Arzneipflanzenlexikon

Teufelskralle

Teufelskralle
Foto: © Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Afrikanische Teufelskralle – Harpagophytum procumbens (Burch.) DC.

Familie

Sesamgewächse (Pedaliaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Teufelskralle
Foto: E. Stahl-Biskup

Die Teufelskralle wächst in den Sandfeldern der Savannen im südlichen Afrika (Namibia, Südafrika, Botswana). Der Gattungsname Harpagophytum, abgeleitet von gr. ‚harpagos’ (= Enterhaken), und der deutsche Name „Teufelskralle“ beziehen sich auf die Früchte der Pflanze. Es sind eiförmige Samenkapseln mit mehreren armartigen Auswüchsen, die sich nach dem Aufspringen der Kapseln krallenförmig auseinander spreizen und stark verholzen. Mit ihren spitzen Wider­haken bohren sie sich in die Hufen der Tiere und verursachen Infektionen, die zum Tode führen können. Sehr dekorativ sind die bis zu 6 cm langen rotvioletten, gloxinienartigen Blüten in den Blattachseln. Die krautige Pflanze liegt mit ihren langen Sprossen am Boden. Die Blätter sind gestielt und tief gelappt; sie sind meist gegenständig, an den Sprossenden oft auch wechselständig.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die knolligen, von den Seitenwurzeln abgehenden (sekundären) Speicherwurzeln (Teufelskrallenwurzel - Harpagophyti radix). Sie werden ausgegraben, gewaschen und noch frisch in 0,5 bis 1,5 cm dicke Scheiben geschnitten und diese dann getrocknet. Dabei werden sie sehr hart, weswegen sie in frischem Zustand zerkleinert werden müssen. Die Wurzeln können auch von einer anderen Harpagophytum-Art ge­wonnen werden, nämlich von H. zeyheri Decne.
Die Droge wird aus dem südwestlichen Afrika importiert und stammt aus Wild­sammlungen, zunehmend auch aus Kulturen.

Inhaltsstoffe der Droge

Teufelskrallenwurzel enthält Iridoidglykoside, Phenolglykoside und Saccharide.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Teufelskrallenwurzel (Harpagophyti radix)
  • Teufelskrallenwurzeltrockenextrakt (Harpagophyti extractum siccum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Teufelskrallenwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
ESCOP: zur Schmerzbehandlung bei Osteoarthritis und bei Rückenschmerzen; aufgrund der Bitterstoffe bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden.
Kommission E: Appetitlosigkeit und dyspeptische Beschwerden; zur unterstützenden Therapie degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Traditionelle Anwendung

Teufelskrallenwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Teufelskrallenwurzel bei leichten Gliederschmerzen und zur Besserung von Verdauungsstörungen (z.B. Blähungen, Flatulenz) sowie bei zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene oder grob pulverisierte Teufelskrallenwurzel zur Teebereitung
  • Trockenextrakte in Dragees und Kapseln
  • alkoholische Auszüge (auch Tinktur) in Tropfen
  • Harpagophytum procumbens homöopathische Urtinktur in Tropfen

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3-mal täglich eine Tasse Teufelskrallenwurzeltee trinken. Bei Glieder­schmerzen beträgt die Tagesdosis 4,5 g Droge, bei Verdauungsbeschwerden 1,5 g Droge, jeweils in drei Einzeldosen zu nehmen. Zur Appetitanregung soll der Aufguss jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahl­zeiten getrunken werden.

Bereitung eines Teeaufgusses

4,5 g bzw. 1,5 g fein geschnittene Teufelskrallenwurzel werden mit 300 mL kochendem Wasser übergossen und 8 Stunden bei Raumtemperatur stehen gelassen; dann abseihen und in drei Portionen trinken.

Hinweise

Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren darf Teufelskralle nicht eingenommen werden, bei Gallenleiden nur nach Rücksprache mit dem Arzt.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Selten treten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Kopfschmerzen auf; sehr selten wurden Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautauschlag, Nesselsucht bis hin zum anaphylaktischen Schock beobachtet.

Wechselwirkungen

Keine bekannt.

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2016), ESCOP (2009), Kommission E (1990), WHO Vol. 3

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Teufelskrallenwurzel, Nr. 1095; Teufelskrallenwurzeltrockenextrakt, Nr. 1871)

 

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