Botanische Bezeichnung
Gewöhnliches Eisenkraut – Verbena officinalis L.
Familie
Eisenkrautgewächse (Verbenaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Eisenkraut ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, heute ist es in den gemäßigten Zonen weltweit verbreitet. In Europa wächst es nördlich bis Mittelschweden, gerne in Unkrautgesellschaften an Wegrändern, auf Schuttplätzen, Dämmen und Mauern.
Der Gattungsname Verbena stammt aus dem Lateinischen und wurde von Römern ganz allgemein für Zweige verwendet, die bei religiösen Zeremonien getragen wurden. Die Pflanze hatte im Volksglauben der Römer und Gallier magische Kraft und schützte gegen Verwundung durch eiserne Waffen. Auch der deutsche Namen „Eisenkraut“ bringt dies zum Ausdruck. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich.
Eisenkraut wird 20 bis 60 cm hoch, ist nach unten oft verholzt, im Blütenstand verzweigt. Die Blätter stehen gegenständig an einem vierkantigen Stängel; sie sind tief eingeschnitten bis fiederteilig. Die blasslilafarbenen Blüten stehen in Ähren oder Rispen mit drüsig behaarter Ährenachse. Die Blütenkrone ist undeutlich 2-lippig geformt, mit 2 kürzeren Zipfeln oben und drei längeren unten, und steht in einem 4- bis 5-spaltigen Kelch. Sie fruchtet mit braunen Spaltfrüchtchen, die leicht in 4 Nüsschen zerfallen. Blütezeit ist Juli bis September.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit geerntete getrocknete Kraut, bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln (Eisenkraut – Verbenae herba).
Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in Südosteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Eisenkraut enthält Iridoide, Phenylethanoide, Flavonoide, ätherisches Öl (Spuren).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Eisenkrauts (Verbenae herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Eisenkraut wurde bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Ein auf dem Markt befindliches Kombinationspräparat enthält neben Eisenkraut die Drogen Schlüsselblumenblüten, Enzianwurzel, Ampferkraut und Holunderblüten; das Anwendungsgebiet dieses Fertigarzneimittels lautet (Zulassung): bei akuten Entzündungen der Nasennebenhöhlen.
Von der Kommission E erhielt Eisenkraut eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Die Beurteilung der Kommission E kann als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet werden, da von der Droge nach Erkenntnissen der Kommission E keine Risiken zu erwarten sind. Die Kommission E hält es für denkbar, dass Eisenkraut auf Grund seiner sekretolytischen Wirkung einen positiven Beitrag zur Wirksamkeit von Kombinationspräparaten bei Katarrhen der oberen Luftwege leisten kann.
Traditionelle Anwendung
Eisenkraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Eisenkraut zur Teebereitung
- pulverisiertes Eisenkraut in Tabletten
- Trockenextrakte in Tabletten
- ethanolisch-wässrige Auszüge in Säften und Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3-mal täglich eine Tasse Eisenkrauttee trinken.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 g Eisenkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Die Wirksamkeit und Nebenwirkung von Eisenkraut allein angewendet ist nicht ausreichend belegt, weswegen von einer Anwendung von Eisenkraut abgeraten wird. Eine Kombination mit anderen Drogen (siehe oben) hat sich bewährt und wird für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene empfohlen. Von einer Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden (Kombinationspräparat)
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
Kommission E (1990)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Deutschen Arzneibuch (Eisenkraut, Nr. 1854)