Botanische Bezeichnung
Grindelie, Gummikraut – Grindelia sp. Willd.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Grindelie oder auch Gummikraut ist ein Korbblütler, der in ariden und semiariden Gebieten (Trockengebieten) im westlichen Nordamerika von Mexiko bis Kanada heimisch ist. Für alle Arten ist charakteristisch, dass die Oberfläche des Stängels, der Blätter und im Blütenbereich die Hüllblätter mit einem klebrigen Harz überzogen ist, was dieser Pflanze im Deutschen den Namen „Gummikraut” eingebracht hat. Insgesamt kennt man ca. 60 verschiedene Arten, arzneilich verwendet werden zwei Arten: die Kalifornische bzw. Haarige Grindelie oder Kalifornisches bzw. Haariges Gummikraut (Grindelia hirsutula Hook. & Arn.; Syn.: G. robusta Nutt., G. humilis Hook. & Arn., G. camporum Greene) und die Sperrige Grindelie oder Sperriges Gummikraut [G. squarrosa (Pursh) Dunal].
Die Pflanzen sind zweijährig, wobei sie im ersten Jahr nur eine Blattrosette bilden, im zweiten dann einen verzweigten Spross mit wechselständigen Blättern. An den Sprossenden stehen gelbe, im Durchmesser 2 bis 5 cm große Blütenköpfchen, die im Knospenstadium von einem weißlichen Harz überzogen sind. Es wird von den Drüsenschuppen der Hüllkelchblätter abgesondert. Auch im Inneren von Stängel und Blättern sind Harzkanäle zu finden. Die Harzproduktion der Grindelie wird als phytochemische Anpassung an die aride Lebensweise der Gattung gewertet (Verdunstungsschutz), außerdem wurde eine futtervergällende Wirkung auf Blattläuse und Schmetterlingsraupen nachgewiesen. Blütezeit ist Mai bis Juni.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten Stängelspitzen bestehend aus Blüten, Blättern und Stängeln (Grindeliae herba - Grindeliakraut).
Die Droge des Handels stammt aus USA und Kanada.
Inhaltsstoffe der Droge
Grindeliakraut enthält ein Harz aus Labdan-Diterpenen, Flavonoide, Saponine, Acetylene und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Grindeliakraut (Grindeliae herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch darf das Kraut der Kalifornischen bzw. Haarigen Grindelie (G. hirsutula) und der Sperrigen Grindelie (G. squarrosa) verwendet werden.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Grindeliakraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung”).
ESCOP: bei produktivem Husten, Katarrhe der oberen Luftwege; diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: Katarrhe der oberen Luftwege.
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Grindeliakraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Grindeliakraut bei erkältungsbedingtem Husten eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Grindeliakraut zur Teebereitung
- Fluidextrakt in Sirup
- Tinktur in Tropfen
- Grindelia robusta homöopathische Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Mehrmals täglich 1 Tasse Grindeliakrauttee heiß trinken; Tagesdosis: 4 bis 6 g Droge.
Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittenes Grindeliakraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Für eine Anwendung von Grindeliakraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollte auf die Einnahme von Grindeliakraut verzichtet werden (Kreuzallergie möglich).
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2013, 2022), ESCOP (2016), Kommission E (1991)
Weiterführende Literatur
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen