Arzneipflanzenlexikon

Cayennepfeffer

Cayennepfeffer
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Cayennepfeffer, Chili – Capsicum annuum L. var. minimum (Mill.) Heiser

Familie

Nachtschattengewächse (Solanaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Cayennepfeffer, so die Bezeichnung für die Pflanze und die davon geernteten paprika­artigen roten Früchte, ist im tropischen Süd- und Mittelamerika heimisch und wird heute im gesamten Tropengürtel der Erde kultiviert. Er ist ein mehrjähriger, buschiger Halb­strauch, 0,5 bis 1 m hoch, mit ovalen bis oval-lanzettlichen Blättern. Die Blüten sind schmutzig weiß, die Früchte sind leuchtend rot und glänzend und haben die typische Form einer spitzkegeligen Paprika - deutlich kleiner und weniger fleischig als unsere Gemüse­paprika. Botanisch handelt es sich um eine Beere mit großen, durch falsche Scheidewände geteilten, hohlen Kammern. Damit ähnelt sie einer „Kapsel“, was im Gattungsnamen Capsicum zum Ausdruck kommt (lat. ‚capsa’ = Kapsel). Die weißen, runden Samen sitzen an den Scheidewänden.

Sowohl die Früchte als auch die Samen zeichnen sich durch einen brennend scharfen Geschmack aus – daher der Name „Pfeffer“, der auf den Gehalt an Capsaicinoiden zurück­zuführen ist. Die Früchte des Cayennepfeffers finden deshalb als scharfes Gewürz Ver­wendung und sind die Basis für zahlreiche Gewürzsoßen wie z.B. Tabasco (Mexiko), Sambal Olek (Indonesien) und die rote Chilisauce der chinesischen Küche. Durch Auslese und Kreuzung ist eine verwirrende Vielfalt von Sorten bezüglich Größe, Gestalt, Farbe und Schärfe entstanden. Für pharmazeutische Zwecke werden außer den Früchten C. annuum L. var. minimum die kleinfruchtigen Varietäten von Capsicum frutescens L. genutzt.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten, reifen Früchte (Cayennepfeffer - Capsici fructus). Sie werden hauptsächlich aus den tropischen Ländern Afrikas nach Europa importiert.

Inhaltsstoffe der Droge

Cayennepfefferfrüchte enthalten scharf schmeckende Capsaicinoide (hauptsächlich Cap­saicin), Carotinoide und Flavonoide.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Cayennepfeffer (Capsici fructus)
  • Eingestelltes, raffiniertes Cayennepfefferölharz (Capsici oleoresina raffinata et normata)
  • Eingestellte Cayennepfeffertinktur (Capsici tinctura normata)
  • Eingestellter Cayennepfefferdickextrakt (Capsici extractum spissum normatum)
Die Qualität der Capsaicinoide (Capsaicinoida) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat die äußerliche Anwendung von Cayennepfeffer zur Linderung von Muskel­schmerzen im unteren Rücken (Rückenschmerzen) als „medizinisch anerkannt“ (well-established use) akzeptiert.
ESCOP: äußerlich zur Linderung von Muskelschmerzen, z.B. Rückenschmerzen, und zur Behandlung von Schmerzen bei degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose) und rheumatoider Arthritis; weiterhin zur Behandlung von Nervenschmerzen, wie sie z.B. als Folge einer Gürtelrose auftreten können oder bei schmerzhafter diabetischer Neuropathie; außerdem gegen den Juckreiz verschiedener Ursache, z.B. im Zusammenhang mit Schuppen­flechte oder Blutdialyse und bei Kontakt mit Wasser.
Kommission E: bei schmerzhaftem Muskelhartspann im Schulter-Arm-Bereich sowie im Bereich der Wirbelsäule (Erwachsene und Schulkinder).

Traditionelle Anwendung

entfällt

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • auf Capsaicinoide standardisierter Dickextrakt in Cremes
  • auf Capsaicinoide standardisierte alkoholische Auszüge in Salben und Wärme­pflastern

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Da Cayennepfeffer nur äußerlich angewendet wird, ist ein Teeaufguss nicht angezeigt.

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Cayennepfefferzubereitungen dürfen nicht auf geschädigte Haut und nicht auf Schleim­häute aufgetragen werden. Kontakt mit dem Auge ist unbedingt zu vermeiden; deshalb müssen nach Anwendung von Cayennepfeffer-Zubereitungen die Hände sorgfältig mit Seife gewaschen werden. Nach Möglichkeit sollen beim Auftragen Handschuhe benutzt werden.
Für die Anwendung von Cayennepfeffer während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollen Cayennepfeffer nicht anwenden.

Nebenwirkungen

Bei der Behandlung mit Cayennepfeffer treten als Zeichen der Wirkung Brennen, Wärme­entwicklung und eine entzündliche Hautrötung auf, die nach Beendigung der Be­handlung wieder verschwindet. Diese Nebenwirkungen nehmen meist bei häufiger An­wendung ab.

Wechselwirkungen

Cayennepfefferzubereitungen sollen nicht mit anderen äußerlich anzuwendenden Arznei­mitteln kombiniert angewendet werden.

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2015, 2023), ESCOP (2009), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Cayennepfeffer, Nr. 1859; Cayennepfeffer­ölharz, Nr. 2336; Cayennepfefferdickextrakt, Nr. 2529; Cayennepfeffertinktur, Nr. 2337)

 

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