Arzneipflanzenlexikon

Hibiscus

Hibiscus
Foto: aus Hänsel/Hölzl

Botanische Bezeichnung

Hibiscus, Roselle, Roseneibisch – Hibiscus sabdariffa L.

Familie

Malvengewächse (Malvaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Bedeutung der Hibiscus-Arten lag oder liegt in ihrer Eigenschaft, juteartige Fasern zu liefern („Kenaf“). Aus diesem Grund werden Hibiscus-Arten in vielen Ländern angebaut mit Schwerpunkt Afrika. Sie dienen dort auch zur Ernährung, z.B. werden die Samen geröstet verzehrt, die Blätter als Gemüse gekocht und die roten Knospen mit den verdickten Kelchblättern zur Herstellung von Marmeladen und Getränken verwendet. Hibiscusblüten werden auch bei uns ihres säuerlichen Geschmacks wegen zur Bereitung von Erfrischungsgetränken oder Tees genutzt. Die dafür verwendete Hibiscus-Art ist Hibiscus sabdariffa L., für die zahlreiche Namen im Umlauf sind: Afrikanische Malve, Roselle, Roseneibisch, Sudaneibisch, Sudanmalve, Sabdariff-Eibisch u.a.

Es handelt sich um eine einjährige krautige, behaarte Pflanze, die bis zu 4 m hoch werden kann; charakteristisch ist ihr aufrechter, purpurfarbener Stängel. Die Blätter sind gestielt, die unteren sind ungeteilt eiförmig, die oberen handförmig mit meist 3 Fingern; die Nebenblätter sind fadenförmig. In den Blattachseln der oberen Blätter stehen einzeln die großen Blüten (bis 12 cm lang, 6 bis 7 cm im Durchmesser) mit 5 blassgelben Blüten­blättern mit dunkelbraunem Grund. Der fünflappige Innenkelch ist dunkelrot, 2 bis 3,5 cm lang und bis zur Mitte krugförmig verwachsen; der Außenkelch besteht aus 8 bis 12 schmalen, bis 1,5 cm langen Blättern. Nach dem Verblühen werden beide Kelche rot und fleischig. Die Staubblätter sind zu einer den Stempel umhüllenden Röhre verwachsen; die Frucht ist eine Kapsel. Blütezeit Mai bis August.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die während der Fruchtreife geernteten, ganzen oder geschnittenen, getrockneten Kelche und Außenkelche (Hibiscusblüten – Hibisci sabdariffae flos).
Die im Handel befindliche Droge wird vorwiegend aus dem Sudan und Ägypten importiert.

Inhaltsstoffe der Droge

Hibiscusblüten enthalten Schleimstoffe, organische Säuren (Citronensäure, Äpfelsäure, Weinsäure, die sog. Hibiscussäure, Ascorbinsäure = Vitamin C); außerdem Anthocyane (bedingen die rote Farbe) und Flavone.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität von Hibiscusblüten (Hibisci sabdariffae flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Hibiscusblüten wurden bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Von der Kommission E (1990) erhielt Hibiscusblüten eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Die Beurteilung der Kommission E kann als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet werden, da nach den Erkenntnissen der Kommission E von der Droge keine Risiken ausgehen. Gegen eine Anwendung als Schönheitsdroge sowie als Geschmackskorrigens bestehen keine Bedenken.

Volkstümlich werden Hibiscusblüten in Form von „Gesundheitstees“ als mildes Abführ­mittel eingesetzt, auch bei leichten Erkältungskrankheiten und Katarrhen. Sie dienen auch zur Bereitung von coffeinfreien Erfrischungsgetränken oder als Bestandteil von Früchte- oder Kräutertees. In Teemischungen sind sie als Schmuckdroge enthalten und verleihen einem Teeaufguss zudem einen besseren Geschmack und eine rötliche Färbung.

Traditionelle Anwendung

Hibicusblüten erhielten bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Im Handel sind geschnittene Hibiscusblüten zur Teebereitung.

Dosierung

Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Hibiscustee trinken; Tagesdosis 5 g. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen, z. B. Lindenblüten, Spitzwegerichkraut, Kamillen­blüten (Erkältungstee).

Bereitung eines Teeaufgusses

1,5 g fein geschnittene Hibiscusblüten mit 150 mL kochendem Wasser ansetzen und nach 5 bis 10 min abseihen.

Hinweise

Hibiscusblüten sind in verschiedener Form auch als Lebensmittel verfügbar; es bestehen keine Anwendungsbeschränkungen.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Hibiscusblüten, Nr. 1623)

 

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