Botanische Bezeichnung
Sand-Strohblume, Gelbes Katzenpfötchen – Helichrysum arenarium (L.) Moench
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Sand-Strohblume, auch Ruhrkraut, Gelbes Katzenpfötchen oder Immortelle („die Unsterbliche“) genannt, ist in Mittel-, Ost- und Südeuropa sowie in Mittelasien heimisch und wird auf dem Balkan und in Russland kultiviert. Sie wächst auf trockenen, mageren Sandböden, in Sandfluren und in Kiefernwäldern.
Der erste Teil des Gattungsnamens Helichrysum könnte man sich wegen der gelben Farbe der Blüten von gr. ‚helios‘ (= Sonne) abgeleitet vorstellen. Dies wird aber als eine sprachlich unmögliche Herleitung bezeichnet, sodass diesbezüglich nach wie vor Unklarheit besteht. Der zweite Teil des Gattungsnamens nimmt jedoch eindeutig Bezug auf die Blütenfarbe, denn gr. ‚chrysos‘ heißt „Gold“. Das Artepitheton arenarium leitet sich von lat. ‚arenosus‘ (= sandig) ab, ‚arenarius‘ bedeutet „auf Sandboden wachsend“, ein von der Pflanze bevorzugter Standort. Mit „Strohblume“ werden die strohig wirkenden Blüten angesprochen, die eigentlich nie verblühen, weswegen die Pflanze auch als Immortelle (die Unsterbliche) bezeichnet wird. Der Name „Ruhrkraut“ muss mit dem Synonym der botanischen Bezeichnung – Gnaphalium arenaria L. – in Verbindung gebracht werden, denn die Gattung Gnaphalium läuft im Deutschen als „Ruhrkraut“, da man manche Arten davon als Heilmittel gegen die Ruhr verwendet hat.
Die Sand-Strohblume ist ein aromatisch riechender 10 bis 30 cm hoher Korbblütler, dessen gelbe Blütenköpfchen zu mehreren trugdoldenartig und knäuelig am Stängelende zusammensitzen. Der Stängel ist grauweiß-filzig behaart, ebenfalls die schmalen, länglichen Blätter, die wechselständig nah am Stängel stehen. Die zitronengelben Hüllkelchblätter umhüllen die gelborangefarbenen Röhrenblüten dachziegelartig und vermitteln das strohige Aussehen der Blüten. Blütezeit ist Juli bis September.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die kurz vor dem völligen Aufblühen geernteten und getrockneten Blütenköpfchen (Ruhrkrautblüten, Katzenpfötchenblüten – Helichrysi flos). Die Droge ist auch unter der Bezeichnung Flores Stoechados bekannt.
Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in Russland, Polen und der Türkei; in Deutschland steht die Pflanze unter Naturschutz.
Inhaltsstoffe der Droge
Ruhrkrautblüten (Katzenpfötchenblüten) enthalten Flavonoide, Chalkone, Phthalide, Ester und Esterglykoside von Angelikasäure, ätherisches Öl, Cumarine, Phenolcarbonsäuren und deren Derivate sowie Bitterstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Ruhrkrautblüten (Helichrysi flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Ruhrkrautblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: bei Verdauungsbeschwerden; dieses Anwendungsgebiet stützt sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: bei dyspeptischen Beschwerden.
Traditionelle Anwendung
Ruhrkrautblüten wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Ruhrkrautblüten innerlich zur Behandlung leichter Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl und Blähungen eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Ruhrkrautblüten/Katzenpfötchenblüten zur Teebereitung; auch in Teemischungen als Schmuckdroge
Dosierung
Fertigarzneimittel: entfällt;
Teeaufguss: 1- bis 3-mal täglich 1 Tasse Ruhrkrautblütentee/Katzenpfötchenblütentee 15 bis 30 Minuten vor der Mahlzeit trinken oder bei auftretenden Beschwerden.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 g fein geschnittene Ruhrkrautblüten/Katzenpfötchenblüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Da Ruhrkrautblüten/Katzenpfötchenblüten die Galleproduktion anregen können, soll diese Droge beim Vorliegen eines Gallenverschlusses oder einer Gallenentzündung, bei Gallensteinen und anderen Gallenleiden sowie bei Lebererkrankungen nicht eingenommen werden.
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollte auf die Einnahme von Ruhrkrautblüten/Katzenpfötchenblüten verzichtet werden (Kreuzallergie möglich).
Für die Anwendung von Ruhrkrautblüten/Katzenpfötchen während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Allergische Reaktionen möglich
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2016, 2023), ESCOP (2019), Kommission E (1990), WHO (NIS)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Ruhrkrautblüten, Nr. 3089 - in Arbeit)