Botanische Bezeichnung
Mutterkraut – Tanacetum parthenium (L.) Sch. Bip.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Mutterkraut ist in Transkaukasien, im Kaukasus, in Vorderasien und auf den Balkaninseln heimisch und seit dem Mittelalter über ganz Europa verbreitet. Nach Nord- und Südamerika wurde es später eingeschleppt. In Deutschland ist Mutterkraut vor allem als Gartenzierpflanze im Gebrauch, sodass die Wildbestände häufig durch Auswilderung von Zier- und Kulturbeständen entstehen. Folglich trifft man es häufig in der Nähe von Gärten, an Zäunen, in Gebüschen, an Hecken und Wegrändern an, auch liebt es Friedhöfe, Schuttplätze und Ödland.
Mutterkraut war schon im Altertum bekannt. So führten Theophrast, Galen und Dioskurides die Pflanze unter der Bezeichnung „parthénium“ (gr. ‚parthénos’ = Jungfrau), was auf ihre volkstümliche Verwendung bei Frauenleiden hinweist. Linné übernimmt diesen Namen als Artepitheton zum ursprünglichen Gattungsnamen Matricaria (Matricaria parthenium L.), abgeleitet von Mater (lat. = Mutter) und/oder Matrix (lat. = Gebärmutter). Damit assoziiert man ebenfalls die volkstümliche Verwendung der Pflanze bei Frauenleiden, ebenso wie mit dem deutschen Namen „Mutterkraut“ oder auch „Jungfernkraut“. Botanische Neubeschreibungen der Pflanze führten nach Linné über weitere Namen zum heute wissenschaftlich anerkannten Namen des Mutterkrauts als Tanacetum parthenium (L.) Sch. Bip.
Die Pflanze ist mehrjährig und wird 30 bis 80 cm hoch. Ihre flachen Blütenköpfchen sind von dachziegelartig angeordneten Hüllkelchblättern umgeben und mit 1,2 bis 2,2 cm im Durchmesser auffallend groß. Ein Kranz von weißen Zungenblüten mit drei abgerundeten Zähnchen umgibt zahlreiche gelbe Röhrenblüten. Die Blütenköpfchen stehen zu 5 bis 20 (bis 30) in lockeren Schirmtrauben. Kulturformen von Mutterkraut haben meist „gefüllte“ Blüten, die nur aus Zungenblüten bestehen. Die Blätter des Mutterkrauts sind fiederschnittig, mit 2 bis 5 Paar einfach bis doppelt fiederspaltigen, grob gekerbten, oben stumpfen Fiederlappen. Sie sind gelbgrün und stehen an einem kahlen, ästigen Stängel. Blütezeit ist Juni bis August.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit geerntete Kraut (Mutterkraut - Tanaceti parthenii herba), bestehend aus Blättern, Stängeln und Blüten.
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Spanien, England und Mitteleuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Mutterkraut enthält ätherisches Öl (Hauptkomponente Campher), Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe (Parthenolid) und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Mutterkrauts (Tanaceti parthenii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Mutterkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: zur Migräneprophylaxe
Kommission E: Mutterkraut wurde von der Kommission E nicht bearbeitet, da es in Deutschland zu der damaligen Zeit keine Bedeutung hatte.
Traditionelle Anwendung
Mutterkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Mutterkraut zur Prophylaxe von Migräne verwendet werden, wenn ärztlicherseits keine Bedenken bestehen.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- pulverisiertes Mutterkraut als Teeaufguss oder in Dragees oder Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: täglich 2 bis 3 Tassen Mutterkrauttee jeweils vor dem Essen über einige Monate trinken, dann Dosisreduzierung. Anmerkung: Die Bereitung eines Teeaufgusses ist nicht sehr sinnvoll, da die Inhaltsstoffe des Mutterkrauts kaum in den Tee übergehen. Es wird empfohlen, die pulverisierte Droge direkt einzunehmen; Tagesdosis 100 mg.
Bereitung eines Teeaufgusses
150 mg pulverisiertes Mutterkraut mit kochendem Wasser übergießen, 10 Min. stehen lassen und durch ein Papierfilter filtrieren.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollte auf die Einnahme von Mutterkraut verzichtet werden (Kreuzallergie möglich).
Für die Anwendung von Mutterkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Allenfalls leichte Magen-Darm-Beschwerden
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2020), ESCOP (2014), WHO Vol. 2
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Mutterkraut, Nr. 1516)