Arzneipflanzenlexikon

Dost

Dost
Foto: Dr. E. König

Botanische Bezeichnung

Gewöhnlicher Dost – Origanum vulgare ssp. hirtum (Link) Ietsw.

Familie

Lippenblütler (Lamiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Gewöhnliche Dost ist auf der Balkanhalbinsel und in der Türkei heimisch; heute ist er in Europa nördlich bis Südskandinavien verbreitet; im südlichen Europa fehlt er lediglich in großen Teilen der Iberischen Halbinsel, auf Sardinien und Kreta. Er wächst auf trockenen Wiesen, an Waldrändern, an Berghängen, auch in lichten Kiefern- und Eichen­misch­wäldern. Auch wird er in einigen osteuropäischen Ländern und in Spanien angebaut, da die getrockneten Blätter ein beliebtes Gewürz sind, das unter dem Namen „Oregano“ gehandelt wird.

Der Gattungsname Origanum leitet sich von gr. ‘oras‘ (= Berg) und ‚ganos‘ (= Schmuck, Zierde) ab, kann also mit „Bergzierde“ übersetzt werden. Das Artepitheton vulgare ist lateinisch und bedeutet ‚gewöhnlich‘, die Unterart hirtus bedeutet „borstig“, weshalb die Pflanze auch als „Borstiger“ Gewöhnlicher Dost bezeichnet wird.

Der Gewöhnliche Dost wird bis zu 50 cm hoch, ist im oberen Teil verzweigt; die Blätter sind kurz gestielt, oval bis lanzettlich und ganzrandig stumpf gezähnt. Sie sind durch die ätherisches Öl enthaltenden Drüsenschuppen drüsig punktiert und riechen beim Zerreiben aromatisch. Zahlreiche kurz gestielte, rosafarbene Lippenblüten stehen in doldig-rispigen, fast kugeligen Blütenständen. Blütezeit ist Juli bis Oktober.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die von den Stängeln abgetrennten, getrockneten Blätter und Blüten (Dostenkraut - Origani herba) mit ihrem würzigen Geruch nach dem in der Droge enthaltenen ätherischen Öl. Es ist in Drüsenschuppen auf der Oberfläche der Blätter enthalten und wird frei, wenn man beim Zerreiben diese Drüsen verletzt.

Inhaltsstoffe der Droge

Dostenkraut enthält ätherisches Öl, Flavonoide und Phenolcarbonsäuren. Das ätherische Öl besteht zu 50 bis 85% aus Carvacrol, 1 bis 5% Thymol, 5 bis 12% p-Cymen, 5 bis 12% γ-Terpinen und anderen Monoterpenen (u.a. Borneol, Linalool, 1,8 Cineol, α-Terpineol, α-Pinen). Im Umlauf ist auch Droge des „Thymoltyps“, dessen ätherisches Öl haupt­sächlich Thymol enthält.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität von Dostenkraut (Origani herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Laut Arzneibuch darf auch das Kraut von Origanum onites L. (Französischer Majoran, Spanischer Hopfen) verwendet werden.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Dostenkraut wurde weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Von der Kommission E erhielt Dostenkraut eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Die Beurteilung der Kommission E kann als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet werden, da von der Droge nach Erkenntnissen der Kommission E keine Risiken zu erwarten sind.

Volksmedizinisch wird Dostenkraut ähnlich wie Thymian bei Atemwegsbeschwerden (Husten, Bronchitis) eingesetzt, auch wird er bei Verdauungsstörungen und Unterleibs­beschwerden verwendet; äußerlich in Form von Gurgelwässern und als Badezusatz.

Traditionelle Anwendung

Dostenkraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Dostenkraut zur Bereitung eines Tees zur Einnahme bzw. eines Aufgusses für äußere Anwendung

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt
Teeaufguss: 3-mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Dostentee warm trinken. Die äußerliche Anwendung kann 3- bis 5-mal täglich in Form eines feuchten Umschlages erfolgen.

Bereitung eines Teeaufgusses

1,5 bis 2 g fein geschnittenes Dostenkraut mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 2 bis 4 Min. ziehen lassen und abseihen.

Hinweise

Für die Anwendung von Dostenkraut während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

Komm. E (1988), WHO (NIS)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Dostenkraut, Nr. 1880)

 

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