Arzneipflanzenlexikon

Preiselbeere

Preiselbeere
Foto: Rosse

Botanische Bezeichnung

Preiselbeere, Kronsbeere – Vaccinium vitis-idaea L.

Familie

Heidekrautgewächse (Ericaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Preiselbeere ist ein Zwergstrauch, der in den kühlen und kühl gemäßigten Teilen Europas und Asiens (bis Ostasien) wächst. Im Süden Europas ist sie in den Pyrenäen, den Gebirgen Norditaliens und der Balkanhalbinsel zu finden, nordwärts reicht das Verbreitungsgebiet bis Nordnorwegen und in den arktisch-zirkumpolaren Bereich (u.a. Grönland). Dieses Vordringen der Preiselbeere in kontinentale, arktische und alpine Klima­bereiche (Alpen bis 2310 m) ist ihr nur im Schutz einer isolierenden Schneedecke möglich; die Höhe der Schneedecke begrenzt die mögliche Wuchshöhe.

Der Gattungsname Vaccinium leitet sich von lat. ‚bacca’ (= Beere) und ‚baccinium’ (= Beerenstrauch) ab, der auch für die Heidelbeere (V. myrtillus), die Rauschbeere (V. uliginosum) und die Moosbeere (V. oxycoccus) verwendet wird. Das Artepitheton vitis-idaea nimmt Bezug auf die in mehr- bis vielblütigen, hängenden Trauben angeordneten Blüten, was hier mit vitis (= Rebe) im Sinne von „Weintraube“ zum Ausdruck kommt; idaea bezieht sich vermutlich auf die rote Farbe der Beeren, die an die Himbeere (Vitis idaea) erinnern. Der deutsche Name „Preiselbeere“ spricht die Beere als die Fruchtform der Preiselbeere an, und weil die Beeren sich leicht abstreifen lassen, fand das obersorbische ‚bruslica‘ (= leicht abstreifbar) hier Eingang; im Neuhochdeutschen hieß die Preiselbeere „Preusselbeer“.

Die Preiselbeere ist ein immergrüner Zwergstrauch, bis 30 cm hoch und locker verzweigt. Die Blätter sind ledrig, glänzend und oval; der Blattrand ist nach unten umgeschlagen, auf der Unterseite sind die Blätter drüsig braun punktiert. Mehrere weiße, glockenförmige Blüten mit rötlichem Kelch und 4 bis 5 Kronzipfeln stehen in endständigen Trauben. Blütezeit ist Juni/Juli. Im Spätsommer entwickeln sich kugelige, rotglänzende Früchte mit harten Kernen. Die Preiselbeeren werden auch zu Konfitüren und Säften verarbeitet und als Preiselbeermus auch als Beilage zu Wildgerichten gereicht.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Laubblätter (Vitis idaeae folium - Preiselbeerblätter). Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen, meist aus nordeuropäischen Län­dern (Norwegen, Schweden, Finnland).

Inhaltsstoffe der Droge

Preiselbeerblätter enthalten Arbutin (Hydrochinonglucosid) und weitere Phenolglykoside, außerdem Gerbstoffe, Flavonoide und Triterpene.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Preiselbeerblätter (Vitis idaeae folium) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Preiselbeerblätter wurden weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Die Kommission E hat Preiselbeerblätter nicht bearbeitet, da sie nur volksmedizinisch wegen ihres im Vergleich zu Bärentraubenblätter besseren Geschmacks verwendet werden. Eine Wirksamkeit bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege ist aufgrund des enthaltenen harndesinfizierenden Arbutins, dem wirksamkeitsbestimmenden Inhalts­stoff der Bärentraubenblätter, durchaus plausibel.

Traditionelle Anwendung

Preiselbeerblätter erhielten bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene Preiselbeerblätter als Tee

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt.
Teeaufguss: bis 4-mal täglich eine Tasse warmen Preiselbeerblättertee trinken; Tagesdosis 6 bis 12 g Droge bzw. 400-840 mg Hydrochinon-Derivate, berechnet als Arbutin. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter oder Birkenblätter.

Bereitung eines Teeaufgusses

2,5 g fein geschnittene oder besser grob pulverisierte Preiselbeerblätter mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Möchte man den Gehalt an Gerbstoffen möglichst niedrig halten, bereitet man besser ein Kaltwasser-Mazerat. Dafür lässt man die Droge mit kaltem Wasser 6 bis 12 Std. stehen, dann wird die Droge abgeseiht und der Tee dann erwärmt.

Hinweise

Für die Anwendung von Preiselbeerblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kin­dern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkennt­nisse abge­raten.
Männer sollten vor der Anwendung von Preiselbeerblättern die Ursache der Harnwegs­beschwerden ärztlich abklären lassen.
Bei einer Entzündung der Harnwege muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

Keine

Weiterführende Literatur

Schilcher: Leitfaden Phytotherapie

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt-Baum    Zistrose    Zwiebel