Arzneipflanzenlexikon

Eukalyptus

Eukalyptus
Foto: Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Eukalyptusbaum – Eucalyptus globulus Labill.

Familie

Myrtengewächse (Myrtaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Eukalyptusbaum ist im subtropischen Regenwald Südaustraliens und Tasmaniens heimisch. Über 600 Eucalyptus-Arten bilden den Großteil des Baumbestands Australiens, viele davon sind wichtige Holzlieferanten, einige davon auch Zierbäume. Der sehr schnell wachsende Baum wurde in den Tropen, Subtropen und anderen frostfreien Gebieten zur Trockenlegung von Sümpfen kultiviert. Man findet den Eukalyptusbaum heute auch in Nordafrika, in Kalifornien bis Chile und im Mittelmeergebiet. Der Name leitet sich ab von gr. ‚eu’ (= schön, gut) und ‚kalyptos’ (= verborgen), was sich auf die Blütenknospen bezieht, die vor dem Aufbrechen von einem festen Deckel bedeckt und damit „gut versteckt“ sind.

Die Bäume können eine Höhe von bis zu 60 m erreichen. Charakteristisch ist deren silbergraue, warzige Rinde und der gedrehte Stamm. Die Blätter junger Bäume sind oval-herzförmig, erst die ledrig-harten Altersblätter haben die so typische sichelförmige Form. Die Blütenknospe steckt in einer dekorativen, silbrigen Kapsel, deren Deckel beim Erblühen abspringt. Die großen weißen Blüten werden von den langen Staubblättern dominiert.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Blätter (Eukalyptusblätter - Eucalypti folium) mit ihrem typischen Eukalyptusgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Er wird durch ein ätherisches Öl verursacht, das in großen Ölbehältern im Blattgewebe liegt. Im durch­schienenden Licht erscheinen deshalb die Blätter drüsig punktiert.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Spanien, Marokko und Russ­land.
Das ätherische Öl (Eukalyptusöl - Eucalypti aetheroleum) wird aus den Blättern und Zweigen verschiedener Eukalyptus-Arten gewonnen, deren ätherisches Öl Cineol-reich ist. Es wird vorwiegend aus China geliefert.

Inhaltsstoffe der Droge

Eukalyptusblätter enthalten ätherisches Öl („Eukalyptusöl“) mit seinem aromatischen Geruch nach 1,8-Cineol (Hauptkomponente), außerdem Euglobale und Macrocarpale.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Eukalyptusblätter (Eucalypti folium)
  • Eukalyptusöl (Eucalypti aetheroleum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Eukalyptusblätter und Eukalyptusöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP (Eukalyptusöl): Innerlich zur unterstützenden Behandlung chronischer Atem­beschwerden einschließlich Bronchitis und Bronchialasthma; zur symptomatischen Behandlung von Katarrhen der oberen Luftwege; äußerlich bei Erkältungen und rheuma­tischen Beschwerden.
Kommission E (Eukalyptusblätter): Erkältungskrankheiten der Luftwege.
Kommission E (Eukalyptusöl): Erkältungskrankheiten der Luftwege (innerliche und äußer­liche Anwendung); rheumatische Beschwerden (äußerliche Anwendung).

Traditionelle Anwendung

Eukalyptusblätter wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Eukalyptusblätter bei erkäl­tungsbedingtem Husten eingesetzt werden.
Eukalyptusöl wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Eukalyptusöl bei erkältungsbedingtem Husten eingesetzt werden; äußerlich zur Behandlung von Muskelschmerzen (Muskelkater).

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • Eukalyptusöl oder Cineol in magensaftresistenten Weichgelatinekapseln zur inneren Anwendung, auch in Lutschbonbons
  • Eukalyptusöl in Salben, Cremes, Ölbädern (Erkältungsbad), Inhalationsflüssigkeiten zur äußeren Anwendung

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Eukalyptusblätter eignen sich wegen ihrer Härte und Ledrigkeit nicht für einen Teeaufguss. Zur Anwendung besser geeignet sind Eukalyptusöl und Cineol (Hauptinhaltsstoff des Eukalyptusöls). Tagesdosis 0,3 – 0,6 g zur innerlichen Einnahme am besten in magen­saftresistenten Weichgelatinekapseln. Zur Inhalation 8 Tropfen ätherisches Eukalyp­tusöl auf kochendes Wasser geben und 3-mal täglich inhalieren. Als Badezusatz 5 g Öl (Erwachsene) bzw. 3 g Öl (Kinder 4 bis 12 Jahre) in ein Vollbad (35 – 38°C) geben und 10 bis 20 Min. darin baden.

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 3 Jahren kann Eukalyptusöl einen Stimm­ritzen­krampf (Glottiskrampf, Laryngospasmus) auslösen, schlimmstenfalls mit Atem­stillstand, deshalb Eukalyptusöl nie im Gesicht auftragen!
Für die Anwendung von Eukalyptusöl während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren wird abgeraten.

Nebenwirkungen

Nicht bekannt

Wechselwirkungen

Eukalyptusöl induziert ein Fremdstoff-abbauendes Enzymsystem in der Leber, die Wirkung anderer Arzneimittel kann daher abgeschwächt bzw. verkürzt werden.

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2013, 2014, 2022), ESCOP (2003, 2009), Kommission E (1990), WHO Vol. 2

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Eucalyptusblätter, Nr. 1328; Eucalyptusöl Nr. 0390)

 

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