Arzneipflanzenlexikon

Schlehdorn

Schlehdorn
Foto: Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Schlehdorn – Prunus spinosa L.

Familie

Rosengewächse (Rosaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Schlehdorn
Foto: P. Schönfelder

Der Schlehdorn, auch Schwarzdorn oder nur Schlehe genannt, hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in Europa, erreicht nördlich Südskandinavien, im Süden reicht er bis Nord­afrika, im Osten bis zum Kaspischen Meer. Es ist ein ca. 4 m hoher Strauch mit zahlreichen sparrigen, reichlich bedornten Zweigen, was sich in dem Artepitheton spinosus niederschlägt (lat. ‚spinosus‘ = dornig). Die Lang- und Kurztriebe stehen oft im 90°-Winkel zu­einander, was den Strauch so stark verästelt erscheinen lässt. Die Zweig­rinde ist schwarz, weswegen der Strauch im Deutschen auch „Schwarz­dorn“ genannt wird. Der Gattungsnamen Prunus wurde direkt aus dem Lateinischen übernommen und heißt „Pflaumenbaum“, lat. ‚prunum‘ (= Pflaume); mit dem Pflaumenbaum (Prunus domestica) ist die Schlehe nah verwandt.

Sehr dekorativ ist der Strauch zur Blütezeit (im März/April), wenn die zahlreichen weißen Blüten am noch nackten Strauch erblühen und ihn wie im Brautkleid erscheinen lassen. Erst beim Abblühen kommen die 2 bis 4 cm langen schmalen Blätter hervor. Die beeren­förmigen Steinfrüchte reifen erst im Oktober/November; sie sind schwarz-bläulich und bereift. Das Fruchtfleisch ist grün, schmeckt sauer und zusammenziehend (Gerbstoffe!), erst nach dem Frost ist es schmackhafter; der Steinkern lässt sich nicht vom Fleisch lösen.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die voll entfalteten, getrockneten Blüten (Schlehdornblüten - Pruni spinosae flos) und die im Spätherbst gesammelten frischen oder getrockneten Früchte (Schlehdornfrüchte – Pruni spinosae fructus).
Schlehdornblüten des Handels stammen von Wildsammlungen aus Ost- und Südeuropa.

Inhaltsstoffe der Droge

Schlehdornblüten enthalten Flavonoide, Triterpene und Sterole; Schlehdornfrüchte ent­halten Gerbstoffe.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Schlehdornblüten (Pruni spinosae flos) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt. Für Schlehdornfrüchte (Pruni spinosae fructus) steht keine Arz­neibuch-Qualitäts­beschreibung zur Verfügung.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Schlehdornblüten
Das HMPC hat die Bearbeitung von Schlehdornblüten und Schlehdornzweigspitzen wegen unzureichender Datenlage eingestellt.
ESCOP: Schlehdornblüten wurden nicht bearbeitet.
Von der Kommission E erhielten Schlehdornblüten eine Negativ­mono­graphie, da das damals vorliegende wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Die Beurteilung der Kommission E kann als „Null­monographie“ bezeichnet wer­den, da von der Droge nach Erkenntnissen der Kommission E keine Risiken zu erwarten sind. Gegen die Verwendung in Teemischungen als Schmuckdroge ist nichts einzuwenden.

Volkstümlich werden Schlehdornblüten bei Erkältungskrankheiten, Verdau­ungs­be­schwerden, bei Blasen- und Nierenleiden und zur „Blutreinigung“ ver­wendet.

Schlehdornfrüchte
Schlehdornfrüchte wurden weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Kommission E: äußerlich bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Traditionelle Anwendung

Schlehdornblüten und Schlehdornfrüchte erhielten bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • Schlehdornblüten zur Teebereitung
  • Schlehdornfrüchte zur Bereitung eines wässrigen Aufgusses

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt
Teeaufguss: Schlehdornblüten: 1- bis 2-mal tagsüber eine Tasse Schlehdornblütentee trinken, oder abends 2 Tassen. Schlehdornfrüchte: mehrmals täglich mit dem Aufguss den Mund spülen oder gurgeln.

Bereitung eines Teeaufgusses

Schlehdornblüten: 1 bis 2 g Schlehdornblüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser über­gießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Schlehdornfrüchte: Früchte gut zerkleinern, davon 1 bis 2 g mit 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.

Hinweise

Für die Anwendung von Schlehdornblüten und Schlehdornfrüchten während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2012), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bitterorange    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt-Baum    Zistrose    Zwiebel