Botanische Bezeichnung
Die Gattung Sideritis – Gliedkraut (auch Gliederkraut) umfasst mehrere in den Bergzonen Griechenlands und der südlichen Balkanhalbinsel heimische Arten, deren blühendes Kraut als „Griechischer Bergtee“ gehandelt wird. Teilweise sind für diese Arten keine deutschen Namen bekannt.
Balkan-Gliedkraut, Griechisches Eisenkraut - Sideritis scardica Griseb.
Syrisches Gliedkraut - Sideritis syriaca L.
(Verborgenes?) Gliedkraut - Sideritis clandestina (Bory & Chaub.) Hayek
Parnassisches (?) Gliedkraut - Sideritis raeseri Boiss. & Heldr.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gattungsname Sideritis leitet sich von gr. ‚sideros‘ (= Eisen) ab und bezeichnet Pflanzen, die bei Plinius an vielen Stellen als Heilmittel für Wunden, die durch Waffen aus Eisen verursacht wurden, erwähnt werden. Vermutlich stammt daher auch der in manchen Büchern verwendete Namen „Griechisches Eisenkraut“.
Die vier oben benannten Gliedkräuter sind einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen oder kleine Sträucher mit lineal-lanzettlichen, oft grau behaarten Stängelblättern. Die lippenförmigen Blüten, meist gelb, stehen in Scheinquirlen. Sie haben einen fünfzähnigen Kelch, oft mit einer dornigen Granne, die Blüten sind deutlich zweilippig, die Oberlippe zweispaltig, die Unterlippe dreispaltig meist mit großem ausgerandeten Mittellappen. Das Balkan-Gliedkraut (Sideritis scardica) wird auch in Feldkulturen angebaut. Gliedkräuter riechen aromatisch nach dem im Kraut enthaltenen ätherischen Öl. Es befindet sich in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche und wird frei, wenn man durch Reiben diese Drüsen verletzt.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, blühenden Stängel mit den anhaftenden Blättern (Sideritiskraut, Griechischer Bergtee - Sideritis herba) mit ihrem würzigen Geruch nach dem in der Droge enthaltenen ätherischen Öl.
Die Droge des Handels stammt aus dem südlichen Balkan.
Inhaltsstoffe der Droge
Sideritiskraut enthält ätherisches Öl mit Mono- und Sesquiterpenen, außerdem Diterpene, Triterpene, Flavonoide, Phenylethanoide und Phenolsäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Für Sideritiskraut – Griechischer Bergtee (Sideritis herba) steht keine Arzneibuch-Qualitätsbeschreibung zur Verfügung.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Sideritiskraut (Griechischer Bergtee) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Sideritiskraut wurde bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: keine Monographie für Sideritiskraut.
Traditionelle Anwendung
Sideritiskraut (Griechischer Bergtee) wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Sideritiskraut bei erkältungsbedingtem Husten und bei leichten gastrointestinalen Beschwerden eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Sideritiskraut (Griechischer Bergtee) zur Teebereitung, auch in Mischungen mit anderen Drogen
Dosierung
Fertigarzneimittel: entfällt
Teeaufguss: 2- bis 3-mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Sideritiskrauttee (Griechischer Bergtee) trinken (auch in Mischungen mit anderen Drogen als Husten- und Bronchialtee); Tagesdosis: bis 12 g Droge.
Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 4 g geschnittenes Sideritiskraut (Griechischer Bergtee) mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Sideritiskrauttee (Griechischer Bergtee) während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2016, 2024)
Weiterführende Literatur
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen