Isländisches Moos
Botanische Bezeichnung
Isländisches Moos – Cetraria islandica (L.) Acharius s.l.
Familie
Schüsselflechten - Parmeliaceae; Lichenes - Flechten
Wissenswertes zur Pflanze
Das Isländische Moos ist botanisch gesehen kein "Moos", sondern eine Flechte. Flechten stellen eine morphologisch Einheit aus Pilz und Alge dar, die in einer Symbiose zusammenleben: Der Pilz bildet die am Boden haftenden Hyphen, mit denen die Flechte Wasser und Nährsalze aufnimmt, die Alge ist für die Photosynthese zuständig, mithilfe derer Pflanzen ihre energiereichen Verbindungen aufbauen. Dabei stammt die Energie aus dem Sonnenlicht. Beide Fähigkeiten sind eine wichtige Voraussetzung für das Leben einer Pflanze. Flechten sind besonders an kühlen, luftfeuchten Orten üppig entwickelt, können aber auch Trockenheit und hohe und extrem tiefe Temperaturen über längere Zeit ertragen.
Isländisches Moos ist in den borealen, alpinen und arktischen Regionen der nördlichen Hemisphäre verbreitet, natürlich auch in Island (islandica), in den südlichen Gegenden mehr im Gebirge. Der Gattungsnamen Cetraria leitet sich wahrscheinlich ab von lat. ,caetra` oder `cetra` (= Schild, und zwar ein leichter Lederschild), womit man zum Ausdruck bringen wollte, dass es sich beim Isländischen Moos um einen ledrigen, schildartigen Bewuchs handelt.
Das Isländisch Moos gehört zu den Strauchflechten, weil es einen aufrecht wachsenden, bis 12 cm hohen Flechtenkörper (= Thallus) bildet. Dieser ist geweihartig und besteht aus gezähnten, rinnigen, oft gerollten Lappen. Sie sind borstenartig bewimpert, auf der Oberseite blaugrün, auf der Unterseite weißlich grau und weiß gefleckt. Im Hochgebirge findet man auch braun pigmentierte Formen, da die Pflanze als Sonnenschutz bestimmte Pigmente einlagert. Der Zusatz "s.l." (sensu latiore = im weiteren Sinne) hinter dem botanischen Namen der Pflanze bedeutet, dass es sich bei der Art um eine vielgestaltige Sammelart handelt.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird der ganze oder zerkleinerte Thallus (Lichen islandicus - Isländisches Moos/Isländische Flechte).
Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen vor allem in den skandinavischen Gebieten, den Balkanländern und Russland.
Inhaltsstoffe der Droge
Isländisches Moos enthält Schleimstoffe und bitter schmeckende Flechtensäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Isländisches Moos/Isländische Flechte (Lichen islandicus) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Isländisches Moos als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: bei trockenem Husten sowie Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Kommission E: bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten; gegen Appetitlosigkeit.
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Isländisches Moos als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Isländisches Moos bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und einem damit verbundenen trockenen Reizhusten eingesetzt werden; auch bei zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Isländisches Moos zur Teebereitung
- wässrige Dickextrakte in Saft
- alkoholisch-wässrige Extrakte in flüssigen Zubereitungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Isländisch-Moos-Tee trinken. Tagesdosis 4 bis 6 g Droge.
Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 4 g fein geschnittenes Isländisches Moos mit 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 min. abseihen. Um die Bitterstoffe abzutrennen, kann nach dem Übergießen mit siedendem Wasser das Wasser sofort abgegossen und die Droge erneut mit 150 mL Wasser übergossen werden.
Hinweise
Für die Anwendung von Isländischem Moos während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung von Isländisch Moos gegen Husten bei Kindern unter 6 Jahren ist abzuraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2015, 2022), ESCOP (2003), Kommission E (1989), WHO Vol. 4
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Isländisches Moos/Isländische Flechte, Nr. 1439)