über ganz Mitteleuropa bis Skandinavien vor. Östlich ist sie bis Sibirien, zum Altai und Himalaja verbreitet. In südlichen Gebieten wächst die Bärentraube in Gebirgslagen, meist über der Baumgrenze, in nördlichen Gebieten steigt sie bis weit in die Täler hinab.
Die Bärentraube ist ein niederliegender Zwergstrauch, oft dichte Matten bildend, mit ledrigen, glänzenden, kleinen Laubblättern. Die kleinen weißen bis rötlichen, glockenförmigen Blüten stehen in endständigen, überhängenden Trauben, aus denen sich im Spätsommer leuchtend rote, beerenartige Früchte mit harten Kernen entwickeln.

Bei Linné hieß die Pflanze noch Arbutus uva-ursi, bei einer Umbenennung wurde der Gattungsname als Lehnübersetzung des Artepithetons uva-ursi gebildet. Aus lat. ‚uva’ (= Traube) wurde somit griechisch ‚staphyle’, und aus lat. ‚ursus’ (= Bär) wurde griechisch ‚arktos’. Der deutsche Name der Pflanze ist somit eine Übersetzung des botanischen Namens. Der Bezug zum Bär ergibt sich aus dem Vorkommen dieser Art in zirkumpolaren Regionen unter dem Sternbild des Großen Bären (lat. ‚ursa maior’; gr. ‚arktos’). Die „Traube“ spricht die roten, beerenartigen Früchte an, die wie Weintrauben am Weinstock stehen.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Laubblätter (Bärentraubenblätter - Uvae ursi folium). Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in Spanien und Italien.

Inhaltsstoffe der Droge

Bärentraubenblätter enthalten Arbutin (Hydrochinonglucosid) und andere Phenolglykoside, Gerbstoffe und Flavonoide.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Bärentraubenblätter (Uvae-ursi folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Bärentraubenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: unkomplizierte entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege (z. B. Blasen­entzündung), wenn eine Behandlung mit Antibiotika nicht erforderlich ist.
Kommission E: entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege.

Traditionelle Anwendung

Bärentraubenblätter wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Bärentraubenblätter zur Behandlung von Symptomen wiederkehrender Blasenentzündungen (z.B. Brennen beim Wasserlassen und/oder häufiges Wasserlassen bei Frauen) eingenommen werden, wenn ernsthaftere Ursachen dafür ärztlicherseits ausgeschlossen wurden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene Bärentraubenblätter als Tee
  • auf Hydrochinon-Derivate (Arbutin) standardisierte Trockenextrakte in Tabletten
  • auf Hydrochinon-Derivate (Arbutin) standardisierte wässrige Auszüge in Flüssigkeiten

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: bis 4-mal täglich eine Tasse warmen Bärentraubenblättertee trinken; Tagesdosis 6 bis 12 g Droge bzw. 400-840 mg Hydrochinon-Derivate, berechnet als Arbutin.
Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Ortho­siphonblätter oder Birkenblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).

Bereitung eines Teeaufgusses

2,5 g fein geschnittene oder besser grob pulverisierte Bärentraubenblätter mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Möchte man den Gehalt an Gerbstoffen möglichst niedrig halten, bereitet man besser ein Kaltwasser-Mazerat. Dafür lässt man die Droge mit kaltem Wasser 6 bis 12 Std. stehen, dann wird die Droge abgeseiht und der Tee erwärmt.

Hinweise

Für die Anwendung von Bärentraubenblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse ab­geraten.
Männer sollten vor der Anwendung von Bärentraubenblättern die Ursache der Harn­wegsbeschwerden ärztlich abklären lassen.
Treten während der Behandlung Symptome wie Fieber, Harnverhalten, Krämpfe oder Blut im Urin auf, muss ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, ebenso, wenn die Symptome länger als 4 Tage anhalten. Bei Nieren­problemen sollen Bärentraubenblätter nicht angewendet werden.
Bärentraubenblätter sollten nicht länger als 1 Woche eingenommen werden. Bei einer Entzündung der Harnwege muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden. Der Harn kann sich während der Einnahme grünlich-braun färben.

Nebenwirkungen

Bei magenempfindlichen Personen kann es bei der Einnahme von Bärentraubenblättern wegen der darin enthaltenen Gerbstoffe zu Magen­beschwerden kommen.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2018), ESCOP (2012), Kommission E (1994), WHO Vol. 2

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Bärentraubenblätter, Nr. 1054)

 

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