Arzneipflanzenlexikon

Thymian

Thymian
Foto: © P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

(Echter) Thymian – Thymus vulgaris L.

Familie

Lippenblütler (Lamiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Thymian hat seinen Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet von Spanien bis Italien, von wo er im frühen Mittelalter über die Alpen nach Zentraleuropa gelangte. Heute wird er in weiten Teilen Europas kultiviert. Über die Herkunft des Gattungsnamens Thymus ist man sich nicht einig. Er lässt sich auf das griechische Wort ’thymos’ (= Mut, Kraft) zurückführen oder auf das griechische Wort ’thymiama’ (= Räucherwerk), denn die Pflanze wurde wegen ihres aromatischen Geruchs bei Brandopfern verwendet. Der deutsche Name „Thymian” ist eine Abwandlung des wissenschaftlichen Gattungsnamens. Das Artepitheton vulgare ist lateinisch und bedeutet „gewöhnlich“.

Thymian ist ein aromatischer Zwergstrauch mit sehr kleinen, unterseitig stark behaarten Blättern und mit einem nach unten eingerolltem Blattrand, was den Blättern ein nadelartiges Aussehen verleiht. Die rosavioletten Blüten stehen in ähren- oder köpfchen­förmig angeordneten Quirlen. Blütezeit ist je nach Gebiet Juni bis September. Thymian riecht charakteristisch würzig nach dem im Kraut enthaltenen ätherischen Öl, dem Thymian­öl. Es befindet sich in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche, sodass es frei wird, wenn man durch Reiben diese Drüsen verletzt.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird das Kraut (Thymian - Thymi herba) mit seinem würzigen Geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das darin enthaltene ätherische Öl ver­ursacht wird. Die Droge stammt hauptsächlich aus Deutschland; kleinere Mengen stammen aus Spanien und Marokko.
Verwendet wird auch das ätherische Öl (Thymianöl - Thymi aetheroleum aetheroleum), das aus Thymiankraut durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird. Lieferländer für Thymianöl sind hauptsächlich Spanien und Frankreich.

Inhaltsstoffe der Droge

Thymiankraut enthält ätherisches Öl („Thymianöl“), Lamiaceen-Gerbstoffe und Flavonoide. Thymianöl besteht zu 30 bis 50% aus Thymol, 10 bis 20% p-Cymen, 5-10% γ-Terpinen und anderen Monoterpenen; Thymol ist für den charakteristischen Geruch des Öls ver­antwortlich.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Thymian (Thymi herba)
  • Thymianöl vom Thymoltyp (Thymi typo thymolo aetheroleum)
Laut Arzneibuch darf für die Gewinnung von Thymian und Thymianöl auch der Spanische Thymian, Thymus zygis L., verwendet werden.
Die Qualität von Thymianfluidextrakt (Thymi extractum fluidum) ist im Deutschen Arznei­buch (DAB) festgelegt.
Die Qualität von Thymiantinktur (Thymi tinctura) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Thymiankraut
Das HMPC hat Thymiankraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Katarrhe der oberen Luftwege, Bronchitis und unterstützend bei Keuchhusten; in Form von Mundspülungen bei Entzündungen der Mundschleimhaut und Mundgeruch.
Kommission E: innerlich bei Symptomen der Bronchitis und des Keuchhustens und bei Katarrhen der oberen Luftwege.

Thymianöl
Das HMPC hat Thymianöl als traditionelles Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Thymianöl wurde bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: Keine Monographie für Thymianöl.

Traditionelle Anwendung

Das HMPC hat Thymiankraut und Thymianöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Aufgrund langjähriger Erfahrung können Thymiankraut und Thymian­öl innerlich als Schleim lösende Mittel (Expektorans) bei erkältungsbedingtem Husten eingesetzt werden. Die äußerliche Anwendung von Thymianöl (Einreibungen, Bäder) dient der Linderung von Erkältungssymptomen.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • Thymiankraut zur Bereitung eines Tees, auch in Teeaufgussbeuteln, in Mischungen mit anderen Drogen
  • Thymianfluidextrakt in Säften (Hustensaft), Tropfen (Hustentropfen) und anderen Flüssigkeiten
  • Dickextrakte in Säften (Hustensaft)
  • alkoholische und wässrige Auszüge in Tropfen
  • Trockenextrakte in Kapseln
  • Thymianöl in Bädern (Erkältungsbad), Salben (Erkältungssalben) und löslichen Instant-Tees

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteten Thymiantee warm trinken. Thymian­fluidextrakt: 1- bis 3-mal tgl. 1 bis 2 g Fluidextrakt.

Bereitung eines Teeaufgusses

1,5 bis 2 g Thymian mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 10 Min. ziehen lassen und abseihen.

Hinweise

Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren kann Thymianöl einen Stimmritzenkrampf (Glottiskrampf, Laryngospasmus) auslösen, schlimmstenfalls mit Atem­still­stand, deshalb Thymianöl nie im Gesicht auftragen!
Thymianöl nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen. Vollbäder mit Thymianblättern oder Thymianöl sind bei großen Hautver­letzungen und offenen Wunden, bei Fieber, schweren Infektionen, schweren Kreis­lauf­erkrankungen und Herzschwäche zu meiden.
Für die Anwendung von Thymian während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von einer Anwendung flüssiger Thymian­zubereitungen bei Kindern unter 4 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten; bei Thymian­öl gilt dies für eine Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.

Nebenwirkungen

Sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen, z. B. Luftnot, Hautreaktionen und Schwel­lungen.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2014, 2020), ESCOP (2003), Kommission E (1990), WHO (Vol. 1, NIS)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Thymian, Nr. 0685; Thymianöl, Nr. 1374)
Kommentar zum Deutschen Arzneibuch (Thymianfluidextrakt)

 

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