Arzneipflanzenlexikon

Rose - Hagebutte

Rose - Hagebutte
Foto: Rosse (Hundsrose)

Botanische Bezeichnung

Hunds-Rose - Rosa canina L.
Alpen-Hecken-Rose - Rosa pendulina L.
Essig-Rose - Rosa gallica L.
Hundertblättrige Rose - Rosa x centifolia L.

Familie

Rosengewächse (Rosaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Rose - Hagebutte
Foto: Herbert E. Maas

Die Gattung Rosa ist weltweit verbreitet und sehr artenreich. Nach „Zander” gibt es 152 gültige Artnamen (Species) und 383 ungeprüfte Artnamen, d.h. dass weltweit möglicherweise bis zu 535 Arten vorkommen. Namentlich werden in den Arzneibüchern vier Arten aufgeführt: die Hundsrose, die Alpenheckenrose, die Essigrose und die Hundertblättrige Rose.

Allen Rosen ist gemeinsam, dass sie sehr dekorative, große farbige Blüten haben, dass ihre Zweige Stacheln tragen (keine „Dornen”!) und mit einer sehr außergewöhnlichen Fruchtform, der „Hagebutte”, fruchten. „Hag” nennt man das von Hecken umgebenes Gelände und weist auf das Vorkommen der Rose an Hecken hin, „Butte” entspricht dem alten Lautstand des süddeutschen „Butzen” (= Verdickung) (Wikipedia). Innerhalb der Blütenblätter sitzen die Staubblätter auf der Innenwand eines krugförmigen, innen fein behaarten Achsenbechers (Hypantheum), in dessen Inneren die Fruchtknoten mit ihren Griffeln stehen. Das Hypantheum wölbt sich nach der Befruchtung um die kleinen Früchtchen (die Hagebuttenkerne = einzelne Nüsschen) und schließt sich oben, wobei die behaarten Griffel oben heraustreten. Sie werden von einem Diskusring umgeben; darüber bildet sich dann noch ein Narbenköpfchen. Ausgereift, rot oder orange oder gelb, ist das dann die „Hagebutte”. Botanisch handelt es sich dabei um eine Sammelnussfrucht, allerdings eine „Scheinfrucht” (Pseudofructus), da an der Fruchtbildung auch das becherförmige Hypantheum beteiligt ist. Die Hagebutten zieren mit ihrer (meist roten) Farbe die Rosen im Herbst.

Die Hundsrose - Rosa canina (lat. ,caninus' = Hunds-) ist ein in ganz Europa verbreiteter Strauch und wächst bei uns an Wald- und Wegrändern, als „Heckenrose” in Feldhecken, auf Kalkmagerweiden und Ödland. Sie hat ausladende, bogig überhängende Zweige, ihre Stacheln sind sichelförmig oder hakig gekrümmt. Die Blüten werden von fünf hellrosafarbenen, herzförmigen Kronblättern gebildet. Die Alpenheckenrose - Rosa pendulina L. wächst in Laub- und Nadelwäldern der Alpen, im Alpenvorland und in den Vogesen. Sie hat gerade Stacheln, manchmal fehlend, die fünf Blütenblätter sind dunkelrot, die Hagebutten flaschenförmig.

Die Blüten der Essigrose - Rosa gallica L. (lat. ‚gallicus’ = gallisch) sind breit, umgekehrt herzförmig, rosa bis rot, vorne meist breit ausgerandet. Ihre Hagebutten sind kugelig, braunrot und mit Drüsen und Stachelborsten besetzt. Ihre Blüten wurden früher zur Herstellung des in der Heilkunde gebräuchlichen Rosenessigs verwendet. Die Hundertblättrige Rose - Rosa x centifolia (lat. ‚centum' = hundert, ‚folium' = Blatt) zeichnet sich durch ihre große Anzahl von roten Blütenblättern aus, die sie „gefüllt” erscheinen lässt. Es ist eine komplexe Hybride aus vier Wildarten (R. gallica, R. moschata, phoenicia, R. canina) und gilt als Stammform der europäischen Edelrosen.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden

  • die getrockneten, ganzen oder zerkleinerten, aus Achsenbecher und Früchten bestehenden Scheinfrüchte (Hagebutten - Rosae pseudo-fructus cum fructibus), als auch die von den Früchten (Nüsschen) befreiten, mit Resten der getrockneten Kelchblätter behafteten Achsenbecher (Hagebuttenschalen - Rosae pseudo-fructus); Stammpflanzen: Hundsrose, Alpenheckenrose.
  • die vor dem völligen Aufblühen gesammelten, getrockneten, ganzen oder geschnit­tenen Kronblätter (Rosenblütenblätter - Rosae flos); Stammpflanzen: Essigrose, Hundertblättrige Rose und Damazener-Rose.
Lieferländer sind die osteuropäischen Länder.

Inhaltsstoffe der Droge

Hagebuttenschalen enthalten Ascorbinsäure, Pektine, Zucker, Fruchtsäuren und Gerbstoffe; als Farbstoffe Carotinoide; Hagebutten enthalten zusätzlich noch das fette Öl der Hagebuttenkerne mit vorwiegend Linol- und γ-Linolensäure. Rosenblütenblätter enthalten Duftstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Ascorbinsäure (Vitamin C) und Carotinoide.

„Rosenöl” ist ein in der Aromatherapie verwendetes ätherisches Öl, das durch Wasser­dampfdestillation aus frischen Blütenblättern der Damaszener-Rose (Rosa x damascena Mill. = Damaszener Rosenöl) in Anatolien und im Iran gewonnen wird oder aus frischen Rosenblättern der Essigrose (R. gallica) in Georgien und Aserbaidschan (Gallisches Rosenöl). Rosenöl enthält 50 bis 80 % Monoterpene, vorwiegend Geraniol, Nerol, Linalool und Citronellol.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Hagebuttenschalen (Rosae pseudo-fructus) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt, die Qualität der Hagebutten (Rosae pseudo-fructus cum fructibus) im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC). Laut Arzneibuch dürfen die Hage­buttenschalen auch von anderen Arten der Gattung Rosa gewonnen werden.
Die Qualität der Rosenblütenblätter (Rosae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Hagebuttenschalen und Hagebutten
Das HMPC hat Hagebuttenschalen und Hagebutten bisher nicht bearbeitet.
ESCOP: Hagebuttenschalen und Hagebutten: unterstützend bei der Behandlung von Erkältungen und Grippe; diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen. Hagebutten: unterstützend zur Linderung von Gelenkarthose-bedingten Schmerzen und Steifheit.
Von der Kommission E erhielten Hagebuttenschalen und Hagebutten jeweils eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Nach Erkenntnissen der Kommission E sind von den Drogen allerdings keine Risiken zu erwarten, weswegen die Beurteilung der Kommission E als sog. „Nullmonographie” bezeichnet wird. Gegen die Verwendung in Teemischungen als Geschmackskorrigens bestehen keine Bedenken (Vitamin C schmeckt sauer!). Auch die Hagebuttenkerne erhielten von der Kommission E eine Nullmonographie.

Volksheilkundlich werden Hagebuttenschalen und Hagebutten bei Nieren- und Blasenerkrankungen, bei Steinleiden, ferner bei Gicht, Rheuma und Ischias verwendet. Von einer Anwendung wird allerdings abgeraten.

Rosenblütenblätter
Das HMPC hat Rosenblütenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung”).

Traditionelle Anwendung

Rosenblütenblätter wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Rosenblütenblätter äußerlich bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum und bei leichten Hautentzündungen angewendet werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Hagebuttenschalen

  • geschnittene Hagebuttenschalen lose oder in Teebeuteln zur Bereitung eines Tees oder als „sonstiger Bestandteil“ in Teemischungen (Erkältungstees)
  • pulverisierte Hagebuttenschalen und Hagebuttenfrüchte (Nahrungsergänzungsmittel)
Rosenblütenblätter
  • geschnittene Rosenblütenblätter zur Bereitung eines Teeaufgusses

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt
Teeaufguss: Hagebutten: mehrmals täglich 1 Tasse Hagebuttentee trinken.
Rosenblütenblätter: 3-mal täglich zur Mundspülung verwenden; zur Behandlung der Haut 3-mal täglich feuchte Umschläge auflegen.

Bereitung eines Teeaufgusses

Hagebutten: 2 bis 2,5 g zerkleinerte Hagebutten(-schalen) mit siedendem Wasser übergießen und nach 15 Min. abseihen.
Rosenblütenblätter: 2 g der geschnittenen Rosenblütenblätter mit 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen und abkühlen lassen.

Hinweise

Hagebutten und Hagebuttenschalen gelten nicht als Arzneimittel, sondern als Lebensmittel. Als solche sind sie Bestandteil von Lebensmittel-Fruchttees. In Arzneitees (z.B. Erkältungstees) gelten sie als „sonstiger Bestandteil”, da sie hauptsächlich zur Geschmacksverbesserung zugemischt werden.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2014, 2024), ESCOP (2009), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Hagebuttenschalen, Nr. 1510)

 

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