Botanische Bezeichnung
(Gewöhnlicher) Hopfen – Humulus lupulus L.
Familie
Hanfgewächse (Cannabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Seit dem 8. Jahrhundert wird der Hopfen in Mitteleuropa zum Bierbrauen angebaut und wird heute in allen gemäßigten Zonen kultiviert. Er liefert die Bitterstoffe für das Bier. Woher er ursprünglich kommt, ist unklar, denn die lang dauernde Kultur hat zur Verbreitung weit über das ursprüngliche Areal hinaus beigetragen und fossile Vorkommen fehlen. In Deutschland ist er auch häufig verwildert an Flussufern und in Auwäldern zu finden. Kultiviert wird die weibliche Pflanze, da nur die „Hopfenzapfen“ als Bierwürze genutzt werden. Es sind zahlreiche Kulturformen bekannt.
Der Gattungsname Humulus ist wohl eine Latinisierung des germanischen Namens des Hopfens, lupulus ist die Verkleinerungsform von lat. ‚lupus’ (= Wolf), „weil das auf anderen Pflanzen rankende Gewächs diesen Schaden bringt wie der Wolf den anderen Tieren“. Für die Herkunft der deutschen Bezeichnung gibt es verschiedene Erklärungen, möglicherweise werden damit die weiblichen Blütenzapfen angesprochen, die wie „Quasten“ aussehen (norwegisch ‚hupp’, schweizerisch ‚Huppen’ = Quaste).
Der Hopfen ist eine ausdauernde, rechts windende Schlingpflanze, deren einjährige Triebe 6 m, in Kulturen sogar 12 m, lang werden. Die Blätter stehen gegenständig und sind meist in 3 bis 5 gezähnte, lang zugespitzte Lappen geteilt. Die Pflanze ist zweihäusig, d.h., dass Pflanzen mit männlichen und Pflanzen mit weiblichen Blüten vorkommen. Sehr typisch sind die weiblichen Blüten, die wie Zapfen („Hopfenzapfen“) aussehen und in dichtblütigen Scheinähren, den sog. Hopfendolden, zusammenstehen. Das zapfenförmige Aussehen ergibt sich durch viele dachziegelartig übereinander liegende, etwa 1,5 cm lange, eiförmige Deckblätter. In deren Achseln stehen je zwei Vorblätter und an deren Grunde sitzen die unscheinbaren Blüten. Die Innenseiten der Deckblätter sind mit kleinen, glänzenden, hellgelben Drüsenschuppen (Hopfendrüsen) übersät. Blütezeit ist Juli/August.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten weiblichen Blütenstände (Hopfenzapfen - Lupuli flos). Die Droge stammt aus Süddeutschland und Tschechien; auch Importe aus USA und China.
Inhaltsstoffe der Droge
Hopfenzapfen enthalten Hopfenharz, bestehend aus bitteren Phloroglucinderivaten (Hopfenbitterstoffe), und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Hopfenzapfen (Lupuli flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat Hopfenzapfen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“). Eine Kombination von Hopfen und Baldrianwurzel in Form von Trockenextrakten mit dem Anwendungsgebiet „zur Besserung von Schlafstörungen“ wurde vom HMPC als „medizinisch anerkannt“ (well established use“) akzeptiert.
ESCOP: gegen Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen.
Kommission E: bei Befindensstörungen wie Unruhe und Angstzustände, Schlafstörungen.
Traditionelle Anwendung
Hopfenzapfen sowie mehrere Zubereitungen einer Kombination von Hopfen und Baldrianwurzel wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Hopfenzapfen bzw. Hopfenzapfen-/Baldrianzubereitungen zur Besserung leichter Stresssymptome und als Schlafhilfe eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Hopfenzapfen zur Teebereitung
- Trockenextrakte in Tabletten, Kapseln und Dragees
- Humulus lupulus homöopathische Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Hopfenzapfentee trinken – als Einschlafhilfe eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen. Einzeldosis: 0,5 g Droge.
Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut und Melissenblätter (Schlaf- und Beruhigungstees).
Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 bis 1 g (2 bis 4 Teelöffel) zerkleinerte Hopfenzapfen werden mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 2 bis 3 Stunden abgeseiht.
Hinweise
Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Hopfenzapfen die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.
Für die Einnahme von Hopfenzapfen während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2014), ESCOP (2003), Kommission E (1990), WHO Vol. 3
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Hopfenzapfen, Nr. 1222)