Botanische Bezeichnung
Echter Ehrenpreis, Wald-Ehrenpreis – Veronica officinalis L.
Familie
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Echte Ehrenpreis oder auch Wald-Ehrenpreis ist in fast ganz Europa sowie in Vorderasien heimisch, in Nordamerika und Neuseeland eingeschleppt. Er wächst teppichartig in lichten, trockenen Wäldern, auf Heiden, Magerrasen und an Wegrändern, auch im Gebirge. Im Hochgebirge wird sogar die alpine Stufe erreicht.
Die Benennungsgeschichte des Gattungsnamens Veronica ist nicht klar, vermutlich handelt es sich um eine Verstümmelung des keltischen Namens „Betonica“; denkbar ist auch, dass er sich von dem lateinischen Wortspiel „vera unica medica“ = „das wahre, einzige Heilmittel“ ableitet. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und officinalis bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich. Dass man der Pflanze vorzügliche Heilkräfte zuschrieb kommt auch im deutschen Namen Ehrenpreis zum Ausdruck, d.h. er ist wegen seiner Heilkraft zu „ehren“ und zu „preisen“.
Der Echte Ehrenpreis ist eine ausdauernde Pflanze, die im Frühjahr aus einem kriechenden Wurzelstock niederliegende, rauhaarige Sprosse mit aufsteigenden, dicht weich behaarten Seitenzweigen und aufrechten Blütenständen austreibt; diese werden bis 20 cm hoch. Die Blätter sind verkehrt eiförmig mit stumpf gekerbtem Rand; sie sitzen gegenständig am Stängel. Die blasslila Blüten stehen blattachselständig in einem dichtblütigen, traubigen Blütenstand. Die Blütenkrone ist wie der Blütenkelch 4-zählig, leicht trichterförmig; die Frucht ist eine dreieckige Kapsel. Blütezeit ist Juni bis August.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die zur Blütezeit geernteten und getrockneten, aufrechten oberirdischen Teile (Ehrenpreiskraut – Veronicae herba).
Die Droge des Handels stammt aus verschiedenen Balkanländern (Wildsammlung).
Inhaltsstoffe der Droge
Ehrenpreiskraut enthält Iridoidglykoside, Flavonoide, Gerbstoffe, Phenolcarbonsäuren und Triterpensaponine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Ehrenpreiskrauts (Veronicae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Ehrenpreiskraut wurde bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Von der Kommission E erhielt Ehrenpreiskraut eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Die Beurteilung der Kommission E kann als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet werden, da nach Erkenntnissen der Kommission E von der Droge keine Risiken zu erwarten sind.
Volksheilkundlich wird Ehrenpreiskraut bei Atemwegsbeschwerden, bei Verdauungsstörungen, bei rheumatischen Beschwerden und bei Blasen- und Nierenleiden verwendet sowie als Gurgelmittel bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Traditionelle Anwendung
Ehrenpreiskraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Ehrenpreiskraut zur Teebereitung
Dosierung
Fertigarzneimittel: entfällt.
Teeaufguss: 2- bis 3-mal täglich 1 Tasse Ehrenpreistee trinken.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 g fein geschnittenes Ehrenpreiskraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Ehrenpreiskraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
Kommission E (1989)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen