Arzneipflanzenlexikon

Sojapflanze

Sojapflanze
Foto: Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Sojapflanze – Glycine max (L.) Merr.

Familie

Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Sojapflanze ist in Ostasien beheimatet und ist eine aus der Wildform Glycine soja Sieb. et Zucc. domestizierte Nahrungspflanze, die heute als Lieferant von Eiweiß und Fett eine wichtige Weltwirtschaftspflanze ist. Sie gelangte erst Ende des 19. Jhdt. nach Europa und Amerika, wird heute außer in Ostasien auf dem nordamerikanischen Kontinent und in dem Gebiet der ehemaligen UDSSR angebaut. Klimatisch ist Europa für den Anbau von Soja nicht gut geeignet, jedoch gelingt es mit einigen speziellen Zuchtsorten, die aber nicht sehr rentabel sind.

Die Sojapflanze ist eine einjährige, tief wurzelnde, borstig behaarte Pflanze; sie wird bis 80 cm hoch und trägt drei- bis fünfzählige Blätter mit eiförmigen Blättchen, am Rand und an den Nerven der Unterseite ebenfalls behaart. Die Blüten sind violett oder weiß, kurz gestielt und stehen zu 3 bis 20 in Büscheln in den Blattachseln. Sie sind Selbstbestäuber, ihre Früchte sind kurze, braungelb behaarte Hülsen mit 2 bis 3 rundlich-ovalen weißen, gelben oder braunen Samen.

Die Sojasamen enthalten ca. 18 % fettes Öl lokalisiert in den Keimblättern. Es wird herausgepresst oder extrahiert, anschließend gereinigt und desodoriert. Das so veredelte („raffinierte“) Öl ist dann schwach gelb. Bei der Raffination des Öls fällt dann zu 2 bis 3 % Lecithin an, das als Emulgator in der Lebensmittelindustrie und in der Pharmazie Verwendung findet.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird das aus den zerkleinerten Samen gepresste und raffinierte fette Öl (Raffiniertes Sojaöl – Soiae oleum raffinatum) und das Lecithin (Sojalecithin – Lecithinum ex soja).

Inhaltsstoffe der Droge

Sojaöl
Sojaöl besteht aus Triglyceriden mit der zweifach ungesättigten Linolsäure als vorwiegende Fettsäure (35 bis 60%); der Anteil an γ-Linolensäure, eine dreifach ungesättigte Fettsäure, beträgt 2 bis 15%.

Sojalecithin
Lecithin ist ein Sammelbegriff für die Phos­phatidylcholine in pflanzlichen Ölen. An zwei OH-Gruppen des Glycerins hängen je eine Fettsäure, die dritte OH-Gruppe ist mit Phosphor­säure verestert, die ihrerseits mit einem weiteren Alkohol, dem Cholin, verestert ist. Der Lecithingehalt im Sojaöl ist im Vergleich zum Gehalt in anderen pflanzlichen Ölen besonders hoch.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Zubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Hydriertes Sojaöl (Sojae oleum hydrogenatum)
  • Raffiniertes Sojaöl (Sojae oleum raffinatum)
Die Qualität folgender Zubereitungen ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt:
  • Partiell hydriertes Sojaöl (Sojae oleum ex parte hydrogenatum)
  • Entöltes Sojalecithin (Sojae lecithinum desoleatum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Sojaöl und Sojalecithin als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Sojaöl und Sojalecithin wurden bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: Sojalecithin wird bei leichteren Fettstoffwechselstörungen, insbesondere bei Hypercholesterinämien eingesetzt, sofern diätetische Maßnahmen nicht ausreichen.

Traditionelle Anwendung

Sojaöl
Das HMPC hat Sojaöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Sojaöl als Badezusatz bei trockener Haut und bei damit verbundenen wiederholt auftretenden Ekzemen eingesetzt werden.

Sojalecithin
Das HMPC hat Sojalecithin als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Sojalecithin bei zeitweilig auftretender Müdigkeit und bei Schwächegefühlen eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Sojaöl wird in reiner Form, Sojalecithin wird Kapseln dosiert angeboten.

Dosierung

Sojaöl
2- bis 3-mal pro Woche in Badewasser mit Sojaölzusatz baden. Jugendliche und Erwach­sene: Vollbad 15 – 45 mL Sojaöl; Teilbad 5 – 15 mL (Badezeit 20 Min.); Kleinkinder und Kinder: 20 mL Sojaöl, Badezeit 5 bis 10 Min.

Sojalecithin
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Bei Müdigkeit und Schwächegefühl nehmen Erwachsene 2- bis 3- mal täglich 750 - 2700 mg Sojalecithin ein; Jugendliche 2-mal täglich 750 mg. Bei Fettstoffwechselstörungen Erwachsene täglich ca. 3,5 g Sojalecithin.

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Sojaöl und Sojalecithin
Im Falle einer Überempfindlichkeit gegen Sojalecithin, Sojabohnen, Erdnüssen und anderen Pflanzen der Familie Fabaceae und gegenüber Birkenpollen darf Sojaöl und Sojalecithin nicht angewendet werden.

Sojaöl
Die Badetemperatur darf 36°C nicht übersteigen. Bei Kontakt des Öls mit den Augen muss das Auge mit sofort mit kaltem Wasser gespült werden, da sich sonst eine Binde­hautentzündung entwickeln kann.

Nebenwirkungen

Sojaöl
Berichtet wurde von Hautauschlägen und Überempfindlichkeitsreaktionen.

Sojalecithin
Berichtet wurde, ohne Angabe der Häufigkeit, über allergische Reaktionen (auch Ana­phylaxie und Gefäßödeme); außerdem kann es zu Hautreaktionen kommen (Jucken, Entzündungen, Ausschläge und Nesselsucht) sowie zu gastrointestinalen Störungen.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2017), Kommission E (1988)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Raffiniertes Sojaöl, Nr. 1473); Kommentar zum Deutschen Arzneibuch (Partiell hydriertes Sojaöl, Entöltes Sojalecithin)

 

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