Botanische Bezeichnung
Pfefferminze – Mentha x piperita L.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Pfefferminze ist vermutlich gegen Ende des 17. Jh. spontan aus der Kreuzung zwischen der Wasserminze (Mentha aquatica L.) und der Ährigen Minze (Mentha spicata L. ssp. spicata) entstanden. Die Ährige Minze ist ihrerseits auch ein Bastard, weswegen die Pfefferminze auch als „Tripelbastard” bezeichnet wird. Sie ist steril und kann sich nur durch vegetative Vermehrung mit ihren Ausläufern (Stolonen) vermehren. Ab ca. 1750 wurde Pfefferminze nachweislich in Mitcham angebaut, damals ein Vorort von London.
Der Gattungsname Mentha leitet sich vom Namen der Nymphe Minthe ab; einer griechischen Sage zufolge verwandelte sich diese in die im Altertum als „minthe“ oder „mintha“ bekannte Pflanze. Der pfefferartige Geschmack der Blätter führte zur Bezeichnung Pfefferminze, lat. ‚piperita’ (= gepfeffert).
Züchterische Arbeit bezüglich Aussehen, Blattfarbe, Wüchsigkeit, Resistenzeigenschaften, Winterhärte, Ölgehalt und Ölzusammensetzung haben zu vielen Unterarten, Varietäten und Formen geführt. Man unterscheidet dunkelgrüne ("black mint") Sorten und hellgrüne ("white mint") Sorten. Die Stängel und Blätter der dunkelgrünen Sorten sind rötlich überlaufen, die Blätter sind eiförmig; hellgrüne Sorten haben lanzettliche Blätter. Die immer noch sehr bedeutende, vor über 200 Jahren in England entwickelte „Mitcham”-Pfefferminze ist eine dunkelgrüne Sorte. Der Stängel der etwa 60 cm hohen Pflanze ist deutlich vierkantig, die Blätter stehen daran kreuzgegenständig. Beim Zerreiben riechen sie intensiv nach dem darin enthaltenen ätherischen Öl, dem Pfefferminzöl. Es befindet sich in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche. Beim Zerreiben verletzt man diese Drüsen und setzt so das ätherische Öl frei. Die blassroten Blüten stehen in dichten Scheinähren.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blätter (Pfefferminzblätter - Menthae piperitae folium) mit ihrem intensiven Minzgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Verursacht wird dieser Geruch durch das ätherische Öl mit seinem hohen Anteil an Menthol.
Die Hauptanbaugebiete für die Drogengewinnung liegen in Thüringen, Bayern, Spanien und Bulgarien. Kulturen für die Gewinnung des ätherischen Öls (Pfefferminzöl) sind in den USA, Südamerika und Asien zu finden.
Inhaltsstoffe der Droge
Pfefferminzblätter enthalten ätherisches Öl („Pfefferminzöl“), Lamiaceen-Gerbstoffe (Hauptvertreter Rosmarinsäure) und Flavonoide. Pfefferminzöl besteht zu 30 bis 55% aus (-)-Menthol; es enthält außerdem 14 bis 32% Menthon, 2,8 bis 10% Menthylacetat und andere Terpene. (-)-Menthol ist für den charakteristischen Geruch des Öls verantwortlich.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Pfefferminzblätter (Menthae piperitae folium)
- Pfefferminzblättertrockenextrakt (Menthae piperitae folii extractum siccum)
- Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Pfefferminzblätter
Das HMPC hat Pfefferminzblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Gastritis (Magenkatarrh); diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie der Gallenblase und Gallenwege
Pfefferminzöl
Das HMPC hat für die innerliche Anwendung von Pfefferminzöl in Form von magenresistenten Dragees die Wirkung gegen krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (insbesondere Reizdarm-Syndrom) als „medizinisch anerkannt“ akzeptiert („well-established use“). Dies gilt auch für die äußerliche Anwendung des Öls in flüssiger oder halbfester Form bei Spannungskopfschmerzen (siehe auch „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: innerlich zur symptomatischen Behandlung von Verdauungsbeschwerden wie Flatulenz; Reizdarm-Syndrom; Husten und Erkältungen. Äußerlich bei Erkältungen, rheumatischen Beschwerden, Spannungskopfschmerzen, bei Hautsymptomen wie Juckreiz, Nesselsucht und schmerzhaften Hautreizungen.
Kommission E: innerlich: krampfartige Beschwerden im oberen Gastrointestinaltrakt und der Gallenwege, Colon irritabile, Katarrhe der oberen Luftwege; äußerlich: Mundschleimhautentzündungen (Mundspülungen), Katarrhe der oberen Luftwege (in Form von Nasensalben), Muskel- und Nervenschmerzen.
Traditionelle Anwendung
Pfefferminzblätter
Das HMPC hat Pfefferminzblätter für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Pfefferminzblätter in Form von Tee, als Drogenpulver in Tabletten und als Tinktur bei leichten krampfartigen Verdauungsbeschwerden und gegen Blähungen eingesetzt werden.
Pfefferminzöl
Basierend auf langjähriger Erfahrung hat das HMPC Pfefferminzöl in flüssiger oder fester Form für die innerliche und äußerliche Anwendung bei Husten und Erkältungen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft; dies gilt auch für die äußerliche Anwendung des Öls bei lokalen Muskelschmerzen und bei Juckreiz der intakten Haut. Pfefferminzöl kann innerlich auch als Inhalat und äußerlich zu Mundspülungen eingesetzt werden. Siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Pfefferminzblätter zur Teebereitung, auch in Teeaufgussbeuteln
- Fluidextrakte in Tropfen und Säften
- alkoholische und wässrige Auszüge in Tropfen
- Tinktur als Tropfen
- Trockenextrakte in löslichen Instant-Tees
- Pfefferminzöl unverdünnt
- Pfefferminzöl in magenresistenten Arzneiformen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3-mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Pfefferminztee warm trinken. Tinktur: 3-mal tgl. 2 bis 3 mL Pfefferminzöl: 1- bis 2-mal täglich 2 Tropfen auf Zucker oder in Wasser einnehmen. Tagesdosis Erwachsene: 0,6 bis 1,2 mL, Kinder (8 bis 11 Jahre): 0,6 mL.
Äußerlich: Zur Inhalation 3 bis 4 Tropfen Pfefferminzöl auf heißes Wasser geben und inhalieren.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 g geschnittene Pfefferminzblätter mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 5 bis 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Keine innerliche Anwendung von Pfefferminzöl bei Gallensteinleiden, bei Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündungen und Leberschäden. Bei äußerer Anwendung Pfefferminzöl nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren kann Menthol einen Stimmritzenkrampf (Glottiskrampf, Laryngospasmus) auslösen, schlimmstenfalls mit Atemstillstand, deshalb Pfefferminzöl nie im Gesicht auftragen! Vorsorglich wird von einer Anwendung bei Kindern bis zu 4 Jahren abgeraten.
Für die Anwendung von Pfefferminze während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.
Pfefferminzöl enthält Pulegon und Menthofuran, die hoch-dosiert in Tierversuchen carcinogene Wirkung zeigten. Da diese beiden Substanzen nur in geringen Konzentrationen im Öl enthalten sind, besteht bei vorschriftsmäßiger Anwendung von Pfefferminzöl keine Gefahr.
Nebenwirkungen
Bei äußerer Anwendung treten gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme auf, innerlich angewendet bei magenempfindlichen Personen Magenbeschwerden. Bei Inhalation können empfindliche Patienten u. U. unerwünschte Reaktionen der Atemwege zeigen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt.
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2020), ESCOP (2003, 2019), Kommission E (1990), WHO (Vol. 2, NIS)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Pfefferminzblätter, Nr. 0406; Pfefferminzöl, Nr. 0405; Pfefferminzblättertrockenextrakt, Nr. 2382)