Botanische Bezeichnung
Stechapfel - Datura stramonium L.
Familie
Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Beheimatet in Zentralamerika ist der Stechapfel heute in gemäßigten und subtropischen Gebieten verbreitet. Nach Europa wurde er im 16. Jahrhundert als Zierpflanze eingeführt, seither wächst er auch in den wärmeren Gebieten Deutschlands. Der Stechapfel ist eine Giftpflanze (!). Sie wächst an Wegrändern, auf Schuttplätzen, in aufgelassenen Gärten und Weinbergen.
Der Name „Stechapfel” bezieht sich auf die Früchte der ca. 1,2 m hohen, gabelästig verzweigten Pflanze. Es sind bis zu 5 cm lange Kapseln, die dicht mit Stacheln (Stechapfel!) besetzt sind, ein Charakteristikum dieser Pflanze. Die Blätter sind bis 20 cm lang, gestielt und buchtig eingeschnitten. Die dekorativen 6 bis 10 cm großen, trompetenförmigen, weißen Blüten stehen in den Blattachseln. Sie sind von einer 5-zipfeligen Kelchröhre halb bedeckt. Die stacheligen Früchte enthalten zahlreiche nierenförmige, schwarzbraune Samen. Blütezeit Juni bis Oktober.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet
werden die getrockneten Blätter (Stramoniumblätter - Stramonii
folium).
Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in
Osteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Stramoniumblätter enthalten stark wirkende Tropan-Alkaloide, die wichtigsten davon sind L-Hyoscyamin, Scopolamin und Atropin (das Racemat des L-Hyoscyamins); außerdem Withanolide, Flavonoide und Cumarine. Die Tropan-Alkaloide sind für die Giftigkeit der Pflanze verantwortlich.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Stramoniumblätter (Stramonii folium)
- Eingestelltes Stramoniumpulver (Stramonii pulvis normatus)
- Stramonium für homöopathische Zubereitungen (Datura stramonium ad praeparationes homoeopathicas)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Früher wurden Stramoniumblätter bei epileptischen Krämpfen, Asthma, Krampfhusten und ähnlichen Erkrankungen angewendet. Wegen der geringen therapeutischen Breite (starke Giftwirkung der Tropanalkaloide!) ist dies problematisch und sollte nicht mehr praktiziert werden. Stramoniumblätter und die daraus isolierten Alkaloide (Hyoscyamin, Scopolamin) sind stark wirksame Arzneimittel und dürfen phytotherapeutisch nicht verwendet werden. Aus diesem Grunde wurden Stramoniumblätter weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet. Auch die Kommission E hat den Stramoniumblättern eine ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis zugesprochen und deshalb die Droge mit einer Negativmonographie (!) verabschiedet.
Traditionelle Anwendung
Wegen des Gehalts an stark wirksamen Alkaloiden, die auch für die Giftigkeit der Pflanze verantwortlich sind, verbietet sich eine Einstufung von Stramoniumblätter als pflanzliches traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Keine; das aus Stramoniumblättern isolierte Scopolamin wird in Form von Scopolaminbromid in der Augenheilkunde als Mydriatikum, d.h. zur Erweiterung der Pupillen, bei Augenhintergrund-Untersuchungen eingesetzt. Außerdem wird die zentralsedierende Wirkung des Scopolamins zur Vorbeugung gegen die Symptome von Reise- bzw. Seekrankheit wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen genutzt. Dafür wird ein Scopolamin-Pflaster 5 Std. vor Reisebeginn hinter das Ohr geklebt, von wo aus das Scopolamin nach und nach in den Körper gelangt. Die Pflaster sind rezeptpflichtig und für Kinder unter 10 Jahren nicht geeignet.
Dosierung
entfällt
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Stramoniumblätter sind giftig (starke zentrale Wirkung!), sodass eine Anwendung der Droge bzw. der Fertigarzneimittel nur unter der Aufsicht des Arztes in Frage kommt. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen Stramoniumblätter nicht anwenden.
Literaturhinweise
Drogenmonographien
Kommission E (1990)
Weiterführende Literatur
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar
zum Europäischen Arzneibuch (Stramoniumblätter, Nr. 0246, Eingestelltes Stramoniumpulver, Nr. 0247; Stramonium für homöopathische Zubereitungen, Nr. 2734)