Arzneipflanzenlexikon

Kapland-Pelargonie - Umckaloabowurzel

Kapland-Pelargonie - Umckaloabowurzel
Foto: P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Kapland-Pelargonie – Pelargonium sidoides DC.

Familie

Storchschnabelgewächse (Geraniaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Pelargonien sind in Südafrika heimisch und bei uns nur als Zierpflanzen bekannt, fälschlicherweise unter der Bezeichnung „Geranien“. Sie sind den Arten der Gattung Geranium - bei uns bekannt als „Storchschnabel“ - in der Tat sehr ähnlich, die Blüten sind jedoch leicht monosymmetrisch, die der Geranium-Arten radiärsymmetrisch. Wie bei dem hier heimischen Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) tragen die Früchte der Pelargonium-Arten ebenfalls einen langen Schnabel. Mit ihm werden die Samen gleichsam heraus katapultiert und fallen dadurch weit von der Mutterpflanze entfernt auf die Erde, ein sehr besonderer Mechanismus der Samenverbreitung. Auf den typischen Schnabel der Früchte weist auch der Gattungsname Pelargonium hin, der sich von gr. ‚pelargos’ (= Storch) ableitet, in der Übersetzung haben wir es somit auch mit einem „Storch­schnabel“-Gewächs zu tun.

Die Kapland-Pelargonie ist ein Kleinstrauch, 20 bis 80 cm hoch, und kommt in Höhenlagen bis zu 2000 m von Lesotho über Teile Transvaals und des Orange Free State bis in den Nordosten des Kaplandes vor. Ihre herzförmigen Blätter sind dicht mit Drüsenhaaren besetzt, was ihnen ein silbrig glänzendes Aussehen verleiht. Die Blüten sind dunkelrot bis schwarz. Mit ihrem ausgeprägten Wurzelsystem kann die Pflanze Dürre und Brände überleben. Die einzelnen Wurzeln sind 1 bis 3,5 cm dick und gliedern sich in kurze, knollige und lange, unverdickte Abschnitte. Sie wird auch „Afrikanische Umcka­loabowurzel“ genannt. „Umckaloabo“ setzt sich aus zwei Begriffen der Zulu-Sprache zusammen: ‚umKhulkane’ heißt so viel wie „Beschwerden/Erkrankung der Lunge“, ‚uUhlabo’ bedeutet „Schmerzen im Brustbereich“. Damit ist auch der traditionelle Gebrauch der Wurzel dokumentiert.

Im Jahre 1897 reiste der lungenkranke Engländer Charles Henry Stevens auf Anraten seines Arztes ins klimatisch günstige Südafrika. Dort wurde er von einem pflanzenkundigen Zulu auf die Kapland-Pelargonie aufmerksam gemacht und wurde mit einer Abkochung der Wurzel erfolgreich behandelt und geheilt. Er führte daraufhin diese geheime Medizin in England ein. Der frühere Missionsarzt Dr. Adrien Sechehaye erfuhr 1920 von diesem Heilmittel und behandelte damit in den folgenden Jahren 800 Patienten. 1930 ver­öffentlichte er seine Erkenntnisse, woraufhin die Umckaloabowurzel in Europa zur Behandlung von Tuberkulose eingeführt wurde. Heutzutage kann allerdings Tuberkulose mit Antibiotika wirksamer behandelt werden, sodass die Umckaloabowurzel dafür nicht mehr genutzt wird. In der Phytotherapie von Atemwegsbeschwerden hat sie jedoch heute noch Bedeutung.

Arzneilich wird noch eine zweite südafrikanische Pelargonium-Art genutzt, die P. reniforme Curtis, die der Kapland-Pelargonie im Habitus sehr ähnlich ist, mit magentaroten Blüten und einem schwarzen Farbmal auf den Blütenblättern.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten, unterirdischen Organe (Pelargoniumwurzel - Pelargonii radix).
Aus Gründen des Artenschutzes stammt die Droge weitgehend aus Kulturen in Südafrika.

Inhaltsstoffe der Droge

Pelargoniumwurzel enthält Cumarine, Gerbstoffe und einfache phenolische Verbindungen (u.a. Gallussäure).

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität von Pelargoniumwurzel (Pelargonii radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch darf Pelargoniumwurzel auch von Pelargonium reniforme Curtis gewonnen werden.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Pelargoniumwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Symptome von Atemwegsinfektionen und banalen Erkältungen wie verstopfte oder laufende Nase, Halsschmerzen und Husten.
Kommission E: keine Monographie für Pelargoniumwurzel

Durch klinische Studien belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): zur Behandlung einer akuten Bronchitis.

Traditionelle Anwendung

Pelargoniumwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Pelargoniumwurzel zur Behandlung einer banalen Erkältung eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • alkoholische Extrakte aus Pelargoniumwurzel in Tropfen
  • Trockenextrakte in Tabletten

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Pelargoniumwurzel wird sinnvollerweise nur in Form von Extrakten als Fertig­arzneimittel angewendet.

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Im Zusammenhang mit der Gabe von Pelargoniumwurzel wurden vereinzelt über leber­toxische Reaktionen berichtet. Sollten lebertoxische Effekte bemerkt werden, ist die Anwendung von Pelargoniumwurzel sofort zu stoppen und ärztlicher Rat einzuholen.
Für die Anwendung von Pelargoniumwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Allergische Reaktionen möglich; sehr selten leichte Magen-Darm-Beschwerden; sehr selten leichtes Zahnfleisch- oder Nasenbluten.

Wechselwirkungen

Keine

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2018, 2023), ESCOP (2016)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Pelargoniumwurzel, Nr. 2264)

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bitterorange    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt-Baum    Zistrose    Zwiebel