Guarana-Strauch
Botanische Bezeichnung
Guarana-Strauch – Paullinia cupana Kunth
Familie
Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Guarana-Strauch ist ein im Amazonasgebiet Brasiliens und im Orinoco-Gebiet Venezuelas heimische holzige Kletterpflanze, die schon seit Jahrhunderten von den dort lebenden Indios genutzt wird. Heute wird er in Kolumbien, Panama, Brasilien, Venezuela und Costa Rica – meist als Kletterstrauch an Stützen - kultiviert, weil aus den Samen dort ein erfrischendes und stimulierendes Getränk bereitet wird.
Der Guarana-Strauch ist eine bis in die Urwaldkrone rankende Kletterpflanze und erreicht so eine Höhe von bis zu 12 m. Seine Blätter sind fünfzählig, unpaarig gefiedert und stehen gegenständig an den rankenden Zweigen. Die Blüten sind gelb bis weißlich und bilden bis zu 30 cm lange Rispen; sie sind monözisch, leicht zygomorph mit 5 länglichen Blütenblättern. Nach der Befruchtung bilden sich haselnussgroße orangerote, 3-fächrige Kapselfrüchte, die bei der Reife aufplatzen. Die rundlichen Samen - meist nur einer pro Kapsel - sind dunkelbraun bis fast schwarz und glänzend und sitzen in einem becherförmigen weißen Samenmantel (Arillus). Dadurch wirkt der Samen in der aufgesprungenen Frucht wie ein dunkles Auge, woran sich viele Legenden knüpfen. Der Samen selbst ist durch einen hellen Fleck gekennzeichnet, der die Abbruchstelle des Funiculus darstellt.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die vom Samenmantel (Arillus) befreiten und getrockneten Samen (Guarana, Guaranasamen – Guaranae semen, Paulliniae semen).
Guarana wird aus Brasilien, Venezuela, Kolumbien, Panama und Costa Rica eingeführt.
Inhaltsstoffe der Droge
Guaranasamen enthalten Purinalkaloide, hauptsächlich Coffein (3,6 bis 6%) neben Theobromin und Theophyllin sowie Catechin, Epicatechin und Catechingerbstoffe. An flüchtigen Komponenten sind verschiedene Mono- und Sesquiterpene enthalten. Außerdem sind fettes Öl, Cyanolipide und Kohlenhydrate (Stärke u. a. Polysaccharide) sowie Proteine und Mineralstoffe enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Guarana (Guaranae semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. In anderen Werken (z.B. HMPC) wird die Droge auch als „Paulliniae semen“ geführt.
Im Handel ist auch ein aus den gerösteten und geschälten Samen mit Wasser gekneteter Teig, der in Stangen geformt und getrocknet wird. Als „Pasta Guarana“ oder „Guaraná“ war dieses Produkt früher mit einer Monographie im Erg.Bd. 6 zum DAB vertreten; es enthält 3 bis 4,5 % Coffein.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Guarana (Paulliniae semen) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: als Anregungsmittel bei Müdigkeit, Erschöpfung oder während der Genesung; diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: Guarana wurde von der Kommission E nicht bearbeitet.
Traditionelle Anwendung
Guarana (Paulliniae semen) wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Guarana innerlich bei Erschöpfungszuständen und Schwächegefühl angewendet werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- pulverisierte Guaranasamen oder „Pasta Guarana“ (s.o.) in Kapseln, Tabletten, Trinkampullen
Dosierung
Die Dosierung richtet sich nach dem Coffeingehalts des Präparats; die Tagesdosis von Coffein sollte 400 mg nicht überschreiten. ESCOP empfiehlt als Tagesdosis 1 bis 3 g pulverisierte Guaranasamen; das HMPC empfiehlt bis zu 5mal täglich 450 mg Guaranasamen, was einer Tagesdosis von bis zu 2,25 g entspricht. Geht man von einem Coffeingehalt in den Samen von 5% aus, entspricht die ESCOP-Dosierung einer Coffein-Tagesdosis von 150 mg, die HMPC-Dosierung einer Coffein-Tagesdosis von 112,5 mg.
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Um Schlafstörungen zu vermeiden, sollen Guaranasamen wegen des Gehalts an zentral stimulierendem Coffein nicht vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Beim Vorliegen von Magen- und Darmgeschwüren, bei Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und einer Schilddrüsenüberfunktion dürfen Guaranasamen nicht eingenommen werden.
Für die Anwendung von Guaranasamen während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Personen, die MAO-Hemmer einnehmen, sollen Guaranasamen mit Vorsicht einnehmen. Auch können Guaranasamen wegen des Gehalts an Coffein die beruhigende Wirkung sympathomimetischer Arzneimittel vermindern und deren Nebenwirkungen erhöhen.
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2013, 2023), ESCOP (2009)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Guaranasamen, Nr. 2669)