Arzneipflanzenlexikon

Kümmel

Kümmel
Foto: Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

(Echter) Kümmel, Wiesenkümmel – Carum carvi L.

Familie

Doldengewächse (Apiaceae) 

Wissenswertes zur Pflanze

Der zweijährige Kümmel kommt in Europa und Asien zerstreut wild vor, angebaut wird er wegen seiner Verwendung als Gewürz in Holland, Ostdeutschland, Polen und Ägypten. Der Gattungsname stammt aus dem Griechischen: ‚karon’ (= Kümmel), abgeleitet von gr. ‚kara‘ (= Kopf, Dolde) oder von gr. ‚kar’ (= Laus), wegen des Läuse-ähnlichen Aussehens.

Im ersten Jahr bildet der Kümmel nur eine Blattrosette aus, im 2. Jahr wächst ein bis zu 1 m hoher, verzweigter Spross heraus, an dem die 2- bis 3-fach gefiederten Blätter mit schmalen Fiedern sitzen. Er blüht im Mai bis Juli mit zahlreichen kleinen weißen bis rosa gefärbten Blüten, die in 8- bis 16-strahligen Dolden angeordnet sind. Die im reifen Zustand braunen Früchte sind 3 bis 6 mm lang mit 5 hellen, kantig hervortretenden Rippen. Dabei handelt es sich wie bei allen Doldengewächsen um „Doppelachänen“, die schon vor dem Abfallen leicht in die beiden Teilfrüchte (Achänen) zerfallen.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die reifen (Teil-)Früchte (Kümmel - Carvi fructus) mit ihrem typischen Kümmelgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Früchten enthaltene ätherische Öl verursacht wird.
Verwendet wird auch das ätherische Öl (Kümmelöl - Carvi aetheroleum), das aus Kümmel­früchten durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kulturen in Holland, Polen und Ägypten.

Inhaltsstoffe der Droge

Kümmelfrüchte enthalten ätherisches Öl („Kümmelöl“) mit D-Carvon, das für das typische Aroma verantwortlich ist. Außerdem fettes Öl, Proteine und Kohlenhydrate. D-Carvon ist im Kümmelöl zu 45 – 65 % enthalten, außerdem enthält es Limonen und weitere Mono­terpene.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Kümmel (Carvi fructus)
  • Kümmelöl (Carvi aetheroleum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Kümmel und Kümmelöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Kümmel und Kümmelöl: zur Linderung von Verdauungs­beschwerden wie Blähungen, Flatulenz und Magen-Darm-Krämpfen; bei Kindern kann Kümmelöl auch äußerlich angewendet werden (Einreibung im unteren Bauch­bereich). Dieses Anwendungs­gebiet stützt sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: Kümmel und Kümmelöl: bei dyspeptischen Beschwerden wie leichte, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen.

Traditionelle Anwendung

Das HMPC hat Kümmel und Kümmelöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Kümmel und Kümmelöl zur symptomatischen Behandlung von Verdauungsstörungen wie Blähungen und Flatulenz eingesetzt werden. Kümmelöl kann in entsprechender Zubereitung (z.B. Salbe) auch äußerlich als Einreibung im Bauchbereich angewendet werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • zerkleinerte Kümmelfrüchte als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
  • alkoholische Auszüge in Tropfen
  • Trockenextrakte in Dragees
  • Kümmelöl in magensaftresistenten Kapseln oder Flüssigkeiten
Kümmel wird häufig auch mit anderen ähnlich wirkenden Drogen bzw. ätherischen Ölen wie Fenchel und Anis kombiniert verarbeitet.

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse Kümmeltee warm trinken.
Kümmelöl: mehrmals tägl. 3 – 5 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser ein­nehmen. Zum Einreiben des Bauches 10%ig in Olivenöl oder in einem anderen Öl gelöst.

Bereitung eines Teeaufgusses

1 bis 5 g frisch zerkleinerten Kümmel mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 10 bis 15 Min. ziehen lassen und abseihen. Um die Wirksamkeit zu fördern, sollte Kümmel vor der Teezubereitung zerstoßen oder grob gepulvert werden, damit das ätherische Öl in den Tee gelangen kann.

Hinweise

Bei bestehenden Allergien gegen Doldenblütler (u.a. Fenchel, Kümmel, Sellerie, Koriander oder Dill) müssen Kümmelzubereitungen gemieden werden. Personen mit Leberschäden oder Gallenbeschwerden sollen Kümmel nicht anwenden. Langzeitige Aufnahme von Kümmelöl kann zu Leber- und Nierenschäden führen.
Für die Anwendung von Kümmel während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Kümmelöl soll von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht eingenommen werden, gegen eine äußerliche Anwendung (Einreibung) bestehen keine Bedenken.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2015, 2020), ESCOP (2019), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Kümmel, Nr. 1080; Kümmelöl, Nr. 1817)

 

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