Botanische Bezeichnung
Kahles Bruchkraut – Herniaria glabra L.
Behaartes Bruchkraut – Herniaria hirsuta L.
Familie
Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Kahle Bruchkraut ist in Europa bis Westsibirien, im Mittelmeergebiet, im Iran und Nordafrika verbreitet; es liebt trockene, lockere Sand- oder Kiesböden und ist bei uns auch oft auf Feldwegen und Feldrändern zu finden. Das Behaarte Bruchkraut ist eine submediterrane Art und wächst auf den Kanarischen Inseln, im Mittelmeergebiet bis Pakistan, außerdem in Ostafrika und Südamerika.
Der Gattungsname Herniaria leitet sich ab von lat. ‚hernia‘ (= Bruch), womit der Leistenbruch gemeint ist, denn eine „Hernie“ ist auch in der Medizin der Fachausdruck für einen „Eingeweidebruch“, eine sackartige Ausstülpung des Bauchfells. Diese Bedeutung spiegelt sich auch im deutschen Namen „Bruchkraut“ wider, und in der Tat wurde es früher gegen Bruchleiden (Leistenbrüche, Hernien) genutzt. Das Artepitheton glabra kommt vom Lateinischen: ‚glaber‘ (fem. ‚glabra‘) bedeutet „glatt, unbehaart, kahl“; hirsutus ist ebenfalls lateinisch und heißt „rauhaarig“.
Bei den beiden Bruchkraut-Arten handelt sich um einjährige bis mehrjährige, flach am Boden liegende, ästige Kräuter. Ihre Stängel sind bis 20 cm lang, daran sitzen gegenständig kleine, sich in den Stiel verschmälernde Blättchen mit kleinen Nebenblättern. Bis zu zehn Blüten stehen in kleinen Knäueln in den Blattachseln; sie haben kleine, grünlich-weiße Kronblätter und kleine Kelchblätter, die beim Kahlen Bruchkraut kahl, beim Behaarten Bruchkraut borstig behaart sind und in eine Granne auslaufen; auch sind Stängel und Blätter beim Behaarten Bruchkraut dicht behaart und graugrün. Blütezeit ist Juni bis Oktober (Kahles Bruchkraut) bzw. Mai bis September (Behaartes Bruchkraut).
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die zur Blütezeit geernteten und getrockneten oberirdischen Teile bestehend aus Blättern, Stängeln und Blüten (Bruchkraut – Herniariae herba).
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Wildsammlungen.
Inhaltsstoffe der Droge
Bruchkraut enthält mono- und bidesmosidische Triterpensaponine (Herniaria-Saponine;
Aglykon: Medicagensäure); Flavonoide, Cumarine und Gerbstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Bruchkraut (Herniariae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Bruchkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Bruchkraut wurde bisher nicht bearbeitet.
Von der Kommission E (1986) erhielt Bruchkraut eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Die Beurteilung der Kommission E kann als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet werden, da nach den Erkenntnissen der Kommission E von der Droge keine Risiken ausgehen.
Traditionelle Anwendung
Bruchkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Bruchkraut zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Fertigpräparate sind nicht verfügbar; getrocknetes Bruchkraut zur Teebereitung ist im Handel erhältlich, auch in Mischungen mit anderen Drogen (Harntee).
Dosierung
Teeaufguss: 3- bis 5-mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Bruchkrauttee warm trinken.
Tagesdosis höchstens 10 g Droge.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 g fein geschnittenes Bruchkraut mit 150 mL kaltem Wasser übergießen, kurz aufkochen und nach 5 Min. abseihen.
Hinweise
Bruchkraut wird vorwiegend volksheilkundlich verwendet, detaillierte Erkenntnisse zur Wirkung und unerwünschten Wirkungen liegen nicht vor. Insofern wird von einer Anwendung während der Schwangerschaft oder Stillzeit und bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2020), Kommission E (1986)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen