Botanische Bezeichnung
Sibirischer Ginseng oder Stachelpanax – Eleutherococcus senticosus (Rupr. & Maxim.) Maxim.
Familie
Efeugewächse (Araliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Im Deutschen heißt die Pflanze Stachelpanax oder Borstige Fingeraralie, ist aber bei uns kaum bekannt, denn ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die borealen Nadelwälder Ostsibiriens (= Taiga). Östlich reicht sie bis Japan und Sachalin, südlich bis Südkorea und die Nordprovinzen Chinas. „Sibirischer Ginseng“ ist eigentlich nur die Übersetzung des englischen Pflanzennamens (Siberian Ginseng), womit assoziiert wird, dass die Pflanze arzneilich in gleicher Weise wie der (Koreanische) Ginseng (Panax ginseng C. A. Meyer) verwendet wird. In den bergigen nordöstlichen Provinzen Chinas ist ein weiterer arzneilich verwendeter Ginseng heimisch, der „Chinesische Ginseng” (auch Notoginseng; Panax pseudoginseng Wall.); Details dazu sind in der Monographie „Ginseng“ beschrieben.
Als „Taigawurzel“ werden die im Handel befindlichen unterirdischen Pflanzenteile des Sibirischen Ginsengs bezeichnet. Mit „Stachel-“ im deutschen und senticosus (lat. = reich an Dornen oder Stacheln) im lateinischen Namen werden die schräg nach unten abstehenden Stachelborsten an den Zweigen des bis 3 m hohen Strauchs angesprochen. Auch die Blattstiele der 5-zähligen, fein gesägten Blätter sind dicht mit Stacheln besetzt. Die blauvioletten (männlich und weiblich) und die gelben Blüten (weiblich) stehen in Dolden; aus den weiblichen bilden sich schwarze Beerenfrüchte.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile bestehend aus den Rhizomen und Wurzeln. Die Droge trägt den Namen „Taigawurzel“ (Eleutherococci radix).
Lange Zeit waren im Handel nur Extrakte der Droge erhältlich, da die Ausfuhr der Droge zur Zeit der Sowjetunion verboten war. So war man lange Zeit auf Einfuhren der Droge aus China und Korea angewiesen; heute ist auch russische Ware im Handel erhältlich.
Zum „Koreanischen Ginseng (Ginseng radix)“ siehe die Monographie „Ginseng“.
Inhaltsstoffe der Droge
Taigawurzel weist ein sehr heterogenes Inhaltsstoffspektrum auf: Lignane, Hydroxycumarine, Triterpensaponine, Steroidglykoside, Phenylacrylsäure-Derivate und Polysaccharide. Analog zu den in den Wurzeln des Koreanischen Ginseng enthaltenen, stofflich einheitlichen „Ginsenosiden” bezeichnet man die Inhaltsstoffe der Taigawurzel gerne als „Eleutheroside“. Diesen Begriff sollte man besser meiden, da sich dahinter keine einheitliche Stoffgruppe verbirgt.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Taigawurzel (Eleutherococci radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Taigawurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: bei nachlassender geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit wie Schwäche, Erschöpfung, Müdigkeit und abnehmende Konzentrationsfähigkeit sowie während der Rekonvaleszenz.
Kommission E: als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, bei nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz.
Durch klinische Studien belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): zur Erhaltung und Aktivierung der körpereigenen Widerstandskraft, besonders bei außergewöhnlichen körperlichen, seelischen und geistigen Belastungen
Anwendungsgebiete des Koreanischen Ginsengs (Ginseng radix) siehe die Monographie „Ginseng“.
Traditionelle Anwendung
Taigawurzel wurde vom HMPC für als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Taigawurzel innerlich zur Milderung von Symptomen der Asthenie (= abnormer Verlust von Kraft und Energie) wie Müdigkeit und Schwäche eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakte in Kapseln und Tabletten
- Fluidextrakt in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Als Tagesdosis wird 0,5 bis 4 g Taigawurzel empfohlen, die auf einmal oder auf drei Portionen über den Tag verteilt getrunken werden können. Da über eine lange Zeit nur Extrakte gehandelt werden durften, hat sich die Verwendung der Droge zur Bereitung eines Teeaufgusses allerdings nicht etabliert.
Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 bis 4 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Taigawurzel mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Taigawurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Mitunter Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Herzklopfen oder Kopfschmerzen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2014), ESCOP (2003), Kommission E (1991), WHO Vol. 2
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Taigawurzel, Nr. 1419)