Botanische Bezeichnung
Traubensilberkerze oder Amerikanisches Wanzenkraut –
Actaea racemosa L.
[Syn. Cimicifuga racemosa (L.) Nutt.]
Familie
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Traubensilberkerze ist im östlichen Nordamerika und Kanada beheimatet und wächst dort in schattigen Laubwäldern, heute auch in Europa. Die nordamerikanischen Indianer verwenden den Wurzelstock in Scheiben geschnitten für sehr unterschiedliche Krankheiten. Wegen der wachsenden arzneilichen Bedeutung und einem in der Folge davon wachsenden Bedarf gehört sie heute zu den gefährdeten Spezies und sollte eigentlich für diesen Zweck kultiviert werden. Bei uns ist sie auch als Zierpflanze in Gärten und Parks anzutreffen.
Der Gattungsname Actaea leitet sich ab vom griechischen Namen für Holunder (= ‚aktaia’). Viel aussagekräftiger ist der Gattungsname Cimicifuga. Er leitet sich ab von lat.: ‚cimex (Gen. cimicis)’ (= Wanze), in der Kombination mit –fuga (von lat. ‚fugare’ = in die Flucht schlagen) bedeutet das, dass man mit ihr die Wanzen vertreiben kann. Für diese Eigenschaft wird der intensive Geruch der Pflanze verantwortlich gemacht, im Namen „Wanzenkraut“ spiegelt sich diese Eigenschaft deutlich wider. Das Artepitheton racemosa nimmt auf die großen traubigen Blütenstände der üppig weiß, fast silbrig blühenden Pflanze Bezug.
Die zahlreichen kleinen weißen Blüten mit ihren herausragenden Staubblättern sitzen in großen Trauben endständig an bis zu 2 m hohen Stängeln, die aus dem Laub der Blätter weit herausragen. Die Blätter sind doppelt bis dreifach gefiedert, die einzelnen Fiederblättchen sind länglich und scharf gesägt. Blütezeit ist Juni bis Juli.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die unterirdischen Teile der Pflanze, bestehend aus Wurzelstock (Rhizom) und Wurzel (Cimicifugawurzelstock - Cimicifugae rhizoma). Sie werden nach der Fruchtreife ausgegraben, gewaschen und getrocknet.
Die Droge stammt aus Wildsammlungen in bestimmten Gebieten der USA und Kanadas.
Inhaltsstoffe der Droge
Traubensilberkerzen-Wurzelstock (Cimicifugawurzelstock) enthält Triterpenglykoside und Phenylpropanderivate.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Cimicifugawurzelstocks (Cimicifugae rhizoma) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Traubensilberkerzen-Wurzelstock zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen und übermäßiges Schwitzen als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert.
ESCOP: klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen, starkes Schwitzen, Schlafstörungen und nervöse Reizbarkeit
Kommission E: prämenstruelle und dysmenorrhoische sowie klimakterisch bedingte neurovegetative Beschwerden
Durch klinische Daten belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): zur Linderung von psychischen und neurovegetativen Beschwerden, bedingt durch die Wechseljahre.
Traditionelle Anwendung
Traubensilberkerzen-Wurzelstock erhielt keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG; siehe „Anerkannte medizinische Anwendung“.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Traubensilberkerzen-Trockenextrakte (Cimicifuga-Trockenextrakte) in Tabletten und Kapseln
- Tinktur in Tropfen
- Cimicifuga racemosa homöopathische Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten, soll Traubensilberkerzen-Wurzelstock nur in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Bereitung eines Teeaufgusses
Von der Bereitung eines Teeaufgusses von Traubensilberkerzen-Wurzelstock ist abzuraten.
Hinweise
Patientinnen mit Leberfunktionsstörungen sollen Silbertraubenkerzen-Wurzelstock mit Bedacht einnehmen und die Einnahme beenden, sobald Symptome einer Leberstörung auftreten (Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gerbfärbung der Haut/Augen oder massive Oberbauchbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen und dunkel gefärbtem Urin). Dann ist sofort ärztlicher Rat einzuholen, ebenso wenn Vaginalblutungen auftreten.
Traubensilberkerzen-Wurzelstock soll nicht zusammen mit Östrogenen eingenommen werden. Auch sollen Patientinnen, die wegen eines östrogenabhängigen Tumors (z. B. Brustkrebs) behandelt werden oder wurden, Traubensilberkerzen-Wurzelstock nicht ohne ärztlichen Rat einnehmen.
Von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.
Nebenwirkungen
Es wurden lebertoxische Reaktionen (Hepatitis, Gelbsucht, Störungen des Leberfunktionstests) beobachtet (Häufigkeit nicht bekannt). Auch traten vereinzelt Hautreaktionen, Gesichtsschwellungen und gastrointestinale Beschwerden wie dyspeptische Beschwerden und Durchfall auf.
Wechselwirkungen
Nicht bekannt
Literaturhinweise
Drogenmonographien
HMPC (2018), ESCOP (2011), Kommission E (1989), WHO Vol. 2
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Cimicifugawurzelstock, Nr. 2069)