Arzneipflanzenlexikon

Schwarznessel

Schwarznessel
Foto: P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Schwarznessel – Ballota nigra L.

Familie

Lippenblütler (Lamiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Schwarznessel ist ein im Mittelmeergebiet und Vorderasien verbreiteter Lippenblütler, in Nordamerika eingeschleppt. In Europa reicht sein Verbreitungsgebiet nördlich bis Irland, Schottland und Südskandinavien. Die Schwarznessel wächst in Unkrautgesellschaften, auf Schuttplätzen, entlang von Zäunen und Hecken und an Straßen- und Wegrändern.

Der Gattungsnamen Ballota beschreibt den unangenehmen Geruch der Pflanze: er leitet sich ab von gr. ‚ballote‘ bzw. ‚ballein‘ (= werfen, zurückwerfend), was man in diesem Fall mit „umwerfend“ übersetzen könnte. Der widrige Geruch der Pflanze hat ihr auch die Namen „Stink-Andorn“ und „Gottesvergess“ eingebracht.

Die Schwarznessel ist eine ausdauernde 30 bis 80 cm hohe Pflanze mit verzweigtem, vierkantigem, abstehend behaartem Stängel. Die kurz gestielten, breit lanzettlichen, behaarten Blätter stehen kreuzgegenständig am Stängel und haben einen grob gezähnten Blattrand. Sie wirken durch die auf der Unterseite stark hervortretende Nervatur runzelig. Der unangenehme Geruch der Blätter wird durch ätherisches Öl verursacht, das in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche enthalten ist. Beim Zerreiben verletzt man diese Drüsen und setzt so das ätherische Öl frei. 4 bis 10 violette bis rosafarbene Blüten sitzen in mehreren blattachselständigen Scheinquirlen, am Stängelende kopfig gehäuft. Die Krone ist bis 14 mm lang, die Oberlippe fast flach, oberseits behaart, die Unterlippe hat einen großen Mittellappen und kleinere Seitenlappen. Blütezeit ist Juni bis Oktober. Im Herbst läuft die Schwarznessel braunviolett an und riecht zunehmend unangenehmer.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten blühenden Stängelspitzen (Schwarznesselkraut – Ballotae nigrae herba).
Die im Handel befindliche Droge stammt aus verschiedenen Mittelmeerländern (Wild­sammlung).

Inhaltsstoffe der Droge

Schwarznesselkraut enthält ätherisches Öl mit hauptsächlich Sesquiterpenen; der unan­genehme Geruch ist auf den Gehalt an Furanen zurückzuführen. Außerdem sind Kaffeesäurederivate, diterpenoide Bitterstoffe, Flavonoide, Chlorogensäure und Lamiaceen-Gerbstoffe (Hauptvertreter: Rosmarinsäure) enthalten.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität von Schwarznesselkraut (Ballotae nigrae herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Schwarznesselkraut nicht bearbeitet.
ESCOP: innerlich bei Angespanntheit, Unruhe und Reizbarkeit mit Einschlafstörungen; bei leichten Magenkrämpfen.
Kommission E: keine Monographie für Schwarznesselkraut.

Traditionelle Anwendung

Schwarznesselkraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • Schwarznesselkraut als Tee

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt;
Teeaufguss: 3-mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Schwarznesselkrauttee warm trinken.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 4 g fein geschnittenes Schwarznesselkraut mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 5 bis 10 Min. ziehen lassen und abseihen.

Hinweise

Für die Anwendung von Schwarznesselkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

ESCOP (2016)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Schwarznesselkraut, Nr. 1858)

 

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