Arzneipflanzenlexikon

Rosmarin

Rosmarin
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Rosmarin – Rosmarinus officinalis L.

Familie

Lippenblütler (Lamiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Rosmarin ist im gesamten Mittelmeergebiet bis Portugal heimisch. Der Name leitet sich von lat. ‚ros marinus‘ ab, was „Tau des Meeres“ bedeutet, allerdings ist nicht klar, wie es zu dieser Beschreibung kommt. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt; die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke, und ‚officinalis’ bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich.

Der duftende Strauch des Rosmarins wird bis 1 m hoch. Sehr charakteristisch sind die harten, schmal-linealen Blätter, die wie Nadeln aussehen und unterseits weiß-filzig behaart sind. Beim Zerreiben duften sie angenehm nach dem ätherischen Öl. Es ist in Drüsen­schuppen auf der Blattoberfläche enthalten. Beim Zerreiben werden sie verletzt und setzen das ätherische Öl frei. In den Blattachseln stehen die blassblauen bis hellvioletten Lippenblüten. Blütezeit ist Mai bis Juni.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Blätter (Rosmarini folium) mit ihrem typischen Rosmarin­geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Spanien, Marokko, Tunesien und Südosteuropa.

Inhaltsstoffe der Droge

Rosmarinblätter enthalten ätherisches Öl („Rosmarinöl“) mit seinem aromatischen Geruch nach 1,8-Cineol und Campher; außerdem sind bittere Diterpenphenole und Lamiaceen-Gerbstoffe (vorwiegend Rosmarinsäure) enthalten.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Rosmarinblätter (Rosmarini folium)
  • Rosmarinöl (Rosmarini aetheroleum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Rosmarinblätter und Rosmarinöl
Das HMPC hat Rosmarinblätter und Rosmarinöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: innerlich zur Verbesserung der Leber- und Gallefunktion sowie bei dyspep­tischen Be­schwerden; äußerlich zur unterstützenden Therapie rheumatischer Erkrankungen und bei Kreislaufbeschwerden sowie als leichtes Antiseptikum zur Förderung der Wundheilung.
Kommission E: innerlich bei dyspeptischen Beschwerden; äußerlich zur unterstützenden Therapie rheumatischer Erkrankungen; Kreislauf­beschwerden.

Traditionelle Anwendung

Das HMPC hat Rosmarinblätter und Rosmarinöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Rosmarinblätter innerlich bei dyspeptischen Beschwerden und zur Linderung leichter krampfartiger Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden. Äußerliche Anwendung – entweder als Badezusatz (Rosmarinblätter/Rosmarinöl) oder als Einreibung (Rosmarinöl): unterstützend bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen sowie bei leichten Kreis­lauf­beschwerden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • Rosmarinblätter als Bestandteil von Herz-Kreislauf-Tees
  • Rosmarinöl in Salben, Cremes, Ölbädern (Rheumasalbe, Herzsalbe, Rheumabad, Herz-Kreislauf-Bad)

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: innerlich: 2- bis 3-mal eine Tasse Rosmarintee trinken; mittlere Tagesdosis 4 bis 6 g Rosmarinblätter; Rosmarinöl: 2 Tropfen tägl.; äußerlich: Rosmarinöl in 6 bis 10%iger Zubereitung als Salbe oder Lotio 2-mal tgl. auftragen; Badezusatz: 2-mal wöchent­lich als Vollbad.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 g fein geschnittene Rosmarinblätter mit 150 mL kochendem Wasser übergießen und 15 min ziehen lassen und abseihen. Als Badezusatz 50 g Rosmarinblätter mit 1 L Wasser versetzen und den Ansatz kurz aufkochen. Nach 15 bis 30 Min. den Ansatz durch ein Sieb geben und die Extraktflüssigkeit dem Badewasser zufügen.

Hinweise

Bei Gallenwegsbeschwerden (Gallen­steinleiden, Verschluss der Gallen­wege, Gallen­blasenentzündung u.a.) und Lebererkrankungen soll die Einnahme von Rosmarinblättern und Rosmarinöl nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Vollbäder mit Rosmarinblättern und Rosmarinöl sind bei großen Hautverletzungen und offenen Wunden, bei Fieber, schweren Infektionen, schweren Kreislauferkrankungen und Herzschwäche zu meiden.
Rosmarinöl bei äußerer Anwendung nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen.
Für die Einnahme von Rosmarinblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung von Rosmarinblättern bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten; bei Rosmarinöl gilt dies bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.

Nebenwirkungen

Allenfalls Allergien

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2011, 2022), ESCOP (2003), Kommission E (1990), WHO Vol. 4

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Rosmarinblätter, Nr. 1560; Rosmarinöl, Nr. 1846)

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bitterorange    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt-Baum    Zistrose    Zwiebel