Arzneipflanzenlexikon

Boldostrauch

Boldostrauch
Foto: P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Boldostrauch – Peumus boldus Molina

Familie

Moniminiengewächse (Monimiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der zweijährige Boldostrauch ist der einzige Vertreter der Gattung Boldo. Er ist in Zentral-Chile und Peru vom 30. bis zum 41. Breitengrad heimisch und bildet dort dichte Busch­wälder. Man findet ihn eingebürgert auch in bergigen Mittelmeerregionen und an der Westküste Nordamerikas.
Der immergrüne Boldostrauch wird bis 6 m hoch und trägt dicke, ledrige, ganzrandige, stark würzig riechende Blätter. Der Blattrand ist leicht nach unten eingerollt, Die Blatt­oberseite ist mit kleinen, warzigen Höckerchen übersäht. Die weißen, glocken­förmigen Blüten stehen in Trauben. Nach der Befruchtung wachsen kleine gelblich-grüne, essbare Beeren heran. Blütezeit ist der süd­amerikanische Winter (Juni bis August).

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die Blätter (Boldoblätter - Boldi folium).
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Chile.

Inhaltsstoffe der Droge

Boldoblätter enthalten ätherisches Öl, Aporphin-Alkaloide (Hauptalkaloid Boldin) und Flavonoide.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Boldoblätter (Boldi folium)
  • Boldoblättertrockenextrakt (Boldi folii extractum siccum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Boldoblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Bei leichter Leber-Gallen-Dysfunktion und zur symptomatischen Be­handlung leich­ter Verdauungsbeschwerden.
Kommission E: Bei leichten, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden; bei dyspeptischen Beschwerden.

Traditionelle Anwendung

Boldoblätter wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Boldoblätter bei dyspeptischen Beschwerden und bei leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 3 mal täglich eine Tasse warmen Boldoblättertee trinken; Tagesdosis: 4,5 g Droge.

Bereitung eines Teeaufgusses

1 bis 2 g geschnittene Boldoblätter werden mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Min. abgeseiht.

Hinweise

Beim Vorliegen eines Gallenverschlusses, bei Gallenblasenentzündung, Gallensteinen und anderen Gallenerkrankungen sowie bei Leber­er­krankungen muss ärztlicher Rat eingeholt werden.
Für die Anwendung von Boldoblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Gelegentlich allergische Erscheinungen

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2017), ESCOP (2003), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Boldoblätter, Nr. 1396; Boldo­blättertrockenextrakt, Nr. 1816)

 

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