Botanische Bezeichnung
Alexandrinische Senna – Senna alexandrina Mill.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Arzneilich genutzt wurden ursprünglich zwei verschiedene Sennes-Pflanzen, die innerhalb der Gattung Cassia zur Untergattung Senna gehörten: Cassia senna L. (Syn. Cassia acutifolia Delile – Alexandriner- oder Khartum-Senna) und Cassia angustifolia Vahl (Tinnevelly-Senna). Die spätere Erhebung der Untergattung Senna zur eigenständigen Gattung Senna hatte auch Folgen für diese beiden Arten. Ihr Gattungsname ist nun folgerichtig Senna und, da die beiden Arten sich morphologisch und mikroskopisch sowie bezüglich der Inhaltstoffe nur unwesentlich unterscheiden, wurden sie – auch als Ergebnis molekulargenetischer Untersuchungen - zu Senna alexandrina Mill. vereinigt. Das Verbreitungsgebiet der Alexandrinischen Senna erstreckt sich in den warmen, trockenen Gebieten somit vom nördlichen Zentralafrika über den Sudan, Ägypten, östlich über Arabien bis Südindien.
Die Alexandrinische Senna ist ein 60 cm bis 2 m hoher Strauch mit fünf- bis neunpaarig gefiederten Blättern. Die Fiederblättchen sind lineal-lanzettlich und bis 6 cm lang. Auf die Form dieser Fiedern beziehen sich die aus dem Lateinischen stammenden ursprünglichen Artepithetons: ‚acutifolius’ (= spitzblättrig) bzw. ‚angustifolius’ (= schmalblättig). Die schwach zygomorphen gelben Blüten stehen blattachselständig in Trauben. Die Früchte sind bis 5 cm lange Hülsen.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Fiederblättchen (Sennesfiederblättchen - Sennae foliolum) und die getrockneten Hülsen (Sennesfrüchte - Sennae fructus).
Die Drogen des Handels stammen hauptsächlich aus dem Sudan und aus Indien.
Inhaltsstoffe der Droge
Sennesfiederblättchen und Sennesfrüchte enthalten Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone“), hauptsächlich die Sennoside A bis D (Dianthronglykoside).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Sennesfiederblättchen (Sennae foliolum)
- Sennesfrüchte (Sennae fructus)
- Eingestellter Sennesfiederblättchentrockenextrakt (Sennae folioli extractum siccum normatum)
- Eingestellter, mit Wasser hergestellter Sennesfrüchtetrockenextrakt (Sennae fructus extractum aquosum siccum normatum)
- Eingestellter, mit wässrig-alkoholischen Mischungen hergestellter Sennesfrüchtetrockenextrakt (Sennae fructus extractum hydroalcoholicum siccum normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Sennesfiederblättchen und Sennesfrüchten zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation (Verstopfung) als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert. Ein weiteres Anwendungsgebiet für Sennesfrüchte lautet: zur Darmreinigung vor klinischen Eingriffen, die einen sauberen Darm erfordern.
ESCOP: Sennesfiederblättchen und Sennesfrüchte: für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung.
Kommission E: Sennesfiederblättchen und Sennesfrüchte: bei Verstopfung (Obstipation).
Traditionelle Anwendung
entfällt
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchte als Tee
- pulverisierte Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchte in Granulat, Tabletten und Dragees
- auf Anthranoide (Sennosid B) standardisierte Sennesfrüchte-/Sennesblättertrockenextrakte (Auszugsmittel Wasser oder Ethanol 60%) in Dragees, Tabletten und Instant-Tees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 20 bis 30 mg Anthranoide sind für die abführende Wirkung ausreichend. Dies wird durch einen Teeaufguss aus 0,75 bis 1,5 g geschnittenen Sennesfiederblättchen oder Sennesfrüchten erreicht. Der Tee ist abends vor dem Schlafengehen zu trinken. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Faulbaumrinde (wirkt auch abführend) oder Kümmel (gegen Blähungen).
Bereitung eines Teeaufgusses
0,75 bis 1,5 g fein geschnittene Sennesfiederblättchen oder Sennesfrüchte mit ca. 150 mL heißem (nicht siedend) Wasser übergießen und nach 10 bis 20 Min. abseihen.
Hinweise
Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchte dürfen nicht länger als 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Sinnvoll ist es, Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchte nur 2- bis 3-mal pro Woche einzunehmen, jeweils abends.
Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchte sollen nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), auch nicht bei abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchten kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchte bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchten während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchten während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchte nicht einnehmen.
Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchten (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Sennesfiederblättchen bzw. Sennesfrüchten (Abführmittelmissbrauch) kann es durch den Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2020, 2022), ESCOP (2003), Kommission E (1993), WHO (Vol. 1, NIS)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Sennesfiederblättchen, Nr. 0206; Eingestellter Sennesblättertrockenextrakt, 1261; Sennesfrüchte, Nr. 0207; Eingestellter Sennesfiederblättchentrockenextrakt, Nr. 1261; Eingestellter, mit Wasser hergestellter Sennesfrüchtetrockenextrakt, Nr. 3084; Eingestellter, mit wässrig-alkoholischen Mischungen hergestellter Sennesfrüchtetrockenextrakt, Nr. 3127)