Arzneipflanzenlexikon

Mönchspfeffer

Mönchspfeffer
Foto: © WWU Münster

Botanische Bezeichnung

Mönchspfeffer oder Keuschlamm – Vitex agnus-castus L.

Familie

Lippenblütler (Lamiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Mönchspfeffer oder Keuschlamm ist ein im gesamten Mittelmeer bis Westasien behei­mateter Strauch und bildet dort im Küstenbereich und an Flussläufen dichte Bestände. Der Gattungsname Vitex (lat. ‚vitex’ = Radkranz, Radfelge, Radnabe) leitet sich vermutlich von gr. ‚vitilium’ (= Flechtwerk) ab und verweist auf die Verwendung der zähen und harten Zweige des Strauches zur Herstellung von Flechtzäunen. Der deutsche Pflanzenname „Keuschlamm“ ist eine wörtliche Übersetzung des Artepithetons agnus-castus (lat. ‚agnus’ = Lamm, und ‚castus’ = keusch). Es wird berichtet, dass die Früchte dieses Strauches von Mönchen in Klöstern gegessen wurden, quasi als Anti-Aphrodisiakum, um die fleischliche Lust zu unterdrücken. Dies wird mit dem deutschen Namen Mönchspfeffer angedeutet, wobei der „Pfeffer“ vom pfefferartigen Aussehen und scharfen Geschmack der Früchte herrührt. Allerdings ist der Name wohl das Ergebnis einer ganzen Reihe von falschen Wortdeutungen.

Der Mönchspfeffer ist ein 3 bis 5 m hoher Strauch; charakteristisch sind die großen, handförmig geteilten, kreuzgegenständig stehenden Blätter. Jede der 5 bis 7 Fiedern ist ca. 10 cm lang und unterseits weißfilzig behaart, oberseits kahl. Die wohlriechenden kleinen Blüten sind zweilippig, blau bis fliederfarbig und stehen dicht in endständigen, ährenartigen Blütenständen. Blütezeit ist September/Oktober. Die 4-samigen Früchte erinnern wegen ihrer Farbe (rötlichschwarz) und ihrer Größe an schwarzen Pfeffer, auch schmecken sie scharf. Ihr Geruch ist eher salbeiartig.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Früchte (Mönchspfefferfrüchte - Agni casti fructus). Die Droge stammt aus Wildsammlungen und kommt hauptsächlich aus Albanien und Marokko.

Inhaltsstoffe der Droge

Mönchspfefferfrüchte enthalten Iridoidglykoside, lipophile Flavonoide, Diterpene, äthe­risches Öl und fettes Öl.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Mönchspfefferfrüchte (Agni casti fructus)
  • Mönchspfefferfrüchtetrockenextrakt (Agni casti fructus extractum siccum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Mönchspfefferfrüchte in Form von Trockenextrakten (DEV 6-12:1, Auszugsmittel Ethanol 60 %) zur Anwendung bei prämenstruellem Syndrom als „medi­zinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert; siehe auch „Traditionelle Anwend­ung“.
ESCOP: bei prämenstruellem Syndrom einschließlich Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten; außerdem bei Menstruationsstörungen wie zu häufigen, zu wenigen oder fehlenden Regelblutungen.
Kommission E: bei Regeltempoanomalien (unregelmäßige Menstruation), prämenstruellen Beschwerden und Mastodynie (schmerzende Brüste).

Traditionelle Anwendung

Mönchspfefferfrüchte in Form von pulverisierter Droge und Tinktur (DEV 1:5, Extraktionsmittel Ethanol 68-70%) oder in Form von Trockenextrakten (DEV 7-17:1; Ethanol 60% und DEV 10,0-18,5:1, Ethanol 50-52%) wurde vom HMPC basierend auf langjähriger Erfahrung für das nachfolgende Anwendungsgebiet als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft: zur Behandlung leichter prämenstrueller Beschwerden. Siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Dosierung

Um die Wirkung zu gewährleisten, sollen Mönchspfefferfrüchte in Form von Fertig­arzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu ent­nehmen.

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Frauen mit einem östrogen-sensiblen Tumor müssen vor der Behandlung mit Mönchs­pfefferfrüchten um ärztlichen Rat fragen. Dies gilt auch für Frauen, die Dopaminagonisten, Dopaminantagonisten, Östrogene und Antiöstrogene einnehmen (mögliche Interaktionen), sowie für Frauen mit einer Hypophysenstörung in der Krankheitsgeschichte. Bei Prolactin-produzierenden Tumoren der Hypophyse besteht die Gefahr der Maskierung von Tumor­symptomen.
Für die Einnahme von Mönchspfefferfrüchten während der Schwangerschaft besteht keine Indikation; während der Stillzeit wird von der Einnahme von Mönchspfefferfrüchten abgeraten, da dadurch die Milchbildung beeinflusst werden kann. Von einer Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Schwere allergische Reaktionen mit Gesichtsschwellungen, Atemnot und Schluck­be­schwerden wurden beobachtet; berichtet wird auch über Hautreaktionen, Kopf­schmerzen, Schwindel, gastrointestinale Beschwerden, Akne und Menstruations­beschwerden (Häufigkeit nicht bekannt).

Wechselwirkungen

Mönchspfefferfrüchte haben eine dopaminerge Wirkung; bei gleichzeitiger Einnahme von Dopa­min-Rezeptor-Antagonisten kann es deshalb zur gegenseitigen Wirkungs­ab­schwächung kommen.

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2018), ESCOP (2003), Kommission E (1992), WHO Vol. 4

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Mönchspfefferfrüchte, Nr. 2147; Mönchspfefferfrüchtetrockenextrakt, Nr. 2309)

 

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