Botanische Bezeichnung
Schlaf-Mohn - Papaver somniferum L.
Familie
Mohngewächse (Papaveraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Schlafmohn, im westlichen Mittelmeergebiet und Kleinasien heimisch, wird heute in ganz Asien, Russland, dem Balkan und der Türkei in viele Formen, Sorten und Rassen kultiviert. Er liefert sowohl ein wertvolles Öl als auch das in der Pharmazie genutzte Opium. Diesem verdankt der Schlafmohn seinen Namen, denn schon in der Antike war seine narkotische Wirkung bekannt, was auch im Artepitheton somniferum zum Ausdruck kommt: lat. ,somnus' = Schlaf, ,ferre' = tragen, ,fero' = ich trage. Zur Gewinnung von Opium darf Schlafmohn allerdings nur unter strenger staatlicher Aufsicht in wenigen Ländern angebaut werden. Bei uns findet man den Schlafmohn zuweilen verwildert an Feldrändern.
Das Öl wird durch Kaltpressung aus den Mohnsamen gewonnen, die aus den Poren der reifen, trockenen Kapsel herausfallen. Die Samen werden auch als Streumaterial auf Brötchen („Mohnbrötchen”) und zur Zubereitung von Kuchen („Mohnkuchen”) und Süßspeisen genutzt. Österreich ist ein wichtiges Land für den Anbau von Speisemohn. Opium wird aus den unreifen Mohnkapseln gewonnen, zur Gewinnungsmethode siehe die Rubrik „Arzneilich verwendeter Pflanzenteil - Droge”. Der legale Anbau von Mohn zur Opiumgewinnung wird in Indien, in der Türkei und in Ländern der ehemaligen Sowjetunion betrieben. Afghanistan, Pakistan und das „Goldene Dreieck” an der Grenze von Thailand - Myanmar - Laos sind für den illegalen Anbau bekannt.
Der Schlafmohn ist einjährig, wird 30 bis 1.30 m hoch, die länglich-eiförmigen Blätter sitzen am Stängel, die oberen Blätter sind stängelumfassend. Charakteristisch ist, dass sowohl Stängel als auch die Blätter blaugrün bereift sind. In allen Pflanzenteilen sind Milchröhren enthalten, sodass bei Verletzungen ein weißer Milchsaft austritt. Im Knospenzustand ist die Blüte nickend, beim Aufblühen richtet sie sich auf und die vier Kronblätter, je nach Sorte violett bis weiß, entfalten sich zu einer im Durchmesser bis 10 cm großen Blüte. Charakteristisch ist ein dunkler Fleck am Kronblattgrund. Die beiden Kelchblätter fallen beim Aufblühen ab. Zahlreiche Staubblätter umgeben den Fruchtknoten mit seinen, entsprechend der Anzahl der Fruchtblätter, 8 bis 12 Narben. Der Fruchtknoten reift nach der Befruchtung zu einer runden Kapselfrucht heran. Bei der Reifung lösen sich die Wände unterhalb des Narbenkranzes ab und es bilden sich Poren (Streumohn), bei manchen Sorten unterbleibt dieses Öffnen (Schließmohn). Die Samen sind blaugrau, je nach Sorte auch andersfarbig. Blütezeit ist Juni bis August, Fruchtreife Juli bis September.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Arzneilich wird der getrocknete Milchsaft der unreifen Kapseln verwendet (Opium - Opium crudum). Dazu wird auf den Mohnfeldern, wenn die Kapseln noch unreif und grün sind, in den Abendstunden die Kapselwand mit mehreren waagerechten und/oder senkrechten Schnitten versehen (mit Spezialmessern). Aus den Milchröhren der Kapselwand tritt dann ein weißer Milchsaft aus, der über Nacht an der Luft durch Oxidation phenolischer Komponenten zu einer bräunlichen Masse erstarrt. Um weiteres Braunwerden zu verhindern, wird das klebrige Opium noch vor Sonnenaufgang mit besonderen Schabemessern abgeschabt, und kommt zu Kugeln, Ziegeln oder Würfeln geformt als „Rohopium” auf den Markt. Die Gewinnung von Opium ist durch internationale Einheitsübereinkommen geregelt.Inhaltsstoffe der Droge
Opium enthält Alkaloide (Morphin, Codein, Thebain, Noscapin, Papaverin u.a.), Kautschuk, Fette, Proteine, Zucker, Schleimstoffe und harzartige Substanzen.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Opium (Opium crudum)
- Eingestellter Opiumtrockernextrakt (Opii extractum siccum normatum)
- Eingestelltes Opiumpulver (Opii pulvis normatus)
- Eingestellte Opiumtinktur (Opii tinctura normata)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Opium und Opiumzubereitungen und die daraus isolierten Alkaloide (Morphin, Codein, Noscapin u.a.) sind stark wirksame Arzneimittel und dürfen phytotherapeutisch nicht verwendet werden. Aus diesem Grunde wurde Opium weder vom HMPC noch von der ESCOP und der Kommission E bearbeitet. Der Verkehr mit Opium und Opium-Zubereitungen unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Die Reinalkaloide haben eine schmerzstillende (Morphin, Codein) bzw. hustenreizstillende (Codein, Noscapin) Wirkung und sind nur als Reinsubstanzen in Fertigarzneimitteln verfügbar. Opiumtinktur wird bei starken Durchfällen unbekannter Ursache im Krankenhaus unter ärztlicher Aufsicht als Notfallarzneimittel angewendet.
Traditionelle Anwendung
Wegen des Gehalts an stark wirksamen Alkaloiden verbietet sich eine Einstufung von Opium als pflanzliches traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
keine; im Handel sind nur Fertigarzneimittel mit den isolierten Alkaloiden. Morphin ist ein starkes Schmerzmittel (Betäubungsmittel), Codein wird in Kombination mit anderen schmerzstillenden Stoffen als Schmerzmittel eingesetzt, ist auch, ebenso wie Noscapin, in Fertigarzneimitteln gegen Reizhusten enthalten; entsprechende Fertigarzneimittel sind alle rezeptpflichtig.
Dosierung
entfällt
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Opium und Opiumzubereitungen unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz, sodass eine Anwendung nur unter der Aufsicht und Kontrolle des Arztes möglich ist.
Weiterführende Literatur
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar
zum Europäischen Arzneibuch (Opium, Nr. 0777; Eingestellter
Opiumtrockenextrakt, Nr. 1839; Eingestelltes Opiumpulver, Nr. 1840;
Eingestellte Opiumtinktur, Nr. 1841)