Botanische Bezeichnung
Maiglöckchen - Convallaria majalis L.
Familie
Spargelgewächse (Asparagaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Maiglöckchen ist eine in Europa und Nordostasien heimische Giftpflanze (!), in Nordamerika eingebürgert. Es wächst bei uns in lichten Laubwäldern und Gebüsch. Auch ist es im Garten eine beliebte Zierpflanze.
Mit „Maiglöckchen” wird die frühe Blütezeit Mai und die glockenförmige Blüte angesprochen. Der Gattungsnamen Convallaria leitet sich von lat. ,lilium convallium' (= Lilie der Täler) ab, weil das Maiglöckchen die sommerwarmen Tieflagen als Standort bevorzugt. Das Artepitheton majalis kann mit „im Mai blühend” übersetzt werden.
Das Maiglöckchen ist eine mehrjährige Pflanze, die mit seinem unterirdisch kriechenden Rhizom (Wurzelstock) den Winter überdauert und sich damit sehr effektiv ausbreitet. Jede Pflanze besteht aus zwei bis vier 12 bis 18 cm langen, oberseits sich wachsig anfühlenden, parallelnervigen Blättern, die aus dem Rhizom nach oben auswachsen. Zwischen diesen steht der 20 bis 35 cm lange Blütenstängel, an dessen oberen Ende ca. 10 gestielte weiße, kugelig-glockige Blüten in einer lockeren einseitswendigen Traube hängen. Die 6 kleinen Kronblattzipfel sind nach auswärts gebogen. Die Früchte sind 3- bis 6-samige rote Beeren - Vorsicht giftig! - Blütezeit ist Mai/Juni.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit geerntete getrocknete Kraut, bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln (Maiglöckchenkraut - Convallariae majalis herba). Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in Osteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Maiglöckchenkraut enthält herzwirksame Steroide in Form von Cardenoliden (Cardenolidglykosiden), hauptsächlich Convallatoxin, Convallosid und Convallotoxol; sie sind für die Giftigkeit der Pflanze verantwortlich.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Maiglöckchenkrauts (Convallariae majalis herba) und des Eingestellten Maiglöckchenpulvers (Convallariae pulvis normatus) war bis 2014 im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt; im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) ist eine Monographie „Convallaria majalis für homöopathische Zubereitungen“ enthalten.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Früher wurden Maiglöckchenblätter volksheilkundlich bei Herzschwäche eingenommen, was jedoch wegen der geringen therapeutischen Breite (starke Giftwirkung der Cardenolide!) problematisch ist und nicht mehr praktiziert werden sollte. Aus diesem Grunde wurden Maiglöckchenblätter weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Die Kommission E hat 1990 noch eine Monographie erstellt, das Anwendungsgebiet lautet dort: leichte Herzinsuffizienz (bei Belastung NYHA-Stadium II), Altersherz und chronisches Cor pulmonale.
Traditionelle Anwendung
Wegen des Gehalts an stark herzwirksamen Cardenoliden, die auch für die Giftigkeit der Pflanze verantwortlich sind, verbietet sich eine Einstufung des Maiglöckchenkrauts als pflanzliches traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Maiglöckchenkraut ist Bestandteil von Herzmitteln des homöopathischen Formenkreises in Kombination mit anderen herzwirksamen Drogen (u. a. Meerzwiebel, Weißdorn, Adonis, Strophanthus). Als Zubereitung findet man darin
- Convallaria majalis homöopathische Urtinktur
- Convallaria majalis homöopathische Dilutionen D1 bis D4
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: wegen der geringen therapeutischen Breite des
Maiglöckchenkrauts (Giftwirkung der Cardenolide!) dürfen
Teeaufgüsse nicht angewendet werden.
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Maiglöckchenkraut ist giftig (starke Herzwirkung!), sodass eine Anwendung der Droge bzw. der Fertigarzneimittel nur unter der Aufsicht des Arztes in Frage kommt.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen Maiglöckchenkraut nicht anwenden.
Nebenwirkungen
Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen
Wechselwirkungen
Wirkungs- und damit auch Nebenwirkungssteigerung bei gleichzeitiger Gabe von Chinidin, Calcium, Abführmitteln und bei Corticoid-Langzeittherapie.
Literaturhinweise
Drogenmonographien
Kommission E (1990)
Weiterführende Literatur
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen