Botanische Bezeichnung
Gartenbohne – Phaseolus vulgaris L.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gartenbohne war ursprünglich in Südamerika beheimatet, und zwar von Nordargentinien, Bolivien und Peru hinauf bis Mexiko. Seit dem 17. Jhdt. wird sie auch in Europa angebaut; heutzutage wird sie in allen Ländern als Kulturpflanze gehalten.
Der Gattungsname kommt aus dem Griechischen: ,phaseolos' (= Kahn) und spricht damit die gebogene Form der Hülse an, die an einen länglichen Kahn auf dem Wasser erinnert. Das Artepitheton vulgaris ist lateinisch und bedeutet „gewöhnlich”. Der Ausgangspunkt für die deutsche Bezeichnung „Bohne” ist die indogermanische Lautvorstellung ,bha', die von den aufgeblähten Backen auf die geschwollene Schote übergegangen ist. Ursprünglich war damit allerdings die dicke Sau- oder Puffbohne gemeint, trotzdem wurde diese Bezeichnung später auch auf die schlankere Gartenbohne übertragen.
Die Gartenbohne ist eine niedrig-buschige oder windende, dann bis 4 m hohe, einjährige Pflanze. Ihr Stängel ist ästig; die Blätter sind dreizählig, die beiden unteren sitzend, das obere Blatt lang gestielt. Die Blüten sind ebenfalls lang gestielt und stehen zu 2 bis 6 paarweise in den Achseln von Tragblättern, Blütenstände bildend. Die weißen, hellrosa oder violetten Blüten bestehen aus einer Fahne mit sehr kurzem Nagel und einer runden, stark zurückgekrümmten Platte. Die beiden Flügel sind länger genagelt mit stark gewölbter Platte, am Grunde mit dem Schiffchen verbunden. Die Hülsenfrüchte sind 10 bis 20 cm lang, und 1 bis 2 cm breit, teilweise kahnförmig gebogen, um die Samen (2 bis 8 Stück) herum sind sie knotig angeschwollen.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die von dem Samen befreiten, geschnittenen und getrockneten Hülsen (Bohnenschalen - Phaseoli pericarpium – Phaseoli fructus sine semine).
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen verschiedener europäischer Länder.
Inhaltsstoffe der Droge
Bohnenschalen enthalten Zucker, Aminosäuren, Hemizellulosen, Mineralstoffe und andere ubiquitär vorkommende Substanzen.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Bohnenschalen (Phaseoli pericarpium) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Bohnenschalen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe "Traditionelle Anwendung").
ESCOP: Bohnenschalen wurden bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: unterstützend bei dysurischen Beschwerden (schmerzhaftes und erschwertes Wasserlassen).
Volksheilkundlich gelten Bohnenschalen als blutzuckersenkend. Dafür liegen keine wissenschaftlichen Beweise vor, weswegen dieses Anwendungsgebiet nicht aufrechterhalten werden konnte/kann. Die Anwendung von Bohnenschalen zur Blutzuckersenkung bei Diabetikern ist deshalb nicht zu empfehlen.
Traditionelle Anwendung
Bohnenschalen wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Bohnenschalen zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden angewendet werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Bohnenschalen zur Bereitung eines Tees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2- bis 6-mal täglich eine Tasse Bohnenschalentee trinken; Tagesdosis 5 bis 15 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Goldrutenkraut, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).
Bereitung eines Teeaufgusses
2,5 g Bohnenschalen mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden! Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Bohnenschalen nicht durchgeführt werden. Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalten, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen.
Für die Anwendung von Bohnenschalen während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2014, 2019), Kommission E (1990)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen