Botanische Bezeichnung
Schwarzer Holunder – Sambucus nigra L.
Familie
Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der schwarze Holunder ist fast, mit Ausnahme des Nordens, in ganz Europa verbreitet und reicht im Osten bis zum Kaukasus. In weiten Teilen Deutschlands prägt der bis zu 8 m hohe Strauch mit seinen großen Fiederblättern die Auwälder und Hecken; außerdem ist er auf Ruderalfluren wie Weg- und Straßenrändern, Bahndämmen und Schuttplätzen verbreitet.
Besonders dekorativ ist der Holunder während der Blüte im Juni/Juli, denn die kleinen, weißen Blüten stehen dichtblütig in großen, schirmförmigen Trugdolden mit 10 bis 25 cm im Durchmesser. Sie sind sehr wohlriechend und werden deshalb gerne mit Wasser und Zucker zu Holunderblütensekt vergoren oder zu Holunderblütensirup verkocht. Auch werden sie wegen ihres Dufts in Pfannkuchen eingebacken, indem man die Dolden mit ihrem Schirm in den noch flüssigen Teig steckt und nach dem Festbacken die Doldenstiele herauszieht. Im Herbst lassen sich dann die kleinen, schwarzen, saftigen beerenförmigen Steinfrüchte zu Holundersaft verarbeiten. Sie geben dem schwarzen Holunder das Artepitheton nigra (lat. ‚niger’ = schwarz). Nicht klar ist, ob sich der Gattungsname von gr. ‚symbyke’ (= Harfe) oder ‚sambyx’ (= rot) ableitet. Das außergewöhnlich dicke und weiße Mark der jungen Zweige wurde früher, bevor das Styropor aufkam, in der Mikroskopie als Hilfsmittel zum Schneiden dünner Objekte verwendet.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blüten, die durch Rebeln von den getrockneten Blütenständen abgelöst werden (Holunderblüten - Sambuci flos). Rebeln bedeutet, dass die Dolden über ein grobes Drahtsieb gerieben werden, sodass sich die kleinen Blüten ablösen und durch das Sieb fallen.
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Deutschland, Polen und den Balkanländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Holunderblüten enthalten Flavonoide, Hydroxyzimtsäure-Derivate, Triterpene, Schleimstoffe und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Holunderblüten (Sambuci flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Holunderblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: als schweißtreibendes Mittel bei einer banalen Erkältung, bei Fieber und Frösteln. Diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: bei Erkältungskrankheiten.
Traditionelle Anwendung
Holunderblüten wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Holunderblüten zur Linderung der ersten Symptome einer Erkältung eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Holunderblüten als Tee
- pulverisierte Holunderblüten in Dragees
- alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2- bis 4-mal täglich eine Tasse Holunderblütentee möglichst heiß trinken (Schwitzkur); Tagesdosis 10 bis 15 g Droge.
Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen, z. B. Lindenblüten, Mädesüßblüten, Kamillenblüten (Erkältungstee).
Bereitung eines Teeaufgusses
3 bis 5 g Holunderblüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Holunderblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2018), ESCOP (2014), Kommission E (1986), WHO Vol. 2
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Holunderblüten, Nr. 1217)