Arzneipflanzenlexikon

Gänsefingerkraut

Gänsefingerkraut
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Gänse-Fingerkraut – Potentilla anserina L.

Familie

Rosengewächse (Rosaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Das Gänsefingerkraut ist sehr vielgestaltig und kommt mit zwei Unterarten, ssp. egedii und ssp. anserina, letztere dann mit mehreren Varietäten und Formen, in den gemäßigten und kalten Zonen der gesamten Nordhalbkugel verbreitet vor. Es wächst dort auf Weiden, Angern und an Wegrändern. Der Gattungsnamen Potentilla lässt sich möglicherweise auf lat. ‚potentia’ (= Macht) zurückführen, ergänzt durch die Verkleinerungsform ‚-illa’. Gemeint ist damit die mehreren Arten zugeschriebene Heilkraft im Sinne von „kleines, heilkräftiges Kraut“. Allerdings ist diese Herleitung nicht gesichert. Das Artepitheton anserina wird aus dem Lateinischen direkt übersetzt (lat. ‚anserinus’ = Gänse-, ‚anser’ = Gans). Damit wird auf den Umstand angespielt, dass das Gänsefingerkraut auf Gänse­angern und Gänseweiden wächst und von Gänsen auch gerne gefressen wird.

Das Gänsefingerkraut, P. anserina ssp. anserina, ist eine Staude mit einer grundständigen Rosette aus bis zu 20 cm langen Fiederblättern mit 5 bis 25 wechsel- oder gegenständigen Fiederpaaren. Die einzelnen Fiederblättchen sind - je nach Varietät oder Form - meist beidseitig weiß-seidig behaart, schmal-länglich und mit tief gesägtem Rand. Die ebenfalls gefiederten Stängelblätter sind deutlich kleiner. Die blühenden Sprosse sind weitgehend blattlos, kriechen am Boden und werden bis zu 80 cm lang. An ihren Knoten schlagen kleine Würzelchen aus, mit denen die Blütensprosse am Boden haften. Auch bilden sich in den Knoten die Blütenstiele, an deren Enden je eine leuchtend gelbe Blüte steht. Diese ist 1,5 bis 3 cm im Durchmesser und hat 5, selten 4 Blütenblätter, die doppelt so lang wie die Kelchblätter sind; im Zentrum stehen - wie für die Rosengewächse charakteristisch - viele (bis zu 20) Staubblätter um die Fruchtblätter herum. Blütezeit ist Mai bis August.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird das kurz vor der Blüte oder zur Blütezeit geerntete Kraut, bestehend aus Blättern, Blüten und Blütenstängeln (Gänsefingerkraut - Anserinae herba).
Die Droge des Handels stammt aus Ungarn, Kroatien und Polen.

Inhaltsstoffe der Droge

Gänsefingerkraut enthält Gerbstoffe (vorwiegend Ellagitannine) und Flavonoide.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität des Gänsefingerkrauts (Anserinae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Gänsefingerkraut wurde bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Kommission E: Innerlich bei leichten dysmenorrhoischen Beschwerden (= Beschwerden im Zusammenhang mit der Regelblutung) und zur Therapie leichter, unspezifischer, akuter Durchfallerkrankungen; äußerlich bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachen­schleimhaut.

Traditionelle Anwendung

Gänsefingerkraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Gänsefingerkraut zur Teebereitung
  • Trockenextrakte in Dragees
  • alkoholische Extrakte in Tropfen

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: zwischen den Mahlzeiten mehrmals täglich eine Tasse Gänsefingerkrauttee trinken. Tagesdosis 4 bis 6 g Droge. Der Teeaufguss kann auch zur Mundspülung und zum Gurgeln verwendet werden.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 g fein geschnittenes Gänsefingerkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.

Hinweise

Für die Anwendung von Gänsefingerkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Beschwerden bei Reizmagen können verstärkt werden.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

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