Arzneipflanzenlexikon

Hauhechel

Hauhechel
Foto: Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Dornige Hauhechel – Ononis spinosa L.

Familie

Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Dornige Hauhechel ist eine europäische Pflanze mit subozeanischer Verbreitung. Sie reicht von Frankreich (ohne Atlantikküste) im Westen bis Polen und Rumänien im Osten, nördlich bis Südschottland und Südskandinavien, im Süden bis zu den Pyrenäen und Mittelitalien. Sie wächst meist an Wald- und Wegrändern und in trockenen Wiesen. Der Gattungsname Ononis leitet sich von gr. ‚onos’ (= Esel) ab, weil die jungen Laubtriebe einen unangenehmen „Bocksgeruch“ verbreiten, das Artepitheton spinosa nimmt Bezug auf die scharfen Dornen (lat. ‚spinosus’ = voll von Dornen). Hau(w) hieß noch im 16. Jhdt. ‚Heu’, eine Hechel ist ein Stachelwerkzeug zum Durchziehen des Flachses, um die Fasern vom Werg zu trennen.

Die Hauhechel ist eine 20 bis 60 cm hohe ausdauernde Pflanze, die mit zahlreichen aufrechten, am Grund verholzten und bedornten Zweigen als eine „harte“ Pflanze in der Wiese steht. Die Blättchen sind klein und länglich, die Schmetterlingsblüten sind rosa und stehen in lockeren Trauben; Blütezeit ist Juni/Juli. Die Früchte reifen zu 2 cm langen weich behaarten Hülsen heran.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Wurzeln (Hauhechelwurzel - Ononidis radix).
Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen Südosteuropas.

Inhaltsstoffe der Droge

Hauhechelwurzel enthält Triterpene, Isoflavonoide und Sterole.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Hauhechelwurzel (Ononidis radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Hauhechelwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: zur Durchspülung der ableitenden Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen und Nierengrieß; zur unterstützenden Behandlung bakterieller Infektionen der Harnwege.
Kommission E: zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableiten­den Harn­wege, als Durch­spülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß.

Traditionelle Anwendung

Hauhechelwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Hauhechelwurzel zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harn­wegsbeschwerden angewendet werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene oder grob pulverisierte Hauhechelwurzel als Tee
  • Trockenextrakte in Tabletten und Instant-Tees
  • alkoholische Auszüge in Flüssigkeiten

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2- bis 4-mal täglich eine Tasse Hauhechelwurzeltee trinken; Tagesdosis 6 bis 12 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Echtes Goldrutenkraut, Orthosiphonblätter, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harn­tee).

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 3 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Hauhechelwurzel mit ca. 150 mL kochen­dem Wasser übergießen und nach 20 bis 30 Min. abseihen.

Hinweise

Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durch­spülungs­therapie mit Hauhechelwurzel nicht durchgeführt werden.
Für die Anwendung von Hauhechelwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2014), ESCOP (2016), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Hauhechelwurzel, Nr. 1879)

 

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