Arzneipflanzenlexikon

Safran

Safran
Foto: Joachim Rosse

Botanische Bezeichnung

Safran-Krokus, Echter Krokus – Crocus sativus L.

Familie

Schwertliliengewächse (Iridaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Safran-Krokus stammt vermutlich ursprünglich aus Vorderasien. Heute wird die Pflanze in vielen Ländern in Kulturen gehalten, in Afghanistan, Kashmir, Iran, Indien, in den Mittelmeer-Anreinerstaaten, auch in Südfrankreich. Der Gattungsname Crocus leitet sich ab von gr. ‚kroke‘ (= Faden), was sich auf die langen fadenförmigen Narbenschenkel (Narbenäste) des Griffels bezieht. Diese sind beim Safran-Krokus besonders lang (bis 4 cm), auffallend ziegelrot und angenehm duftend. Die getrockneten Narbenschenkel spielen in der Küchentradition südlicher Länder – besonders im Iran - eine große Rolle als Gewürz; außerdem färbt es die damit gewürzten Gerichte gelb. In arabischen Ländern wurde Safran seit jeher genutzt und hatte dort den Namen ‚za’farǎn‘ (= das Gelbe, Gelbsein) wovon sich die Namen azafran (span.), safran (franz.), zafferano (ital.) und saffron (engl.) ableiten. Bei uns sind die getrockneten Narbenschenkel als „Safran“ im Handel und sind als Gewürz und als Färbemittel für Backwaren sehr beliebt. Jeder kennt den Satz eines alten Kinderlieds: „Safran macht den Kuchen geel“.

Der Safran-Krokus ist eine kleine Rosettenpflanze mit grasartigen Blättern und einer unterirdischen Sprossknolle. Aus dieser wachsen im Herbst wie bei unseren Frühjahrs-Krokussen die ca. 15 cm langen Blüten aus sechs fliederfarbenen Perigonblättern, die im unteren Bereich zu einer Röhre verwachsen sind; sie ähneln unseren Herbstzeitlosen. Der Fruchtknoten sitzt unterirdisch etwas oberhalb der Knolle, der Griffel wächst von dort aus durch die Kronblattröhre. Er ist ca. 10 cm lang, an seinem Ende stehen die drei orangeroten, tütenartig eingerollten Narbenschenkel - auch Narbenäste genannt, die wir als „Safran“ nutzen; an deren Ende steht dann jeweils die Narbe. Der Safran-Crocus ist steril, da er von der triploiden Mutante einer auf den ägäischen Inseln beheimateten Crocus-Art abstammt; deshalb muss er in den Kulturen vegetativ über Knollenteilung vermehrt werden.

Safran wird in mühsamer Handarbeit geerntet; aus jeder einzelnen Blüte muss die Griffelspitze mit den anhängenden Safran-Fäden mit den Fingern abgezwickt werden. Dies findet natürlich nur einmal im Jahr zur Blütezeit statt, also im Herbst; für 500 g Safran (Trockengewicht) benötigt man 200.000 bis 400.000 Narben. Deshalb ist Safran eines der teuersten Gewürze („rotes Gold“), weshalb auf dem Markt Verfälschungen im Umlauf sind, z.B. die Blütenblätter der Färberdistel Carthamus tinctoria L. (= „Falscher Safran“) oder die künstlich gefärbten Randblüten der Ringelblume; beim Pulver findet man Gelbwurzel (Curcuma longa), Rotes Sandelholz oder pulverisierte rote Paprika als Verfälschung

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die während der Blütezeit geernteten, getrockneten Narbenschenkel, die in der Regel durch ein kleines Griffelstück zusammengehalten sind (Safran – Croci stigma).
Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Spanien, auch aus Griechenland und Italien.

Inhaltsstoffe der Droge

Safran enthält ätherisches Öl (0,4 – 1,0 %) mit Safranal als Hauptkomponente, das für den Duft des Safrans hauptverantwortlich ist; es entsteht beim Trocknen aus dem bitter schmeckenden Picrocrocin (Safranbitter). Als Farbstoffe sind die Crocine (A bis E, 10 – 25%) enthalten; sie gehören zur Gruppe der Carotinoide und entstehen (vermutlich) beim Trocknen aus Protocrocin; weiterhin sind Carotine (u.a. Lycopin), Xanthophylle (u.a. Zeaxanthin), Crocusatine F bis I, Flavonoide, Vitamin B2, fettes Öl, Heteropolysaccharide und Stärke enthalten.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität von Safran (Croci stigma) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt; die Qualität von „Crocus für homöopathische Zubereitungen (Croci sativi stigma ad praeparationes homoeopathicas)“ im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.).

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Safran wurde bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Von der Kommission E (1987) erhielt Safran eine Negativverabschiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Bis zu einer Tagesdosis von 1,5 g waren allerdings keine Risiken dokumentiert, andererseits fanden sich Hinweise auf Missbrauch der Droge als Abortivum (Abortivdosis 10 g Droge) mit sehr schweren Nebenwirkungen; letale Dosis 20 g.

Volksheilkundlich wurde Safran als Nervenberuhigungsmittel, bei Krämpfen und Asthma angewendet. Extrakte aus Safran sind heute auch Bestandteil von Nahrungs­ergänzungsmitteln, die als „natürliche Stimmungsaufheller“ angeboten werden. Seit etwa 20 Jahren wird auf dem Gebiet des potenziellen arzneilichen Einsatzes von Safran geforscht. Dabei sind dessen zytotoxische Eigenschaften (gegen Krebs), die positiven Effekte bei kardiovaskulären Erkrankungen, die blutdrucksenkenden und anti­atherosklerotischen Eigenschaften sowie die neuroprotektiven Effekte der Droge bzw. ihrer Inhaltsstoffe im Fokus.

Traditionelle Anwendung

Safran erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Safran ist Bestandteil von homöopathischen Mono- und Kombinationspräparaten (Crocus sativus hom.), dann auch in Kapselform, als Globuli, Dragees und Tropfen; auch in Form von Extrakten ist Safran in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten (siehe oben).
Als Gewürz ist Safran als Ganzdroge oder in Pulverform erhältlich.

Dosierung

In hohen Dosen genossen ist Safran stark toxisch. Deshalb sollte Safran nur in Form von Fertigpräparaten verwendet werden, wobei dann die jeweilige Einnahmevorschrift zu beachten ist. Die sichere Höchstdosis ist 1 g Safran pro Tag.

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Bei der Verwendung von Safran als Gewürz zur Bereitung von Speisen sind keine negativen Wirkungen zu erwarten.

Nebenwirkungen

Bei höherer Dosierung Erbrechen, Uterusblutungen, blutige Durchfälle u.a.; außerdem Gelbfärbung der Haut.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

Kommission E (1987), WHO Vol. 3

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Crocus für homöopathische Zubereitungen, Nr. 1624)

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bitterorange    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt-Baum    Zistrose    Zwiebel