Botanische Bezeichnung
Safran-Krokus, Echter Krokus – Crocus sativus L.
Familie
Schwertliliengewächse (Iridaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Safran-Krokus stammt vermutlich ursprünglich aus Vorderasien. Heute wird die Pflanze in vielen Ländern in Kulturen gehalten, in Afghanistan, Kashmir, Iran, Indien, in den Mittelmeer-Anreinerstaaten, auch in Südfrankreich. Der Gattungsname Crocus leitet sich ab von gr. ‚kroke‘ (= Faden), was sich auf die langen fadenförmigen Narbenschenkel (Narbenäste) des Griffels bezieht. Diese sind beim Safran-Krokus besonders lang (bis 4 cm), auffallend ziegelrot und angenehm duftend. Die getrockneten Narbenschenkel spielen in der Küchentradition südlicher Länder – besonders im Iran - eine große Rolle als Gewürz; außerdem färbt es die damit gewürzten Gerichte gelb. In arabischen Ländern wurde Safran seit jeher genutzt und hatte dort den Namen ‚za’farǎn‘ (= das Gelbe, Gelbsein) wovon sich die Namen azafran (span.), safran (franz.), zafferano (ital.) und saffron (engl.) ableiten. Bei uns sind die getrockneten Narbenschenkel als „Safran“ im Handel und sind als Gewürz und als Färbemittel für Backwaren sehr beliebt. Jeder kennt den Satz eines alten Kinderlieds: „Safran macht den Kuchen geel“.
Der Safran-Krokus ist eine kleine Rosettenpflanze mit grasartigen Blättern und einer unterirdischen Sprossknolle. Aus dieser wachsen im Herbst wie bei unseren Frühjahrs-Krokussen die ca. 15 cm langen Blüten aus sechs fliederfarbenen Perigonblättern, die im unteren Bereich zu einer Röhre verwachsen sind; sie ähneln unseren Herbstzeitlosen. Der Fruchtknoten sitzt unterirdisch etwas oberhalb der Knolle, der Griffel wächst von dort aus durch die Kronblattröhre. Er ist ca. 10 cm lang, an seinem Ende stehen die drei orangeroten, tütenartig eingerollten Narbenschenkel - auch Narbenäste genannt, die wir als „Safran“ nutzen; an deren Ende steht dann jeweils die Narbe. Der Safran-Crocus ist steril, da er von der triploiden Mutante einer auf den ägäischen Inseln beheimateten Crocus-Art abstammt; deshalb muss er in den Kulturen vegetativ über Knollenteilung vermehrt werden.
Safran wird in mühsamer Handarbeit geerntet; aus jeder einzelnen Blüte muss die Griffelspitze mit den anhängenden Safran-Fäden mit den Fingern abgezwickt werden. Dies findet natürlich nur einmal im Jahr zur Blütezeit statt, also im Herbst; für 500 g Safran (Trockengewicht) benötigt man 200.000 bis 400.000 Narben. Deshalb ist Safran eines der teuersten Gewürze („rotes Gold“), weshalb auf dem Markt Verfälschungen im Umlauf sind, z.B. die Blütenblätter der Färberdistel Carthamus tinctoria L. (= „Falscher Safran“) oder die künstlich gefärbten Randblüten der Ringelblume; beim Pulver findet man Gelbwurzel (Curcuma longa), Rotes Sandelholz oder pulverisierte rote Paprika als Verfälschung
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die während der Blütezeit geernteten, getrockneten Narbenschenkel, die in der Regel durch ein kleines Griffelstück zusammengehalten sind (Safran – Croci stigma).
Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Spanien, auch aus Griechenland und Italien.
Inhaltsstoffe der Droge
Safran enthält ätherisches Öl (0,4 – 1,0 %) mit Safranal als Hauptkomponente, das für den Duft des Safrans hauptverantwortlich ist; es entsteht beim Trocknen aus dem bitter schmeckenden Picrocrocin (Safranbitter). Als Farbstoffe sind die Crocine (A bis E, 10 – 25%) enthalten; sie gehören zur Gruppe der Carotinoide und entstehen (vermutlich) beim Trocknen aus Protocrocin; weiterhin sind Carotine (u.a. Lycopin), Xanthophylle (u.a. Zeaxanthin), Crocusatine F bis I, Flavonoide, Vitamin B2, fettes Öl, Heteropolysaccharide und Stärke enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Safran (Croci stigma) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt; die Qualität von „Crocus für homöopathische Zubereitungen (Croci sativi stigma ad praeparationes homoeopathicas)“ im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.).
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Safran wurde bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Von der Kommission E (1987) erhielt Safran eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Bis zu einer Tagesdosis von 1,5 g waren allerdings keine Risiken dokumentiert, andererseits fanden sich Hinweise auf Missbrauch der Droge als Abortivum (Abortivdosis 10 g Droge) mit sehr schweren Nebenwirkungen; letale Dosis 20 g.
Volksheilkundlich wurde Safran als Nervenberuhigungsmittel, bei Krämpfen und Asthma angewendet. Extrakte aus Safran sind heute auch Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln, die als „natürliche Stimmungsaufheller“ angeboten werden. Seit etwa 20 Jahren wird auf dem Gebiet des potenziellen arzneilichen Einsatzes von Safran geforscht. Dabei sind dessen zytotoxische Eigenschaften (gegen Krebs), die positiven Effekte bei kardiovaskulären Erkrankungen, die blutdrucksenkenden und antiatherosklerotischen Eigenschaften sowie die neuroprotektiven Effekte der Droge bzw. ihrer Inhaltsstoffe im Fokus.
Traditionelle Anwendung
Safran erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Safran ist Bestandteil von homöopathischen Mono- und Kombinationspräparaten (Crocus sativus hom.), dann auch in Kapselform, als Globuli, Dragees und Tropfen; auch in Form von Extrakten ist Safran in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten (siehe oben).
Als Gewürz ist Safran als Ganzdroge oder in Pulverform erhältlich.
Dosierung
In hohen Dosen genossen ist Safran stark toxisch. Deshalb sollte Safran nur in Form von Fertigpräparaten verwendet werden, wobei dann die jeweilige Einnahmevorschrift zu beachten ist. Die sichere Höchstdosis ist 1 g Safran pro Tag.
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Bei der Verwendung von Safran als Gewürz zur Bereitung von Speisen sind keine negativen Wirkungen zu erwarten.
Nebenwirkungen
Bei höherer Dosierung Erbrechen, Uterusblutungen, blutige Durchfälle u.a.; außerdem Gelbfärbung der Haut.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
Kommission E (1987), WHO Vol. 3
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Crocus für homöopathische Zubereitungen, Nr. 1624)