Botanische Bezeichnung
(Rundblättriger) Sonnentau – Drosera rotundifolia L.
Familie
Sonnentaugewächse (Droseraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Drosera hat mit 85 Arten ihren Verbreitungsschwerpunkt in der südlichen Hemisphäre, vor allem in Australien und Neuseeland. In Europa findet man nur drei Arten: D. rotundifolia (Rundblättriger Sonnentau), D. intermedia (Mittlerer Sonnentau) und D. anglica (Englischer Sonnentau). Alle drei kommen zirkumpolar vor mit einem Verbreitungsgebiet, das von der gemäßigten und borealen Zone stellenweise bis in die subarktische Zone reicht. Der Sonnentau ist ein Bewohner von feuchten bis nassen, nährstoffarmen Torfböden. So wächst er gerne zwischen Torfmoosen in Hochmoor-, Zwischenmoor- und bodensauren Flachmoorgesellschaften, sowie in feuchten Borstgrasrasen und Heiden; auch findet man ihn an Grabenrändern und nassen Felsen.
Die runden bis querovalen Blätter des Sonnentaus bilden eine grundständige Rosette, die fest dem Boden anliegt. Aus den Rosetten wachsen im Sommer 7 bis 15 cm lange, behaarte, blattlose Blütenschafte mit jeweils 4 bis 12 Blüten, die nur ganz kurz blühen. Auf der Oberseite der Blätter sitzen kleine Drüsen und, besonders am Rand, rötliche, drüsige Haare, sog. Tentakel. Sie wirken als „Klebfallen“ für kleine Insekten, denn ihre Drüsenköpfchen sondern in der Sonne glitzernde Tröpfchen eines klebrigen Sekrets ab - daher der Name „Sonnentau“ und Drosera (von gr. ‚droseros‘ = tauig, betaut). An den klebrigen Drüsen bleiben dann die Insekten hängen, versuchen zu entkommen und berühren dadurch weitere Klebdrüsen. Zudem krümmen sich durch den Berührungsreiz die Tentakel und drücken so die gefangenen Insekten gegen die Blattfläche, wo sie von den Eiweiß spaltenden Enzymen des abgesonderten Fangsekrets verdaut werden. Übrig bleiben nur die Chitinpanzer der erbeuteten Insekten, die man deshalb häufig auf den Sonnentaublättern liegen sieht. Mit dieser Aktion ergänzt der Sonnentau das spärliche Nährstoffangebot der Moore, vor allem hinsichtlich Stickstoffs und Phosphors.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das getrocknete Kraut bestehend aus den ober- und unterirdischen Teilen der Pflanze (Sonnentaukraut - Droserae herba). Ursprünglich stammte die Droge von den in Europa heimischen Arten, vorwiegend vom Rundblättrigen Sonnentau. Da diese Arten in Europa vom Aussterben bedroht sind, stehen sie heute unter strengem Naturschutz und dürfen nicht mehr gesammelt werden. Als Ersatzdroge wird deshalb Droge aus afrikanischen Wildbeständen angeboten, die vorwiegend von Drosera ramentacea, D. madagascariensis und D. peltata stammt. Da die Drogenbeschaffung nicht mehr gewährleistet ist, werden Fertigarzneimittel mit Sonnentaukraut nur noch sehr eingeschränkt angeboten.
Inhaltsstoffe der Droge
Sonnentaukraut enthält 1,4-Naphthochinon-Derivate (u.a. 7-Methyljuglon, Plumbagin) und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
In den Arzneibüchern (Ph. Eur., DAB, DAC) ist die Qualität von Sonnentaukraut nicht festgelegt. Eine Monographie findet sich im Ergänzungsband zum DAB 6 (Erg. B. 6).
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Sonnentaukraut wurde weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.
Kommission E: bei Krampf- und Reizhusten
Traditionelle Anwendung
Sonnentaukraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG; keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Sonnentaukraut zur Teebereitung
- Drosera homöopathische Urtinktur in Tropfen und Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3- bis 4-mal täglich 1 Tasse Sonnentautee trinken.
Die von der Kommission E empfohlene Dosierung von 3 g Droge pro Tag muss erhöht werden, da die heute zur Verfügung stehende afrikanischen Droge einen tieferen Gehalt an Naphthochinonen aufweist als die europäische Ware. Die Empfehlung heute lautet: je nach Naphthochinongehalt 3 bis 10 g Droge pro Tag.
Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 5 g fein geschnittenes Sonnentaukraut wird mit siedendem Wasser übergossen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Für die Anwendung von Sonnentaukraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
Kommission E (1984)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen