Arzneipflanzenlexikon

Schleifenblume

Schleifenblume
Foto © P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Bittere Schleifenblume - Iberis amara L.

Familie

Kreuzblütler (Brassicaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Bittere Schleifenblume ist ein bis 40 cm hoher krautiger, Licht- und Sommerwärme-liebender Kreuzblütler. Er ist in Mittel- und Südeuropa heimisch und wächst vorzugsweise auf Ruderalflächen wie Schuttplätzen, Kiesgruben und Erdaufschüttungen oder als Unkraut in Gärten und auf Äckern. Der Gattungsname Iberis ist griechisch und bedeutet „Kresse”, das Artepitheton amara (lat. ,amarus' = bitter) bezieht sich auf den bitteren Geschmack der Pflanze, was auch in den deutschen Namen übernommen wurde. Die ungleiche Größe der vier weißen Kronblätter und deren Stellung, nämlich zwei kleine nebeneinander und zwei größere diesen gegenüber, erinnert an eine Schleife, daher „Schleifenblume”.

Der Stängel der Bitteren Schleifenblume ist abstehend verzweigt, die unteren schmalen keilförmigen Blätter sind gestielt, die oberen sitzen direkt am Stängel. Die 4-zähligen weißen oder schwach rosafarbenen Blüten stehen in lockeren Trauben. Die vier Kelchblätter sind rundlich, die vier Kronblätter unterschiedlich groß (s.o.). Die Frucht ist eine geflügelte Schote, genau genommen ein Schötchen. Man benutzt diese Ver­kleinerungs­form, wenn die Länge der Schote nicht das Dreifache der Breite erreicht. Die Bittere Schleifenblume ist auch als Zierpflanze in Gärten anzutreffen. Blütezeit ist Mai bis August.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die zwischen Blühbeginn und Vollblüte in der Zeit von Juni bis Sep­tember geernteten, frischen oder gefrorenen, ober- und unterirdischen Teile (Bittere Schleifenblume Frischpflanze - Iberis amara recens).
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen.

Inhaltsstoffe der Droge

Die frische Bittere Schleifenblume enthält Senfölglykoside, bitter schmeckende Cucur­bitacine, Flavonole, Amine und fettes Öl (in den Samen).

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Bitteren Schleifenblume Frischpflanze (Iberis amara recens) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Die Bittere Schleifenblume wurde bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Kommission E: Die Bittere Schleifenblume wurde von der Kommission E nicht bearbeitet, da sie damals nur in einem Fertigarzneimittel in Kombination mit Angelikawurzel, Kamillen­blüten, Kümmelfrüchten, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminze, Schöll­kraut und Süßholzwurzel enthalten war und heute noch ist. Das Anwendungsgebiet dieser Kombination lautet (Zulassung): funktionelle und motilitätsbedingte Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizmagen und Reizdarm, Magen- und Darmkrämpfe, Magen­schleimhautentzündung (Gastritis). Die Bittere Schleifenblume trägt zur Wirksamkeit vermutlich durch ihre Bitterkeit bei, möglicherweise auch durch ihre corticomimetische Aktivität.

Traditionelle Anwendung

Die Bittere Schleifenblume erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • alkoholisch-wässriger (50%) Auszug der frischen Bitteren Schleifenblume in Tropfen (Kombinationspräparat, siehe oben)

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: entfällt

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Die Wirksamkeit und Nebenwirkung der Bitteren Schleifenblumenkraut (Frischpflanze) allein angewendet ist nicht ausreichend belegt, weswegen von einer Anwendung abgeraten wird.
Aus toxikologischer Sicht gibt es keine Bedenken gegen die Einnahme von Kombi­nations­präparaten in Form von Fertigarzneimitteln (siehe oben) während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern über 3 Jahren.

Nebenwirkungen

Keine bekannt; die Cucurbitacine sind toxisch, jedoch ist die Tagesdosis der Fertig­arzneimittel so bemessen, dass dadurch keine relevanten Konzentrationen an Cucur­bitacinen durch die Darmwand penetrieren.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

Keine

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

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