Botanische Bezeichnung
Frühlings-Adonisröschen - Adonis vernalis L.
Familie
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Frühlings-Adonisröschen ist eine sibirisch-osteuropäische Steppenpflanze (giftig!), die im mitteleuropäischen Raum selten geworden ist; in Deutschland wächst sie nur noch in den Stromgebieten von Weichsel, Oder, Main und Rhein. Die Bestände sind rückläufig und stehen unter Naturschutz.
Adonis, ein schöner Knabe und der Liebling Aphrodites, wurde auf der Jagd vom eifersüchtigen Ares, der sich in einen wilden Eber verwandelt hatte, zerrissen. Aphrodite hat der Sage nach sein auf den Boden fallendes Blut in ein Adonisröschen verwandelt. Aus jedem Blutstropfen soll ein Adonisröschen, aus jeder von Aphrodite vergossenen Träne eine Blüte gewachsen sein. Das Adonisröschen blüht im Frühling, was auch im Artepitheton vernalis (lat. ,ver, veris' = Frühling) zum Ausdruck kommt.
Das Adonisröschen ist eine mehrjährige, 10 bis 40 cm hohe Pflanze. Am ganzen Stängel sitzen zwei- bis vierfach fiederige Blätter, deren Fiedern sind sehr schmal-lineal mit nach unten umgebogenen Zipfeln. Am Stängelende steht eine im Durchmesser 4 bis 7 cm große Blüte mit 10 bis 20 zitronengelben Kronblättern. In der Blütenmitte sieht man die zahlreichen Staubblätter dicht kreisförmig um die Fruchtknoten herum angeordnet. Diese Anordnung wirkt wie ein Auge, weshalb die Pflanze auch „Teufelsauge” genannt wird. Blütezeit ist April/Mai.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit geerntete getrocknete Kraut,
bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln (Adoniskraut -
Adonidis herba).
Die Droge des Handels stammt aus Osteuropa und
Russland.
Inhaltsstoffe der Droge
Adoniskraut enthält herzwirksame Steroide in Form von Cardenoliden (Cardenolidglykosiden), Cymarin und Adonitoxin sind die wichtigsten; sie sind für die Giftigkeit der Pflanze verantwortlich.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Adoniskrauts (Adonidis herba) und des Eingestellten Adonispulvers (Adonidis pulvis normatus) war bis 2014 im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt. Das Europäische Arzneibuch enthält eine Qualitätsvorgabe für „Adonis vernalis für homöopathische Zubereitungen“.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Adoniskraut wurde weder vom HPMC noch von der ESCOP bearbeitet.
Kommission E: leicht eingeschränkte Herzleistung (Herzinsuffizienz
NYHA-Stadium I-II), v.a. bei nervöser Begleitsymptomatik
Traditionelle Anwendung
Wegen des Gehalts an stark herzwirksamen Cardenoliden, die auch für die Giftigkeit der Pflanze verantwortlich sind, verbietet sich eine Einstufung des Adoniskrauts als pflanzliches traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Adoniskraut ist Bestandteil von Herzmitteln des homöopathischen Formenkreises in Kombination mit anderen herzwirksamen Drogen (u. a. Weißdorn, Meerzwiebel, Maiglöckchen, Strophanthus). Als Zubereitung findet man darin
- Adonis vernalis homöopathische Urtinktur
- Adonis vernalis homöopathische Dilutionen D2 und D4
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: wegen der geringen therapeutischen Breite des
Adoniskrauts (Giftwirkung der Cardenolide!) dürfen Teeaufgüsse
nicht angewendet werden.
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Für eine Behandlung mit Adoniskraut ist ärztlicher Rat einzuholen.
Bei einer Therapie mit Digitalis-Herzglykosiden und
Kaliummangelzuständen darf Adoniskraut nicht eingenommen werden.
Adoniskraut darf während der Schwangerschaft und Stillzeit
nicht eingenommen werden. Bei Kindern und
Jugendlichen unter 18 Jahren ist das Krankheitsbild nicht
relevant, weswegen eine Anwendung ohnehin nicht vorgesehen ist.
Nebenwirkungen
Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen
Wechselwirkungen
Wirkungs- und damit auch Nebenwirkungssteigerung bei gleichzeitiger Gabe von Chinidin, Calcium, Abführmitteln, und bei Corticoid-Langzeittherapie.
Literaturhinweise
Drogenmonographien
Kommission E (1990)
Weiterführende Literatur
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Deutschen Arzneibuch (Adonis vernalis für homöopathische Zubereitungen, Nr. 2832)