Arzneipflanzenlexikon

Kapuzinerkresse

Kapuzinerkresse
Foto: P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Kapuzinerkresse – Tropaeolum majus L.

Familie

Kapuzinerkressengewächse (Tropaeolaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Kapuzinerkresse ist in Südamerika heimisch, gelangte 1684 durch den Naturforscher Van Beverning aus Peru nach Europa und wird heute als beliebte Zierpflanze in verschiedenen Gartenformen kultiviert. Der Gattungsname Tropaeolum leitet sich von gr. ‚tropaion‘ oder lat. ‚tropaeum‘ ab. Als solches wurden die als Siegeszeichen (Trophäen!) an einem gestutzten Baum aufgehängten Waffen des Feindes (Rüstung, Schild und Helm) bezeichnet. Linné fühlte sich an dieses Bild erinnert, als er die Kapuzinerkresse an einem Klettergestell wachsen sah, verkleinerte dann die Form in Tropaeolum. In der Tat sind die Blätter der Kapuzinerkresse schildrund und die orangefarbenen Blüten mit einem langen Nektarsporn erinnern, vor allem von der Seite gesehen, an die Helmform früherer Zeiten. Auf die Form der Blüte nimmt auch der deutsche Namen „Kapuzinerkresse“ Bezug: sie erinnert an die Mönchskappen der Kapuzinermönche. Und da die Pflanze, insbesondere die Frucht, ähnlich wie die Gartenkresse (Lepidium sativum) leicht scharf schmeckt, erwuchs daraus der Name „Kapuzinerkresse“. Blüten und Blätter eigenen sich als Zutat in Salaten, Kräuter-Quark-Mischungen sowie feingeschnitten auf Butterbrot.

Die Kapuzinerkresse ist eine kriechende oder mithilfe der Blatt- und Blütenstiele kletternde ausdauernde krautige Pflanze. Die Blätter, 3 bis 5 cm im Durchmesser, sind schildförmig und lang gestielt. Die großen roten, gelben oder orangefarbenen Blüten bestehen aus 5 Blütenblättern, die Kelchblätter sind zu einem Kelch mit einer Oberlippe aus 3 und einer Unterlippe 2 verwachsenen Kelchblättern geformt. Der Kelch bildet einen 3 cm langen, spitz zulaufenden Honigsporn, der innen einen süß-scharf schmeckenden Saft abscheidet. Die Blütenknospen erinnern in ihrer Form an Kapern und wurden in der Tat früher in Essig eingelegt als „deutsche Kapern“ verzehrt. Blütezeit ist Juni/Juli.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird das frische oder getrocknete Kraut bestehend aus Blättern, Blattstielen und Blüten (Kapuzinerkressenkraut - Tropaeoli herba).

Inhaltsstoffe der Droge

Kapuzinerkressenkraut enthält Senfölglykoside (= Glucosinolate); diese kommen beim Zerschneiden und Trocknen der Pflanze mit einem in besonderen Zellen gelagerten Enzym, der Myrosinase, in Kontakt. Die Senfölglykoside werden dadurch hydrolysiert (Abspaltung des Zuckerrests), worauf eine Umlagerung zu den flüchtigen, schleimhautreizenden, scharf schmeckenden Senfölen erfolgt (wie beim Senf, Meerrettich u.a.). Im Kapuziner­kressenkraut dominiert Glucotropaeolin, das sich nach der Hydrolyse zu Benzyl­isothiocyanat (Benzylsenföl) umlagert.

Qualitätsbeschreibungen

Für Kapuzinerkressenkraut (Tropaeoli herba) steht keine Arzneibuch-Qualitätsbeschreibung zur Verfügung.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Kapuzinerkressenkraut wurde bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
In Kombination mit Meerrettichwurzel durch klinische Studien belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): zur Besserung der Beschwerden bei akuten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien, Nebenhöhlen und ableitenden Harnwege.
Kommission E: Da zur Zeit der Bearbeitung kein Monopräparat sondern nur Kombi­nationspräparate im Verkehr waren, hat die Kommission E nur eine positive Stoff­charakteristik erstellt. Dabei kommt sie zu folgender Beurteilung des Kapuziner­kressenkrauts: auf Grund der pharmakologischen Eigenschaften kann qualitativ ein positiver Beitrag zur Wirksamkeit in Kombinationen mit anderen Drogen zur unter­stützenden Behandlung von Infekten der ableitenden Harnwege angenommen werden, ebenso bei Katarrhen der Luftwege sowie äußerlich bei leichten Muskelschmerzen.

Traditionelle Anwendung

Kapuzinerkressenkraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2- bis 3-mal täglich eine Tasse Kapuzinerkressenkrauttee trinken;
Frischpflanzenpresssaft: 30 g pro Tag.

Bereitung eines Teeaufgusses

30 g frisches Kapuzinerkressenkraut oder 3 g getrock­netes Kapuziner­kressen­kraut mit 1 L ko­chen­dem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Hinweis: Bei längerem Kochen verliert die Droge ihre Wirksamkeit.

Hinweise

Für die Anwendung von Kapuzinerkressenkraut während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Bei Einnahme von Kapuzinerkressenkraut kann es durch das enthaltene Senföl zu Schleim­hautreizungen im Magen-Darm-Bereich kommen, bei äußerlicher Anwendung zu Haut­irritationen, vor allem bei der Verwendung der frischen Pflanze.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

Kommission E (1992)

Weiterführende Literatur

Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

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