Botanische Bezeichnung
(Echtes) Tausendgüldenkraut – Centaurium erythraea Rafn s.l. (Syn. C. minus Gars.)
Familie
Enziangewächse (Gentianaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Mit zahlreichen regional verbreiteten Unterarten wächst die Pflanze in Europa vom Mittelmeer bis zu den Britischen Inseln und Skandinavien, auch in Nordafrika, Nordamerika und im westlichen Asien. Der Zusatz „s.l.“ (sensu latiore = im weiteren Sinne) hinter dem botanischen Namen der Pflanze bedeutet, dass es sich bei der Art um eine vielgestaltige Sammelart handelt. Arzneilich verwendet werden auch die Arten C. maus Zeltner und C. suffruticosum (Grieseb.) Ronn.
Der Gattungsname Centaurium leitet sich ab von gr. ‚kentaureion’ (= zu den Kentauren gehörig). Die Kentauren sind heilkundige Wald- und Bergbewohner; bei Homer sind sie noch ohne die ihnen später beigelegte Pferdegestalt. Das Artepitheton erythraea (von lat. ‚erythraeus’ = rötlich) greift die Farbe der rosaroten Blüten auf. Im deutschen Namen wird der auf den gleichsam mit Gold kaum zu bezahlende Heilwert der Pflanze angesprochen, wobei ‚centum aurei’ (lat.) eigentlich nur hundert Goldstücke waren. Deshalb hieß die Pflanze zunächst „Hundertguldenkraut”, später dann übertreibend zu Tausendgüldenkraut umbenannt.
Die zweijährige krautige Pflanze wird ca. 30 cm hoch und treibt im ersten Jahr eine grundständige Blattrosette aus elliptischen bis spateligen Blättern. Im zweiten Jahr treibt dann der verzweigte Blütenstiel mit kleineren, stängelständigen Blättern aus. Am Ende stehen daran dann die rosaroten, 5-zipfelig röhrigen Blüten in blütenreichen Trugdolden. Die Früchte sind längliche 2-klappig aufspringende Kapseln mit vielen sehr kleinen Samen. Blütezeit ist Juli bis September.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die oberirdischen Teile blühender Pflanzen bestehend aus Stängeln, Blätter und Blüten sowie einigen wenigen Kapseln (Tausendgüldenkraut - Centaurii herba).
Die Droge wird aus Marokko, dem ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien und Ungarn importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Tausendgüldenkraut enthält Bitterstoffe vom Secoiridoidtyp.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Tausendgüldenkrauts (Centaurii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Tausendgüldenkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: bei dyspeptischen Beschwerden und Appetitlosigkeit.
Kommission E: bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden.
Traditionelle Anwendung
Tausendgüldenkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Tausendgüldenkraut bei leichten dyspeptischen und gastrointestinalen Beschwerden und bei zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Tausendgüldenkraut zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Dragees
- alkoholische Auszüge in Tropfen
- Centaurium erythraea homöopathische Urtinktur
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Tausendgüldenkrauttee trinken. Auch kombiniert mit anderen Drogen wie Wermutkraut und Schafgarbenkraut (Magentees). Zur Appetitanregung soll der Aufguss jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten getrunken werden. Tagesdosis: 6 g Droge.
Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittenes Tausendgüldenkraut mit 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Magengeschwüren darf Tausendgüldenkraut nicht eingenommen werden.
Für die Anwendung von Tausendgüldenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2016), ESCOP (2016), Kommission E (1990)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Tausendgüldenkraut, Nr. 1301)