Arzneipflanzenlexikon

Habichtskraut

Habichtskraut
Foto: P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Kleines Habichtskraut – Pilosella officinarum Vaill. (Syn.: Hieracium pilosella L.)

Familie

Korbblütler (Asteraceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Das Kleine Habichtskraut wächst in fast ganz Europa, in Portugal, Spanien und Griechen­land nur in den nördlichen Landesteilen, auf Sizilien und Sardinien fehlend. In Nordeuropa wächst es bis zum 65. Breitengrad, im Osten bis knapp hinter dem Ural. Auch ist es In weiten Gebieten Nordamerikas präsent.

Die Gattung Hieracium ist eine der formenreichsten Gattungen des Pflanzenreiches. Sie ist in Deutschland mit zwei Untergattungen vertreten, die neben ihren Haupt- und Zwischen­arten unzählig viele Unterarten, Varietäten und Formen umfassen, mitverursacht dadurch, dass einzelne Arten zur Bastardbildung neigen. Anhand der Fruchtform unterscheidet man die Untergattung Pilosella (Mausohr-Habichtskräuter) und Hieracium (Echte Habichts­kräuter). Das Kleine Habichtskraut gehört mit seinen Früchten, deren 10 Rippen gezähnt sind, und dem 1-reihigem Pappus (das Flugorgan der Frucht) sowie den ganzrandigen Blättern zur Untergattung Pilosella. Der botanisch korrekte Namen ist nach neuesten Erkenntnissen Pilosella officinarum Vaill., allerdings läuft die Pflanze in der Literatur meist noch unter dem lange Zeit üblichen Namen Hieracium pilosella L., der heute als Synonym gilt.
Hieracium ist aus dem lateinischen bzw. griechischen Namen der Pflanze übernommen, abgeleitet von lat. ‚hieracium‘, bzw. gr. ‚hierakion‘ mit dem griechischen Wortstamm ‚hierax‘ (= Falke, Habicht). Pilosella ist vom mittelalterlichen Namen übernommen, seine Etymologie ist nicht bekannt; möglicherweise bezieht es sich auf die Behaarung der Pflanze, denn lat. ‚pilus‘ ist das (einzelne) Haar. Das Artepitheton officinarum lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke.

Das Kleine Habichtskraut ist 10 bis 30 cm hoch, der blattlose Stängel mit einem endständig stehenden Blütenköpfchen wächst aus einer Blattrosette mit breitlanzettlichen Blättern heraus. Die Pflanze bildet viele lange Ausläufer, an denen unterseits weißfilzig behaarte Blätter stehen, zum Ende hin immer kleiner werdend. Die gelben Blütenköpfchen bestehen aus zahlreichen goldgelben, zwittrigen Zungenblüten, außen mit roten Streifen. Blütezeit ist Mai bis Oktober.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird die getrocknete Pflanze mit den oberirdischen Teilen und Wurzeln, geerntet im August/September (Habichtskraut mit Wurzel – Pilosellae herba cum radice); auch das getrocknete Kraut ohne die Wurzeln kann verwendet werden.

Inhaltsstoffe der Droge

Habichtskraut mit Wurzel enthält Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Cumarine und Schleimstoffe.

Qualitätsbeschreibungen

Für Habichtskraut mit Wurzeln (Pilosellae herba cum radice) steht keine Arzneibuch-Qualitätsbeschreibung zur Verfügung.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Habichtskraut mit Wurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Habichtskraut wurde bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: Keine Monographie für Habichtskraut.

Traditionelle Anwendung

Das HMPC hat Habichtskraut mit Wurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Habichtskraut mit Wurzel zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Habichtskraut mit Wurzel zur Bereitung eines Tees
  • pulverisierte Droge

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt
Teeaufguss: 3-mal täglich eine Tasse Habichts­krauttee trinken; pulverisiertes Habichts­kraut: Einzeldosis: 280 bis 520 mg; Tagesdosis 1300 mg.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 3 g der geschnittenen Droge mit 150 mL kochenden Wassers übergießen und nach 10 Min. abseihen.

Hinweise

Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollte auf die Einnahme von Zubereitungen aus Habichtskraut verzichtet werden (Kreuzallergie möglich).
Bei Harnwegsinfekten muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden. Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungs­therapie mit Habichtskraut nicht durchgeführt werden.
Für eine Anwendung von Habichtskraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2015)

 

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