Arzneipflanzenlexikon

Myrrhe

Myrrhe
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Echter Myrrhenstrauch – Commiphora myrrha (Nees) Engl.

Familie

Balsambaumgewächse (Burseraceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Commiphora-Arten sind in den Trockengebieten des tropischen und subtropischen Afrikas sowie Arabiens verbreitet; einige Arten kommen auch auf Madagaskar und in Vorderindien vor. Es sind Sträucher oder kleine Bäume mit spitzen Sprossdornen und kleinen Blüten in Rispen an den Enden der Zweige. Myrrhe stammt wahrscheinlich von verschiedenen Commiphora-Arten und es ist nicht nachvollziehbar, aus welcher Strauchart die Myrrhe tatsächlich gewonnen wird, denn auch andere Commiphora-Arten scheiden solch ein Gummiharz aus. Sicher ist Commiphora myrrha der wichtigste Lieferant der Myrrhe.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Myrrhe ist ein Ausscheidungsprodukt des Myrrhenstrauches. Sie wird in Harzgängen in der Rinde gebildet und tritt als flüssiges Gummiharz entweder spontan aus oder nach Ver­letzung der Rinde. An der Luft erstarrt das Harz dann zu unregelmäßigen, orange­braunen Stücken. Zur Gewinnung der Myrrhe wird die Rinde nach der Regenzeit von Juni bis August angeschnitten und die erhärtete Myrrhe abgesammelt.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Sammlungen im Sudan, Jemen, Erithrea und Somalia.

Inhaltsstoffe der Droge

Als Gummiharz besteht die Myrrhe aus einer alkohollöslichen Harzfraktion (Diterpen- und Triterpensäuren) und einem wasserlöslichen Gummianteil aus Kohlenhydrate; der ange­nehme Geruch wird durch ätherisches Öl verursacht.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Myrrhe (Myrrha)
  • Myrrhentinktur (Myrrhae tinctura)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Myrrhe als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: bei Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut (Aphthen) sowie bei leichten Hautentzündungen, kleinen Wunden und Hautabschürfungen; unterstützend bei Entzündungen der Rachenschleimhaut (Halsschmerzen) und Mandelentzündung.
Kommission E: Zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen der Mund- und Rachen­schleimhaut.

Traditionelle Anwendung

Myrrhe wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Myrrhentinktur zur Behandlung kleiner Geschwüre und Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomativitis, Gingivitis) sowie kleineren Hautwunden und kleiner Furunkel verwendet werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Myrrhe wird vorzugsweise in Form einer Tinktur (Myrrhentinktur) angewendet.

Dosierung

Myrrhentinktur mit einem Pinsel oder Wattestäbchen 2- bis 3-mal tägl. unverdünnt auftragen oder 5 – 10 Tropfen in ein Glas Wasser geben und damit den Mund spülen oder gurgeln.

Hinweise

Myrrhentinktur darf von Alkoholkranken nicht angewendet werden. Furunkel im Gesicht bedürfen einer ärztlichen Behandlung.
Für die Anwendung von Myrrhe während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2011, 2018), ESCOP (2014), Kommission E (1987), WHO Vol. 3

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Myrrhe, Nr. 1349; Myrrhentinktur, Nr. 1877)

 

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