Botanische Bezeichnung
Flohsamen-Wegerich, Flohkraut – Plantago afra L. [Syn. Psyllium afrum (L.) Mirb.]
Familie
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Flohsamen-Wegerich (Flohkraut) ist im Mittelmeergebiet (Südeuropa und Nordafrika) und im westlichen Asien beheimatet. Der Gattungsname Plantago, abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fußsohle, Fußfläche) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, bezieht sich zum einen auf die flachen, eiförmigen in Rosetten eng am Boden liegenden Blätter des Breitwegerichs (P. major), zum anderen auch darauf, dass der Wegerich an den Wegen oft mit den Füßen niedergetreten wird. Das reichliche Vorkommen am Wegrand hat ihm auch den deutschen Namen „Wegerich“ eingebracht.
Der Flohsamen-Wegerich zeichnet sich allerdings durch kleine, sehr schmal-lineale Blätter aus. In den Blattachseln der oberen Blätter stehen die Blütenschäfte mit den kleinen Blüten in kurzen, dichtblütigen Ähren. Die Frucht reift zu einer zweifächrigen Deckelkapsel heran mit je zwei kleinen elliptischen, rotbraunen, glänzenden Samen. Diese erinnern an Flöhe, was der Pflanze den deutschen Namen „Flohkraut“ oder „Flohsamen-Wegerich“ eingebracht hat. Dies kommt auch im synonymen lateinischen Gattungsnamen der Pflanze (Psyllium) zum Ausdruck: lat. ‚psyllium’ (= Floh), was sich in der Drogenbezeichnung noch erhalten hat (Psyllii semen).
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen, rotbraunen Samen (Flohsamen - Psyllii semen).
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Frankreich und Spanien.
Inhaltsstoffe der Droge
Flohsamen enthalten in der Samenschale Schleimstoffe, im Endosperm fettes Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Flohsamen (Psyllii semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch dürfen auch die Samen des Sand-Wegerichs Plantago arenaria Waldst. & Kit. (Syn. P. indica L.) verwendet werden.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Flohsamen bei chronischer Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls, z.B. bei schmerzhaftem Stuhlgang, nach rektalen oder analen Untersuchungen, bei Analfissuren und Hämorrhoiden, als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert.
ESCOP: bei gelegentlich auftretender Verstopfung und wenn eine leichte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist (z.B. bei Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektalen Untersuchungen und in der Schwangerschaft); außerdem unterstützend zur symptomatischen Behandlung unspezifischer Durchfälle.
Kommission E: habituelle Obstipation (chronische Verstopfung); Colon irritabile (Reizdarmsyndrom).
Traditionelle Anwendung
Entfällt
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- ganze oder zerkleinerte Flohsamen
Dosierung
25 bis 40 g Flohsamen (Tagesdosis) in drei Einzeldosen mit reichlich Flüssigkeit einnehmen (sehr wichtig! mind. 200 mL pro Dosis). Flohsamen kann auch in Wasser, Milch oder Saft vorgequollen eingenommen werden. Während der Therapie mit Flohsamen muss in jedem Fall eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein.
Hinweise
Auf reichliche Flüssigkeitszufuhr ist zu achten!
Bei Verdacht auf Darmverschluss (Ileus), erkennbar an starken Unterleibsschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen, bei Erkrankungen der Speiseröhre und bei Schluckbeschwerden sowie bei Stenosen des Magen-Darm-Trakts dürfen Flohsamen nicht eingenommen werden. Auch sollen Flohsamen nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
Von einer Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Flohsamen enthalten Allergene, die bei der Einnahme und der Verarbeitung starke allergische Reaktionen wie Schnupfen, Bindehautentzündung, Bronchialspasmen oder allergische Hauterscheinungen auslösen können. Abgesehen davon sind bei Beachtung der erhöhten Flüssigkeitszufuhr keine Nebenwirkungen zu erwarten, allenfalls Blähungen.
Wechselwirkungen
Flohsamen sollen ½ bis 1 Stunde vor oder nach der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da sich ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögern kann.
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2013), ESCOP (2014), Kommission E (1990), WHO Vol. 1
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Flohsamen, Nr. 0858)